Griechenland will mit Steuererhöhungen und einer Rentenreform die Gläubiger zu weiteren Milliardenhilfen bewegen und eine Staatspleite abwenden. Pünktlich vor Ablauf eines Ultimatums schickte die Regierung in Athen am Donnerstagabend ihre Vorschläge an die Geldgeber. Vorgesehen ist demnach etwa, die Belastungen für Reedereien zu erhöhen und Steuervergünstigungen für Inseln zu streichen. Im Gegenzug verlangt Griechenland 53,5 Milliarden Euro, um bis 2018 seine Schulden bezahlen zu können. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen am Freitag:



MARCO BARGEL, POSTBANK-CHEFVOLKSWIRT:



"Die Griechen machen einen Schritt auf die Gläubiger zu. Das war nicht zu erwarten nach dem Referendum am Sonntag. Wir sehen eine deutlich gestiegene Chance auf eine Einigung am Wochenende. Griechenland ist offenbar bereit, ein drittes Reformpaket abzuschließen. Die Märkte setzen ganz klar auf einen erfolgreichen Abschluss am Wochenende, wie die Aufwertung des Euro und die höheren Renditen der deutschen Bundesanleihe zeigen.

Aber es bleiben Risiken - etwa unterschiedliche Auffassungen in der Rentenversicherung. Das ist noch nicht in trockenen Tüchern. Aber die Chancen auf eine Einigung sind doch deutlich gestiegen."



JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK:



"Bis auf kosmetische Korrekturen hat die griechische Regierung jetzt die Reformliste eingereicht, die sie ihrer eigenen Bevölkerung vor einer Woche empfohlen hat abzulehnen. Sie kann das ihren Wählern nur verkaufen, wenn sie an anderer Stelle mehr herausholt. Das spricht für weitere Schuldenerleichterungen - sei es in Form niedrigerer Zinsen, längerer Laufzeiten oder einer Absenkung des Rückzahlungsbetrags.

Eine Einigung ist damit etwas wahrscheinlicher geworden - wobei man bedenken sollte, dass diese wohl einen faulen Kompromiss darstellen würde. Denn Griechenland würde wie üblich nur Reformgesetze versprechen. Die wurden bislang häufig nicht umgesetzt. Außerdem wäre das ein Schlag ins Gesicht der Länder, die ihre Hausarbeiten anders als Griechenland gemacht haben und jetzt wie Spanien, Portugal oder Irland wieder wachsen. Ein fauler Kompromiss würde die Reformgegner in vielen Ländern stärken und die Währungsunion damit schwächen."

Reuters