Dario Mazzotta hält Studentenwohnungen für ein geniales Investment. Für Anleger sieht der Geschäftsführer des Immobiliendienstleisters 2dm nur Vorteile: Die Bürgschaft der Eltern sichere, dass die Miete gezahlt wird, und für wenig Quadratmeter ließen sich generell höhere Mieten durchsetzen.

Zudem erleichtern rasche Wechsel Mieterhöhungen. Ist die Wohnung (teil)möbliert, gilt dafür weder Mietpreisspiegel noch Mietpreisbremse. Selbst die Nachfrage scheint gesichert: Seit Jahren steigt die Zahl der Erstsemester. Derzeit sind 2,8 Millionen Studenten (2004: 2,0 Millionen) an den gut 400 deutschen Hochschulen eingeschrieben. So viele wie nie. Studentenbuden - ein Selbstläufer für Investoren und Kapitalanleger?

Auf jeden Fall wächst der Markt, vor allem in den 30 Städten mit der höchsten Anzahl Studierender. Dort hat sich nach Analyse des Immobiliendienstleisters Savills die Zahl der Apartments in privater Trägerschaft seit 2010 auf heute 25 000 mehr als verdoppelt. Vergangenes Jahr wurden bundesweit Studentenapartments für mehr als 220 Millionen Euro verkauft, mehr als doppelt so viele wie 2013.

Bis 2020 sind rund 16 000 weitere Apartments geplant. Unternehmen wie Campus Viva, Lambert Holding und Uni Apart werben um Anleger, die in Studentenwohnanlagen in Berlin, Bayreuth, Essen, Heidelberg, Köln, Neu-Ulm, Offenbach, Ravensburg und Regensburg investieren.

Kapitalanleger können zwischen mehreren Standorten und Konzepten wählen: Zum Beispiel kann bei der I-Live-Holding, die in Deutschland und Österreich Studentenapartments anbietet, zur Wohnung das komplette Miet- und Verwaltungsmanagement dazugekauft werden. Campus Viva bietet auf Wunsch zumindest eine Erst- und Folgevermietung an, während bei der Lambert Holding Apartments auch ohne Zusatzleistungen gekauft werden können. Investoren können je nach Lage mit einer Mietrendite von vier bis zu 6,5 Prozent im Jahr rechnen. Doch Vorsicht: Einnahmen aus Vermietungen werden mit dem persönlichen Steuersatz besteuert, was schlimmstenfalls die Rendite fast halbiert.

Unterschiedliche Konzepte



Auch für die Mieter unterscheiden sich die Konzepte der Anbieter. Campus Viva, GBI (tritt unter der Marke Smartments auf), International Campus (Marke: The Fizz), The Flag und Youniq AG werben mit Rundum-service: komplett möbliertes Zimmer plus Dachgarten, Minishop, Fitnessräume, Waschsalons und mehr im Haus. Heißt für Investoren: Es kann auch viel kaputt gehen, wofür die Gemeinschaft der Eigentümer zahlen müsste. Bei I-Live-Holding, MPC Capital (Marke: Staytoo) und der Firma Classic beschränkt sich die Ausstattung auf Küchenzeile und Bad.

Das Analysehaus Bulwiengesa untersucht jährlich die Attraktivität von Unistädten mit mehr als 7000 Studenten und hielt bereits 2012 die meisten guten Standorte für besetzt. Analysten von Savills warnen in einer Studie direkt vor einem Überangebot: Zu viele Anbieter konkurrierten um das kleine Marktsegment von Studenten mit vierstelligem monatlichen Budget.

In Regensburg etwa gäben nur rund 2000 Studenten mehr als 450 Euro für ihre Warmmiete aus. Deren Nachfrage sei schon zur Hälfte gedeckt. Nach Abschluss geplanter Bauvorhaben liege die Marktsättigung sogar bei 56 Prozent. Immer mehr Akteure, auch ausländische, drängen auf den deutschen Markt. "Für sie alle ist das Hochpreissegment nicht groß genug", warnt Matthias Pink, Leiter der Savills-Studie.

Aktuell geben nur zehn Prozent der Studenten über 450 Euro für ihre Warmmiete aus - und viele, die das Geld haben, wollen gar nicht in eine Studentenwohnanlage. Nächstes Pro-blem: Die Zahl der Studenten sinkt. Die Kultusminister der Länder rechnen bis 2020 mit jährlich 485 000 (statt wie heute 500 000) Studienanfängern.

Günstiger oder flexibler



Studenten mit mittlerem Budget fallen heute in die Versorgungslücke zwischen öffentlich geförderten Wohnheimen für Studenten mit geringem Einkommen und teuren Apartments - sie suchen dringend Wohnraum. Zweite Möglichkeit: weitere Zielgruppen für Mikrowohnen erschließen. Das können Geschäftsreisende oder Pendler sein. Der Anbieter Mondial konzipiert Studentenapartments so, dass sie sich in altersgerechte Wohnungen umgestalten lassen. Privatanleger können beide Wege verbinden, indem sie eine Wohnung abseits von Studentenanlagen kaufen. Mit einer zentral gelegenen Einzimmerwohnung erreichen sie alle, die allein leben wollen. Und eine Wohnung, die sich für eine Wohngemeinschaft eignet, kommt auch bei Familien gut an.