Die EZB erhöht die Zinsen wie erwartet um weitere 0,25 Prozentpunkte auf die neue Spanne von 3,25 bis 3,50 Prozent. Doch so stark reagieren jetzt Aktien an der Börse.

Die EZB setzt ihren Zinserhöhungskurs im Kampf gegen die Inflation mit einer erneuten Anhebung der Schlüsselsätze fort. Die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag, wie schon im Mai die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte hoch zu setzen. Das ist bereits die achte Anhebung in Folge, seit die Notenbank im vergangenen Sommer nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik auf einen Straffungskurs umgeschwenkt war. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit künftig bei 3,50 Prozent - das höchste Niveau seit 22 Jahren. Die EZB teilte zudem mit, dass die künftigen Beschlüsse des EZB-Rats dafür sorgen werden, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden. Dies soll eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Zwei-Prozent-Ziel ermöglichen.

Die Euro-Wächter haben damit seit dem vergangenen Sommer die Schlüsselsätze um insgesamt 4,00 Prozentpunkte angehoben. Die Arbeit der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Inflation in der 20-Ländergemeinschaft ist aber voraussichtlich noch nicht erledigt, obgleich der Zinsgipfel nach Einschätzung von Volkswirten immer näher rückt. Denn die Inflation lag mit 6,1 Prozent im Mai zuletzt immer noch klar über der von der Notenbank angestrebten Zielmarke von zwei Prozent. Die viel beachtete Kernrate, bei der die schwankungsreichen Energie- und Rohstoffpreise herausgerechnet sind, beginnt zudem erst, sich langsam abzuschwächen. Mit 5,3 Prozent im Mai ist sie ebenfalls noch deutlich zu hoch. Die Kernrate gilt als guter Indikator für die zugrundeliegenden Inflationstrends und wird deshalb von den Währungshütern genau verfolgt.

So reagieren DAX, Euro Stoxx, der Euro, Gold, Silber, Kryptowährungen und die Wall Street

Nach dem gestrigen Rekordhoch gab es beim DAX gestern Abend den "Fed-Dämpfer". Heute notierte der DAX vor der EZB-Entscheidung 0,6 Prozent im Minus bei 16.220 Punkten. Nach der Entscheidung von EZB-Chefin Christine Lagarde zeigte sich der DAX wenig bewegt und verharrte bei 16.220 Punkten. Denn die Entscheidung der EZB war so erwartet worden. Zwischenzeitlich hing der DAX etwas durch, kann sich bis 15 Uhr aber wieder berappeln.

Der TecDAX war sogar mit 0,9 Prozent im Minus und blieb in den ersten Minuten nach der Zins-Verkündung ebenfalls unbewegt.

Die Wall Street hatte den "Fed-Dämpfer" gestern ganz gut weggesteckt, zeigte sich aber heute vorbörslich schwach. Die Dow Jones Futures lagen 0,2 Prozent im Minus bei 33.935 Punkten, der S&P 500 war 0,5 Prozent im Minus bei 4.360 Zählern und die Nasdaq lag sogar 0,9 Prozent im Minus bei 14.915 Punkten. 

Der Euro war gestern aufgrund des wiedererstarkten nur noch leicht gestiegen. Heute gab er im Vorfeld der EZB 0,15 Prozent auf 1,082 Dollar ab. Nach der EZB-Entscheidung wurde er stärker und legte auf plus 0,1 Prozent zu.

Gold und Silber sanken stark um 0,8 Prozent, bzw. 2,6 Prozent.

Die Kryptowährungen hatten gestern durch die Zinspolitik der Fed bereits einen herben Dämpfer erhalten und waren gefallen. Heute gaben Bitcoin und Ethereum zunächst um jeweils etwas mehr als ein halbes Prozent nach.

Insgesamt reagierten die Börsen sehr wenig auf die Entscheidung der EZB: Zwischenzeitlich gab es zwischen 14 Uhr und 15 Uhr einen kleinen Abverkauf, doch bis 15 Uhr sind alle Assets wieder auf den Stand von vor der EZB-Verkündung zurückgekehrt. Lediglich der Euro ist jetzt deutlich stärker bei plus 0,4 Prozent und somit 1,085 Dollar.

Wichtig für Anleger: Direkt nach den Entscheidungen der Notenbanken kommt es erstmal zu erhöhter Volatilität. Schließlich müssen sich Trader und Institutionelle erstmal wieder richtig positionieren. Ab 14:45 gibt es zudem noch die Presse-Konferenz von EZB-Chefin Christine Lagarde, welche ebenfalls nochmal Bewegung in die Märkte bringen kann.

(Mit Material von Reuters)