Die Börsen geraten zunehmend unter Druck. Vieles deutet auf eine laufende Korrektur hin. Doch dahinter verbirgt sich ein Risiko, das manche Anleger unterschätzen. Ein genauer Blick auf die Mechanik zeigt: Das Abwärtspotenzial ist strukturell größer als von vielen vermutet.
Was derzeit wie eine normale Marktkorrektur erscheint, könnte sich als Vorbote einer deutlich schärferen Abwärtsbewegung entpuppen. Denn parallel zu den fallenden Kursen offenbart sich eine brisante Gemengelage aus historisch hoher Kreditfinanzierung von Aktienkäufen, sinkender Risikowahrnehmung und zunehmender Nervosität im Kreditmarkt. Genau diese Konstellation ging in der Vergangenheit häufig größeren Einbrüchen voraus. Die aktuelle Schwäche ist daher womöglich kein vorübergehendes Luftholen – sondern Ausdruck eines systemischen Ungleichgewichts, das noch gefährlich werden kann.
Unerkanntes Risiko für die Börse
Die jüngsten Daten zeigen ein beunruhigendes Bild: An der US-Börse ist die sogenannte "Margin Debt" – also Gelder, die Anleger sich leihen, um Aktien zu kaufen – zuletzt auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Laut einem aktuellen Bericht der Regulierungsbehörde FINRA belief sich das Volumen im Oktober 2025 auf über 1,18 Billionen US-Dollar. Historisch haben solche Leverage-Spitzen oft den Wendepunkt in Bullenmärkten markiert und gingen großen Rücksetzern voraus. Darum wäre - historisch gesehen - ein deutlicher Einbruch nur eine Frage der Zeit. Womöglich sehen wir jetzt gerade den Anfang davon.
Dazu kommt eine zunehmende Schwäche im Kreditmarkt: Dort weiteten sich etwa die Spreads für Unternehmensanleihen ebenfalls deutlich aus — ein Signal, das zu erhöhter Vorsicht mahnt.
Der Mechanismus dahinter ist simpel, aber wirkungsvoll
Je mehr Anleger über Kredit („Margin“) in den Markt gehen, desto größer ist der Hebel bei steigenden Kursen — und desto gravierender die Auswirkungen, wenn die Kurse fallen. Ein Rückgang der Kurse zieht dann oft Marginschließungen („Margin Calls“) nach sich, kann Verkäufe erzwingen und eine Kettenreaktion auslösen.
Auch der Boom im Bereich "Private Credit" – also Kredite außerhalb klassischer Banken – wird inzwischen von Marktbeobachtern als stiller Gefahrenherd gesehen. Denn viel US-Konsumenten sind jetzt schon überbordend verschuldet.
Diese Kombination aus einem hohen Verschuldungsgrad bei Anlegern, zu günstig bepreisten Risiken und zunehmender Kreditinstabilität im gesamten System, lässt eine entscheidende Frage aufkommen: Wann setzt die nächste Phase der Marktkorrektur ein? Denn in früheren Zyklen markierten ähnliche Entwicklungen den Wendepunkt: Immer dann, wenn die Margin Debt historische Höchststände erreichte, war sie ein nahezu sicherer Indikator für eine darauffolgende, größere Marktkorrektur.
Für Investoren heißt das noch nicht zwingend, dass jetzt ein Crash bevorsteht. Aber die Wahrscheinlichkeit eines spürbaren Rücksetzers steigt gerade deutlich. In einem Umfeld mit enger Bewertungsspanne und hohem Leverage könnten weitere negative Überraschungen drohen.
Anleger sollten daher auch defensive Szenarien in ihren Planungshorizont aufnehmen, nicht nur auf weiteres Wachstum setzen. Wer zudem mit etwas Cash in so eine Korrektur geht, kann dann auch umso günstige wieder einkaufen.
Chartanalyse für den S&P 500
Setzt sich die vor rund drei Wochen begonnene Abwärtsbewegung weiter fort – und dafür gibt es ein paar gute Gründe – wäre es nicht ungewöhnlich, wenn der S&P 500 bis auf ein Niveau von rund 6.150 Punkten absackt. Falls diese Marke allerdings ebenfalls fällt, müssten sich Anleger warm anziehen - und sich in Gedanken sogar schon mal mit 5.600 Punkten auseinandersetzen.
Was könnten vorsichtige Anleger nun tun?
In solch turbulenten Phasen ist es für Anleger wichtig, ihr Vermögen zu schützen und etwaige Buchgewinne nicht gänzlich zu verspielen (auch wenn sie sich gerade noch ärgern, womöglich ein Allzeithoch zum Ausstieg verpasst zu haben). Ein Anleger macht in der aktuellen Phase wohl nichts falsch, wenn seinen Aktienanteil im Depot nun etwas stärker reduziert (z.B. auf 50 Prozent) und die frei gewordenen Mittel einerseits in Gold und andererseits in stabile Währungen wie den Schweizer Franken parkt. Entsprechend ist unser Artikel vom 19.11.2025 betreffend Schweizer Franken (CHF) für Anleger nun von besonderem Interesse.
Zudem gilt: Wer mit ausreichend Cash in so eine Korrektur geht, kann danach auch umso günstiger wieder einkaufen.
Anleger, die nicht auf Einzelaktien setzen wollen, werden vermutlich mit dem «Stabile Werte Index» glücklicher.
Sie wollen wissen, wo sie Ihre Aktien am günstigsten handeln können? Dann ist unser Broker-Vergleich Ihre nächste Lektüre.
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