Der Kommentar vom Chef der amerikanischen Notenbank, Jerome Powell, ließ die Aktienmärkte gestern ordentlich erzittern. Ist die Hoffnung auf eine Jahresendrallye jetzt passé? 

Die Stimmung war so gut: Bei der jüngsten Notenbanksitzung Anfang November verkündete die amerikanische Notenbank, dass sie den Leitzins zunächst unverändert lässt. Das sorgte für Optimismus an den Aktienmärkten und Anleger schöpften endlich wieder Hoffnung.

Diese Hoffnung wurde am gestrigen Donnerstag allerdings getrübt. Denn da hielt der Chef der Fed, Jerome Powell, bei der Konferenz des Internationalen Währungsfonds eine Rede und wirkte auf die Anleger äußerst restriktiv. Er betonte, dass die Notenbank „nicht zögern“ werde, die Geldpolitik bei Bedarf wieder zu Straffen und dass die Bekämpfung der Inflation „noch einen langen Weg vor sich“ habe. Das sind nicht unbedingt gravierende Neuigkeiten zu dem, was die amerikanische Notenbank schon bei der jüngsten Sitzung verkündete, doch Anlegern viel vor allem der deutlich restriktivere Tonfall von Powells Bemerkungen auf.

Notenbankchef Powell trübt Hoffnung – so reagieren die Aktienmärkte

Powells Kommentar zeigte direkt Wirkung. Denn der S&P 500 fiel um 0,8 Prozent und beendete damit eine achttägige Siegesserie. „Powell schien einige seiner gemäßigten Äußerungen der letzten Woche zu korrigieren und zu der Idee zurückzukehren, dass die Fed bereit ist, die Zinsen bei Bedarf erneut anzuheben“, erklärte Charlie Ripley, leitender Anlagestratege bei Allianz Investment Management, gegenüber Reuters.

Sonal Desai, Chief Investment Officer von Franklin Templeton Fixed Income, schloss sich dieser Meinung an und sagte, die Fed versuche, „einen Überschwang“ zu beruhigen, den sie unbeabsichtigt auf den Märkten geschaffen habe. „Die Erholung der Märkte sowohl bei Aktien als auch bei festverzinslichen Wertpapieren hat die Verschärfung der finanziellen Bedingungen weitgehend aufgehoben“, sagte Desai gegenüber Reuters. „Hier wehrt sich Powell gegen die Märkte und versucht, ihm die Worte ‚Mission erfüllt‘ in den Mund zu legen.“

Sollten sich Anleger also vor verfrühtem Optimismus hüten? „Vorsitzender Powell warnte die Anleger, die angesichts der Aussicht auf Zinssenkungen im nächsten Jahr zu optimistisch sind“, so Jeffrey Roach, Chefökonom von LPL Financial, in einer Notiz. Allerdings „sollten die Inflationsdaten nächste Woche eine gewisse Beruhigung für die Märkte bringen, da die Gesamtinflation aufgrund der sinkenden Energiepreise wahrscheinlich gedämpft sein wird.“

Mit Material von rtr

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