Die Krise führt dazu, dass sich immer mehr Menschen das Geld im wahrsten Sinne des Wortes unters Kopfkissen legen. Sie horten zunehmend Bargeld: So kletterte der Umlauf von Scheinen und Münzen im Monat März um annähernd 100 Milliarden Euro nach oben. Das ergab eine Studie, welche die Direktbank ING in Auftrag gab. Allein im vergangenen Monat lag das Plus bei 30 Milliarden Euro.

Die Unsicherheit ist weiterhin extrem groß: Anleger scheuen das Risiko, das Vertrauen in die Märkte fehlt. Woher soll es auch kommen? Aktuell wirken zwei Kräfte. Auf der einen Seite die Fiskal- und Geldpolitik: Billionen werden in die Märkte gepumpt, die Zinsen befinden sich auf historischen Tiefs. Das befeuert die Aktienbörsen. Auf der anderen Seite steht die Wirtschaft in der realen Welt. Die liegt am Boden, viele Unternehmen kämpfen ums Überleben. Wie hart es die Firmen bislang schon getroffen hat, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Dann präsentieren sie die Zahlen für das erste Quartal. Bei den meisten wird die Corona-Krise tiefe Löcher in die Bilanz reißen. Einen Vorgeschmack, wie düster es aussieht, lieferte bereits die Lufthansa. Operativ rutschte die Kranich-Airline mit 1,2 Milliarden Euro in die Miesen. Beim Sportartikelhersteller Adidas wird auch das zweite Quartal richtig schlecht: Um über 40 Prozent soll der Umsatz niedriger ausfallen. Operativ gleiten die erfolgsverwöhnten Herzogenauracher dann wohl in die roten Zahlen. Obwohl sie noch den Onlinekanal haben, über den sie ihre Produkte verkaufen können - vielen anderen Gesellschaften fehlt diese Möglichkeit. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Positive Überraschungen wird es kaum geben.

Export sackt ab


Die Rahmendaten sind desaströs: Das Konsumklima in Deutschland sackte auf ein Rekordtief und laut Ifo-Institut ist die Stimmung bei den Exporteuren im freien Fall. In vielen Branchen seien die Erwartungen auf neue Tiefstände gesunken. Für den April stürzten sie laut Präsident Clemens Fuest von minus 19 Punkte auf minus 50 Punkte ab - der niedrigste jemals gemessene Wert. Vor allem wichtige Branchen wie der Fahrzeug- und Maschinenbau und die Elektrotechnik sind betroffen. Umso erstaunlicher, dass sich die Märkte immer noch so gut halten. Vor allem in den USA haben die Indizes bislang kaum nachgegeben: Gerade mal etwas mehr als zwölf Prozent hat der Technologieindex Nasdaq gegenüber dem Allzeithoch eingebüßt. Der Dow Jones liegt nicht mal 20 Prozent unter seinem Höchststand.

Mittlerweile haben sich in den USA mehr als 26 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, die Industrieproduktion dort ist auf den tiefsten Wert seit 74 Jahren abgerutscht. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse für das kommende Jahr sind so hoch wie lange nicht. Doch selbst der Absturz des Ölpreises - die Sorte WTI rutschte vergangene Woche ins Minus (siehe Titelthema Seite 10) - verunsicherte die Börse nur kurzzeitig. Aktuell behält der Optimismus an den Märkten die Oberhand. Der Grund ist einfach: Die Notenbanken spülen immer noch viel Geld in die Märkte. Billionen fließen in alle erdenklichen Ecken der Wirtschaft. Die USA sind dabei Spiegelbild anderer Länder: Zuletzt weitete Japan sein Programm zum Kauf von Firmenanleihen und Geldmarktpapieren auf rund 171 Milliarden Euro aus.

Ein bekannter Spruch besagt: Don’t fight the Fed - kämpfe nicht gegen die US-Zentralbank an, denn letztlich zeichnet sie den Weg für die Börse vor. Doch vieles ist in dieser Krise anders. Zumindest kann es aktuell nicht schaden, etwas Bares zu haben.