Ein Rücktritt, der alles verändern könnte: Trump will Powell stürzen und das Zinssystem umkrempeln. Droht der Super-GAU an den Märkten?
Powell tritt zurück?
Jerome Powell wirft das Handtuch. Nach monatelangem Trommelfeuer aus dem Trump-Lager will der Chef der US-Notenbank zurücktreten. Das hat William J. Pulte, Chairman von Fannie Mae und Freddie Mac, bestätigt – und sieht darin eine Chance für die US-Wirtschaft.
„Die Meldungen, dass Jerome Powell über einen Rücktritt nachdenkt, machen mir Hoffnung. Das wäre die richtige Entscheidung für Amerika – und könnte der Startschuss für einen neuen Wirtschaftsboom sein“, erklärte Pulte in einer Mitteilung.
Doch ob der Boom wirklich kommt, ist alles andere als sicher. An den Finanzmärkten herrscht Nervosität: Die Renditen für US-Staatsanleihen schossen am Freitag auf Tageshöchststände. Anleger glauben offenbar nicht, dass Powells Abgang automatisch die Zinsen senkt oder die Konjunktur beflügelt.
Trump rechnet ab
Donald Trump hat Powell in den vergangenen Monaten regelrecht vor sich hergetrieben. Der Ex-Präsident fordert eine brachiale Zinssenkung um 300 Basispunkte. Laut Trump würde das den USA „360 Milliarden Dollar pro Punkt und Jahr“ sparen – insgesamt also über eine Billion Dollar.
Das Problem: Trumps Rechenmodell ist eher politischer Populismus als seriöse Wirtschaftsanalyse. Denn seine Kalkulation basiert auf einer US-Schuldensumme von 36 Billionen Dollar – darin stecken aber auch interne Staatsschulden, die für die Zinslast gar keine Rolle spielen. Experten verweisen darauf, dass nur rund 29 Billionen Dollar tatsächlich von der Öffentlichkeit gehalten werden und somit Zinskosten verursachen.
Abrechnung
Powell musste sich zudem wegen einer 2,5 Milliarden Dollar teuren Renovierung des Eccles Buildings in Washington rechtfertigen – dem Hauptsitz der Fed. Das Weiße Haus schoss scharf gegen das Prestigeprojekt und warf Powell Verschwendung vor, während die Zinsen auf Rekordhöhen stehen.
Die politische Dauerfehde zwischen Trump und Powell schwelt bereits seit über einem Jahr. Nun scheint der Druck zu groß geworden zu sein. Offiziell hat Powell seinen Rücktritt noch nicht verkündet, doch hinter den Kulissen laufen offenbar die Vorbereitungen.
Ob sein Abgang tatsächlich der von Pulte versprochene Startschuss für einen Wirtschaftsboom wird, bleibt offen. Sicher ist nur: Mit einem Trump-freundlicheren Fed-Chef dürfte es künftig massiven Druck geben, die Zinsen rasch und kräftig zu senken – was wiederum die Inflation neu anheizen könnte.
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