Im Frühjahr war die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt um 1,9 Prozent geschrumpft, da sich die Verbraucher nach der Mehrwertsteuer-Erhöhung mit Käufen zurückhielten. Die neuen Daten schürten die Erwartung, dass Ministerpräsident Shinzo Abe die für kommendes Jahr geplante nochmalige Anhebung wegen der Flaute verschieben, vorgezogene Wahlen ausrufen und neue Konjunkturhilfen beschließen dürfte.

Wirtschaftsminister Akira Amari kündigte an, die Konjunktur mit neuen Maßnahmen zu stützen. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei "sehr hoch". Eine Möglichkeit sei, Geringverdienern zu helfen.

Der japanische Yen fiel wegen der enttäuschenden Daten auf ein Sieben-Jahres-Tief zum Dollar. Die schlechten Nachrichten drückten auch die asiatischen Börsen ins Minus. Vor allem die Anleger in Tokio reagierten enttäuscht: Der Nikkei-Index verbuchte den stärksten Rückgang an einem Handelstag seit August.

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RUFT ABE NEUWAHLEN AUS?

"Das ist absolut nicht die Situation, in der wir über eine Anhebung der Mehrwertsteuer debattieren sollten", sagte Experte Etsuro Honda von der Universität von Shizuoka. Auch in Abes Partei LDP wird laut über eine Verschiebung nachgedacht. "Ich denke, der Ministerpräsident wird die für kommenden Oktober geplante Erhöhung abblasen", sagte ein LDP-Abgeordneter. Der Steuersatz sollte dann auf zehn Prozent steigen, nachdem er bereits im April von fünf auf acht Prozent kletterte. Abe dürfte auch Neuwahlen ausrufen, um mehr Rückhalt für seine Politik zu bekommen. Eine Entscheidung soll noch in dieser Woche fallen.

Abe hatte die Regierung im Dezember 2012 übernommen mit dem Versprechen, durch die nach ihm benannte Politik (Abenomics) die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen - und zwar mit einem Mix aus einer extrem lockeren Geldpolitik, Reformen und Mehrausgaben. Damit sollte die seit Jahren anhaltende Deflation - ein für die Wirtschaft schädlicher Preisverfall auf breiter Front - beendet werden.

Die privaten Konsumausgaben - die für etwa 60 Prozent der Wirtschaft stehen - legten im dritten Quartal mit 0,4 Prozent nur halb so stark zu erwartet. Ein Grund dafür ist, dass die Preise schneller steigen als die Löhne und damit die Kaufkraft der Japaner verringern. Einige Experten sagen aber für das laufende vierte Quartal eine Verbesserung voraus.

Reuters