Luxus läuft immer - so ließen sich die Perspektiven des Luxussektors über viele Jahre kurz und prägnant zusammenfassen. Doch die Krise hat auch im Luxusgütersegment dafür gesorgt, dass mit einem Schlag alles anders war, als zuvor. Selbstverständlich waren die Reichen und Schönen auch in den Pandemie-Monaten des Jahres 2020 den extravaganten Dingen durchaus zugetan - doch nicht selten fehlte zum Kauf schlichtweg die Gelegenheit. Die Experten der Beratungsgesellschaft Bain & Company rechnen damit, dass der Luxusmarkt erst 2022 oder gar später wieder das Marktvolumen von 2019 erreichen wird. Der Grund: Viele Käufer haben sich in der Vergangenheit in erster Linie auf Reisen etwas gegönnt. Diese Spontankäufe auf den Prachtstraßen dieser Welt oder auch am Flughafen fallen inzwischen weg. Doch die Zäsur hat auch etwas Gutes: Luxusgüterkonzerne sind so dazu gezwungen, bei ihren Vertriebswegen kreativer zu werden. Langfristig könnte sich das für die Branche auszahlen - vor allem im Hinblick auf die Zielgruppe von morgen.

Digitale Vertriebswege profitieren schon heute


Ohnehin können Anleger die von Marktkennern in Aussicht gestellte eher schleppende Erholung durchaus als Chance sehen. Die Bewertungen der großen Luxusgüterkonzerne, wie etwa LVMH, Tiffany oder Kering, sind seit Beginn der Krise zurückgekommen und preisen eine Situation ein, die pessimistischer ist, als die zu erwartende Entwicklung. Für Anleger entstehen dadurch große Chancen. Schon vor der Krise war die Luxusgüter-Branche weniger durch Superreiche getrieben, sondern vor allem durch die aufstrebende Mittelklasse - allen voran aus China. Genau diese Mittelklasse feiert im Reich der Mitte bereits seit einigen Monaten wieder ohne Maske Partys und kann es kaum erwarten, auch international wieder auf Reisen zu gehen.

Die über den Erwartungen liegende Erholung der Wirtschaft Chinas dürfte sich also unmittelbar auf das Geschäft der großen Luxusgüterkonzerne auswirken. Marken, die schon heute digitale Vertriebswege etabliert haben, profitieren unabhängig von den in weiten Teilen noch immer bestehenden Reisebeschränkungen. Für alle anderen Marken dürfte das Geschäft im Laufe des kommenden Jahres wieder stark anziehen. Sobald Impfungen erste Erfolge zeigen und die Reiseaktivität zunimmt, dürften auch Luxusgüter wieder verstärkt gekauft werden. Nach vielen Monaten des Verzichts sind selbst Aufholeffekte nicht ausgeschlossen.

Positive Signale auch in den USA


Auch wenn im Zusammenhang mit der Pandemie oftmals von Insolvenzen und steigenden Arbeitslosenzahlen berichtet wird, so wird doch vergessen, dass es auch in vielen Bereichen Krisengewinner gibt. Gut ausgebildete Menschen aus Asien, die in Zukunftsbranchen tätig sind, dürften ohne nennenswerte ökonomische Folgen durch die Pandemie kommen. Gerade diese Zielgruppe ist für den Luxusgütersektor wichtig. Wie Bain & Company erwartet, könnten rund die Hälfte der Umsätze in der Branche bis 2025 auf die Nachfrage aus China zurückzuführen sein. Der Umstand, dass die Krise im bevölkerungsreichsten Land gut unter Kontrolle ist, sollte das Luxussegment also durchaus stützen.

Auch hierzulande könnte das Geschäft mit dem Luxus im Dezember besser laufen, als erwartet. Die Weihnachtszeit ist traditionell Hochsaison für Luxusgüter. Gut möglich, dass wer es sich leisten kann, 2020 besonders tief ins Portmonee greift, um den Liebsten die Feiertage zu versüßen. Selbiges gilt für die USA: Dort wurde zuletzt bekannt, dass das Nettovermögen der US-Haushalte seit Ausbruch der Pandemie um knapp 20 Prozent gestiegen ist. In der Vergangenheit waren derartige Zuwächse immer ein Hinweis auf ein gesteigertes Konsumverhalten in den darauffolgenden Monaten.

Mehr Argumente für als gegen Luxus-Titel


Nach den Kurskorrekturen können Anleger bei den großen Titeln aus dem Luxusgütersegment wieder zugreifen. Allen voran die robuste Wirtschaft in China und im Rest Asiens macht Hoffnung auf eine Entwicklung, die noch immer über den Markterwartungen liegt. Auch Europa und die USA dürften das Schlimmste hinter sich haben. Auch wenn Luxus-Aktien 2020 haben Federn lassen müssen, so liegt es doch sehr nahe, dass die Branche zügig wieder in die Spur kommt. Luxus läuft eben doch (fast) immer.

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