BÖRSE ONLINE: Sind chinesische Übernahmeangebote an deutsche Firmen - Beispiel Aixtron - mit Vorsicht zu genießen?


Dirk Müller: Einerseits leben wir in einer Welt, in der Unternehmen vermeintlich global werden, andererseits haben wir aber noch unterschiedliche Staaten und - vielleicht zum Glück - keine globale "OneWorld". Somit gibt es enorme geostrategische Machtinteressen dieser Staaten, die zu ihrer Umsetzung massiv auf die in ihrem Machtbereich ansässige Industrie zurückgreifen. Ein Paradebeispiel sind die USA, wie die Zusammenarbeit der Geheimdienste mit den US-Internetfirmen oder das Vorgehen gegen ausländische Konkurrenten wie Deutsche Bank oder Volkswagen zeigt. Daher ist Industriepolitik ein wesentliches Element der Machtpolitik und kann nicht unter dem Totschlagargument "Globalisierung" ignoriert werden.

Was halten Sie von Chinas Wirtschaft: Ist das Schlimmste dort überstanden?


Im Gegenteil. Es hat noch gar nicht richtig angefangen. Die Magmablase aus Immobilienblase, Fehlinvestitionen und Zombiefirmen wächst rasant weiter. Wir haben allenfalls leichte Vorbeben erlebt. Wann jedoch "The Big One" zu erwarten ist, kann niemand vorhersagen.

Welche Schwellenländer finden Sie außerdem interessant?


Derzeit sehen wir eine globale Abkühlung mit zunehmenden Gefahren für die Weltwirtschaft. In diesem Umfeld sind die Schwellenländer besonders anfällig. Das gilt insbesondere, wenn die USA - entgegen unseren Erwartungen - die Zinsen erhöhen sollten.