Wegen der schleppenden Ticketerstattung bei stornierten Flügen hat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Klage gegen die Lufthansa eingereicht. Hintergrund ist, dass die Fluglinie seit dem Frühjahr in Deutschland Millionen Tickets storniert, aber nicht fristgemäß erstattet hat. Bis heute (Stand Mittwoch) warten nach Angaben des Konzerns deshalb noch rund 700 000 Ticketbesitzer auf ihr Geld. Die Gesamtsumme der aufgelaufenen Rückerstattungen beträgt noch rund 300 Millionen Euro.

Verbraucherschützer stören sich aber nicht nur an den ausbleibenden Zahlungen, sondern kritisieren insbesondere die "Desinformationskampagne" der Fluglinie: Anstatt ihre Kunden offen und transparent über ihr Recht auf Erstattung zu infomieren, würde die Lufthansa stattdessen Umbuchungen oder Gutscheine anbieten - und die Kunden letztlich täuschen.

Denn Verbraucher, die bereits einer Umbuchung oder einer Gutscheinlösung zugestimmt haben, können grundsätzlich nicht mehr auf die Rückerstattung des Kaufpreises pochen. Oliver Buttler, Reiseexperte der Verbraucherzentrale, betont gegenüber €uro am Sonntag aber: "Wenn jedoch der Anbieter Reisende falsch oder gar nicht über die Rückerstattung informiert und Reisende somit über die eigentlichen rechtlichen Rückzahlungsbedingungen in die Irre geführt werden, so haben diese Kunden selbstverständlich einen Anspruch auf Rückerstattung in Geld." Abschließend werden das aber nur die Gerichte klären können. Die Verbraucherschützer sind mit ihrer Geduld jedenfalls am Ende.

Kranich in der Krise


Die Verzögerungstaktik bei der Rückzahlung der Ticketpreise steht im Zusammenhang mit den drastischen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Flugbranche. Erst vergangene Woche musste der Kranich-Konzern seine ursprüngliche Prognose für die Erholung des Luftverkehrs revidieren: Bisher war die Airline davon ausgegangen, dass die Nachfrage bis Ende des Jahres auf etwa die Hälfte des Niveaus von Ende 2019 zurückkehrt. Mittlerweile rechnet man aber nur noch mit einem Niveau von 20 bis 30 Prozent. Die Folgen: Mehr als 25 000 Arbeitsplätze stehen zur Disposition; etwa 150 Flugzeuge sollen eingemottet werden; selbst den Flugschülern wurde nahegelegt, ihre Ausbildung abzubrechen.

Trotz dieser eingeleiteten Schrumpfkur schreibt die Lufthansa 500 Millionen Euro Verlust - pro Monat. Ohne die staatliche Beteiligung in Milliardenhöhe wäre sie längst pleite. Bis zum Winter will der Konzern das Minus zwar auf 400 Millionen Euro im Monat senken - die geplante Rückzahlung der Kredite bis 2023 scheint aber immer fraglicher. Kein Wunder, dass bei diesen Zukunftsaussichten Ticketerstattungen nicht an erster Stelle stehen.