Zahnmonster mit Milliarden-Potenzial?

Ein grinsender Plüschkobold erobert TikTok – und die internationalen Märkte gleich mit. Der chinesische Spielzeughersteller Pop Mart meldet 350 % Gewinnsprung, Anleger stehen Schlange. Ist Labubu nur ein süßer Hype – oder Chinas cleverste Image-Offensive seit Alibaba?

Labubu bringt das Reich der Mitte auf Kuschelkurs

China ist zurück. Nicht mit geopolitischem Säbelrasseln oder Hightech-Schock aus Shenzhen – sondern mit Plüsch. Genauer: Mit einer zahnbewehrten Elfenfigur namens Labubu, halb Albtraum, halb Instagram-Schmuckstück. Und wer glaubt, es handle sich dabei um einen kurzfristigen Hype aus der TikTok-Resterampe, irrt gewaltig. Denn: Labubu ist mehr als Spielzeug. Labubu ist Strategie.

Der Hersteller Pop Mart, an der Börse in Hongkong notiert, meldete diese Woche einen Gewinnsprung von über 350 Prozent – getragen allein vom globalen Labubu-Wahn. In den USA stiegen die Verkäufe im Juni um über 5000 Prozent, Pop Mart ist inzwischen über 40 Milliarden Dollar wert. Ein Unternehmen, das mit Vinylfiguren aus Überraschungsboxen operiert – und dabei Margen einfährt, von denen Hasbro und Mattel nur träumen können.

Von der Resterampe zum Reputationsbooster

In Wahrheit geht es längst um mehr als Merchandise. Labubu ist ein Trostpflaster für Chinas Reputationsmanagement. In einer Welt, in der „Made in China“ zu oft mit „Überwachung“, „Plagiat“ oder „Systemkonflikt“ assoziiert wird, verspricht Labubu etwas anderes: popkulturelle Anschlussfähigkeit.

Das hat Wirkung: Laut einer Studie von Morning Consult genießt China mittlerweile höheres Ansehen als die USA – ein geopolitischer Shift, der unter anderem mit Popkulturphänomenen wie Labubu, aber auch Games („Black Myth: Wukong“) oder Elektroautos (BYD) zu tun hat. Ein neues Soft-Power-Dreigestirn aus Monster, Mythen und Mobilität.

Fashion statt Fabrikhalle

Die Zielgruppe? Frauen unter 35, modeaffin, vernetzt, kaufkräftig. In dieser Demografie ist Labubu längst mehr als Sammelware – es ist Statement, Accessoire und Investitionsobjekt in einem. Sondermodelle erzielen auf dem Sekundärmarkt vierstellige Beträge. Ein 1,30-Meter-Labubu wurde kürzlich in Peking für umgerechnet 120.000 Euro versteigert.

Dazu passt: Pop Mart eröffnet dieser Tage auch Schmuckgeschäfte, bringt Kollaborationen mit Künstlern, Designern und Konzernen wie Disney, Coca-Cola oder dem Louvre. In Berlin macht nächste Woche der erste Flagship-Store auf. Die Schlangen dürften länger werden als bei der iPhone-Premiere 2007.

Investment-Case oder Inflationsblase?

Was heißt das für Anleger? Wer früh dabei war, darf sich freuen: Die Aktie hat sich in zwölf Monaten verfünffacht. Doch Vorsicht: Pop Mart ist kein Value-Play, sondern ein hochvolatiles Wachstumswunder mit Hype-Risiko. Das Unternehmen lebt von künstlicher Verknappung, viralen Trends und jugendlicher Markendynamik – allesamt flüchtige Güter in einer zyklischen Welt.

Aber: Wer an den Aufstieg chinesischer Konsumgütermarken glaubt – und daran, dass China sich als Kulturlieferant statt nur als Werkbank positioniert –, kommt an Pop Mart kaum vorbei. Labubu ist vielleicht nicht der neue Tesla. Aber es ist Chinas Antwort auf Barbie. Und die war auch mal ein spekulativer Spielzeugwert, bevor sie zum Hollywood-Milliardenhit wurde.

Wer zu spät kommt

Labubu ist mehr als ein flauschiges Monster – es ist Chinas strategischer Kuschelkurs mit dem Westen. Wer jetzt investiert, setzt nicht nur auf Pop Mart, sondern auf den nächsten großen Kultur-Export. Doch wer zu spät kommt, bekommt vielleicht nur noch einen Lafufu – und das ist kein Investment, sondern ein Blender.

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