Wie erwartet lässt die US-Notenbank Federal Reserve ihren Leitzins wieder unangetastet. Offiziell bleibt es beim Korridor von 4,25–4,50 %. Doch was auf den ersten Blick wie geldpolitische Ruhe wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als gefährliches Spiel mit der Zeit – und den Märkten.

Denn während Fed-Chef Jerome Powell in seiner heutigen Pressekonferenz wohl wieder das Mantra von „Datenabhängigkeit“ und „Inflationskontrolle“ predigen wird, haben die Märkte längst eine andere Geschichte geschrieben: Sie preisen für Juni noch eine mögliche Zinssenkung mit rund 30 % Wahrscheinlichkeit ein. Und genau hier beginnt das Spiel mit dem Feuer.

Die Fed hat gesprochen!

Die Federal Reserve hat gesprochen – und hinterlässt einen gefährlich trügerischen Eindruck: Alles ruhig, alles stabil, alles unter Kontrolle. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Fed setzt auf Stillstand – und genau das macht sie so brandgefährlich.

Zum dritten Mal in Folge bleibt der Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 %. Klingt harmlos. Ist es nicht. Denn während die Notenbank die Fassade der Stabilität pflegt, brodelt es hinter den Kulissen der Weltwirtschaft lichterloh. Inflation? Hoch. Arbeitsmarkt? Wackelt. Handelsbeziehungen? Ein Pulverfass. Und mittendrin: ein Markt, der nach Orientierung schreit – und keine bekommt.

Zinspause oder Zitterpartie?

Was heute wie ein geldpolitisches „Weiter so“ aussieht, könnte sich morgen als strategischer Blindflug entpuppen. Denn die Fed manövriert in einem brisanten Spannungsfeld: Inflation, die nicht weichen will. Ein Arbeitsmarkt, der an Elastizität verliert. Und eine Konjunktur, die mit angezogener Handbremse unterwegs ist. Powell spricht von Vorsicht – die Märkte hören Unsicherheit. Das ist nicht dasselbe.

„Die Unsicherheit über den wirtschaftlichen Ausblick hat weiter zugenommen.“ So trocken steht es im offiziellen Statement. Doch was das wirklich heißt: Die Fed tappt im Dunkeln – und jeder Anleger sollte gewarnt sein.

Das toxische Trio: Zölle, Trump, Teuerung

Hinzu kommt geopolitischer Zündstoff. Trumps Rückkehr auf die politische Bühne sorgt für maximalen Unruhefaktor. Neue Zölle, alte Feindbilder – das Klima wird rauer, nicht stabiler. Gleichzeitig steigt der Preisdruck wieder. Die Inflation verharrt über 2 %, während die Fed weiter zögert. Und der Arbeitsmarkt? Laut Fed zwar „solide“, doch Stimmen aus dem Inneren wie Neel Kashkari und Christopher Waller schlagen Alarm: Unternehmen bereiten Stellenstreichungen vor – ein Frühindikator für echte Risiken.

Powell bleibt cool – doch die Märkte sind nervös

Jerome Powell gibt sich unbeirrt. Keine voreiligen Zinssenkungen, keine Klarheit über die nächsten Schritte. Die Folge: ein Spagat, der die Märkte gefährlich ins Schlingern bringt. Denn während die Fed sich Zeit erkauft, laufen die Erwartungen in eine andere Richtung: Das CME FedWatch Tool zeigt, dass Anleger bereits im Juni mit einer Zinssenkung rechnen – als sei sie gesetzt.

Doch was passiert, wenn die Senkung ausbleibt? Was, wenn die Inflation anzieht – und gleichzeitig der Arbeitsmarkt kippt? Dann droht das, wovor sich Notenbanker weltweit fürchten: eine geldpolitische Sackgasse.  Fed-Chef Jerome Powell macht klar: Wer auf eine schnelle Zinssenkung hofft, dürfte enttäuscht werden. Die Inflation liegt weiter über dem Ziel – und könnte sogar wieder anziehen. „Wir können nicht auf Verdacht handeln“, sagte Powell. Erst weitere Daten würden zeigen, welcher Kurs der richtige ist. Bis dahin bleibt die Notenbank auf Sichtflug.

Fazit: Das Schweigen der Fed ist kein Zeichen der Stärke

Die US-Notenbank hat heute keine Entwarnung gegeben – im Gegenteil. Sie hat eingeräumt, dass sich die Risiken für Inflation und Arbeitslosigkeit verschärfen. Und trotzdem bleibt sie stumm, fast apathisch – während die Märkte auf klare Signale hoffen.

Wer heute an Zinspause glaubt, sollte sich bewusst sein: Das ist keine Atempause, sondern eine tickende Uhr. Die Märkte sind längst auf dem Pulverfass positioniert – und die Zündschnur ist trocken.

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