Kryptowerte werden auch beim Thema Vermögensnachfolge immer wichtiger. Ein Rechtsexperte erklärt, wie Anleger ihre Zugangsdaten langfristig absichern sollten
Börse Online: Was ist bei der Verwaltung eines digitalen Nachlasses zu beachten, wenn Kryptowerte vorhanden sind?
Kai Sauerwein: Grundsätzlich sind Bitcoin und andere Kryptowerte genauso Teil der Erbmasse wie Bargeld oder andere Wertgegenstände. Die größte Herausforderung liegt darin, den Zugriff der Erben auf die Kryptowerte sicherzustellen.
Was passiert, wenn es dafür keinen klaren Plan gibt?
Ohne ein hinterlegtes Testament oder eine spezielle Verfügung könnte es dazu kommen, dass die Erben keinen Zugriff auf die digitalen Vermögenswerte erhalten. Denn selbst mit Erbschein erhalten Erben zumeist keinen Zugriff auf die Wallets. Dies ist nur mit dem Private Key möglich.
Welche Form der Absicherung ist ratsam?
Damit die Begünstigten Zugriff auf Bitcoin & Co erhalten, sollten künftige Erblasser den privaten Schlüssel sicher aufbewahren und gewährleisten, dass er im Ernstfall zugänglich ist.
Was ist hier ganz konkret wichtig?
Der beste Weg, um sicherzustellen, dass Erben Zugriff auf digitale Vermögenswerte haben, ist für den Todesfall die sichere Weitergabe des privaten Schlüssels und auch der Wiederherstellungsphrase, der sogenannte Seed-Phrase, für Ihr Wallet – unabhängig davon, ob es sich um ein ‚Hot Wallet‘ oder ein ‚Cold Wallet‘ handelt.
Gibt es eine Alternative?
Anstatt Kryptowährungen selbst zu verwahren, kann man das auch bei spezialisierten Plattformen und Clearingstellen tun. Clearingstellen haben sich auf den Transfer und die Verwahrung von digitalen Vermögenswerten fokussiert und bieten zum Teil auch eine Möglichkeit, private Schlüssel und andere wichtige Informationen zu verwahren.
Wie funktioniert das konkret?
Diese Clearingstellen bieten eine Art „Notfallmechanismus“, durch den Ihre Erben Zugang zu Ihren Krypto-Vermögenswerten erhalten. Solche Plattformen agieren als Mittler, die den Zugang zu digitalen Vermögenswerten sichern, ohne dabei die dezentrale Struktur von Kryptowerten zu beeinträchtigen.
Ist dieses Procedere völlig gefahrlos?
Es besteht das Risiko, dass eine Clearingstelle pleitegeht, siehe zum Beispiel der Fall ‚FTX‘ im Jahr 2022.
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Zur Person:
Kai Sauerwein ist Rechtsanwalt in Frankfurt am Main und Mitgründer des Unternehmens Hinterlegungsstelle.de, das digitale Lösungen für die Hinterlegung von Dokumenten im Vorsorgebereich anbietet.