Das Gespenst der Inflation erschreckt erneut die Anleger. Nach Jahren deflationärer Tendenzen zog die Inflation zuletzt wieder deutlich an. Zu Beginn des Jahres meldete das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat), dass die Preise in der Eurozone gegen Ende des vergangenen Jahres so stark gestiegen seien wie seit drei Jahren nicht mehr. Im März hat die Inflationsrate für alle Euroländer mit 1,5 Prozent zwar wieder etwas nachgelassen, im April stieg sie aber überraschend wieder auf fast zwei Prozent. Die Furcht vor einem Preisanstieg ist auf die Tagesordnung zurückgekehrt. Dies gilt erst recht mit Blick auf andere Regionen, insbesondere für die USA. Insgesamt 98 Prozent der von der Bank of America Merrill Lynch weltweit befragten Fondsmanager gehen für die kommenden zwölf Monate jedenfalls von steigenden Inflationsraten aus.

Gerade Anleihen reagieren negativ auf einen Anstieg der Infla-tion. Denn gedanklich gliedert sich deren Kupon in zwei Komponenten. Einerseits in den tatsächlichen Wertzuwachs, der im Wesentlichen von langfristig erwartetem Wirtschaftswachstum abhängt, andererseits in einen Ausgleich für den über die Laufzeit zu erwartenden inflationsbedingten Kaufkraftverlust. Sollte die Inflation im Zeitverlauf über den Erwartungen liegen, fällt der Ausgleich aus Sicht des Anlegers zu gering aus. Zu niedrige Inflationserwartungen können vor allem den langfristig orientierten Rentenanleger teuer zu stehen kommen. So schmälert die Inflation nicht nur den Realzins einer Anleihe, sondern führt über einen Anstieg des Zinsniveaus hinaus auch zu fallenden Anleihekursen.

Dennoch stehen Investoren der Inflation nicht schutzlos gegenüber. Hilfe versprechen etwa inflationsindexierte Anleihen, die auch als Realzinsanleihen bezeichnet werden. Hier werden die Kuponzahlungen und die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals an die tatsächliche Entwicklung der Preissteigerung angepasst. Weil dadurch die Inflationsrisikoprämie entfällt, ist die nominale Rendite inflationsgeschützter Bonds tendenziell etwas niedriger, allerdings auch weniger risikobehaftet. Steigen die Preise, erhöhen sich automatisch auch die realen Zinserträge. Realzinsanleihen bieten daher eine fast perfekte Absicherung gegen die Inflation und weisen zudem eine geringe Korrelation zu anderen Assetklassen auf, weshalb sie im Portfoliokontext risikoreduzierend wirken können.

Inflationsindexierte Anleihen sind eine etablierte Assetklasse und stehen Anlegern bereits seit über 30 Jahren zur Verfügung. Global beträgt ihr Marktwert heute etwa 2,6 Billionen US-Dollar. Neben den USA, Großbritannien und Frankreich zählt Deutschland zu den wichtigsten Emittenten. Anleger können Realzinsanleihen entweder einzeln, über aktiv gemanagte Fonds oder über Exchange Traded Funds (ETFs) erwerben. Letztere können die entsprechenden Märkte effizient, liquide und kostengünstig abdecken. Während das Inflationsrisiko mit Realzinsanleihen eliminiert werden kann, bleibt das Zinsänderungsrisiko allerdings bestehen. Dieses wird dann schlagend, wenn es im Zuge eines Inflationsanstiegs auch zu einem Zinsanstieg kommt, der den Kurs der Anleihen im Portfolio sinken lässt.

Inzwischen gibt es aber ETFs, die sowohl das Inflations- als auch das Zinsrisiko absichern können. Erst im vergangenen Jahr hat zum Beispiel Lyxor mehrere entsprechende Fonds aufgelegt. Ihr Ziel ist es, die Differenz zwischen der Rendite klassischer Staatsanleihen und der Rendite von inflationsgeschützten Staatsanleihen zu isolieren. Dabei wird, vereinfacht ausgedrückt, eine Long-Position in inflationsgeschützten Anleihen sowie eine Short-Position in herkömmlichen Staatsanleihen mit gleicher Laufzeit eingegangen. Mit diesem Konzept lässt sich das Rentenportfolio bei einer Gesamtkostenquote von 0,25 Prozent gegen die Gefahr steigender Inflationserwartungen absichern, ohne das Risiko von Kursverlusten aufgrund steigender Zinsen.

Stefan Kuhn ist Leiter des ETF-Geschäfts von Lyxor im deutschsprachigen Europa. Der Diplom-Kaufmann begann seine Berufslaufbahn 1998 bei JP Morgan. Von 2004 bis 2011 arbeitete Kuhn bei Morgan Stanley. Danach wechselte er zur BNP Paribas, bevor er 2016 zu Lyxor stieß. Lyxor Asset Management mit rund 87 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Société Générale.