Der "Black Friday" war in den USA in diesem Jahr so erfolgreich wie noch nie. Die amerikanischen Verbraucher orderten am Thanksgiving-Donnerstag und dem anschließenden Freitag, die das Weihnachtsgeschäft einläuten, für fast acht Milliarden Dollar Waren und Dienstleistungen, so viele wie noch nie zum Beginn der Weihnachtszeit. Das Umsatzplus belief sich insgesamt auf fast 18 Prozent. Damit nicht genug. Mit dem "Cyber Monday", der sich eigentlich über eine ganze Woche erstreckt, lockte der Onlinehändler Amazon dazu erneut mit angeblichen Schnäppchen, um die Konsumlust der Verbraucher anzuheizen. Und Amazon war nicht der Einzige. Mittlerweile macht so gut wie jeder Onlinehändler, der etwas auf sich hält, bei der verkaufsfördernden Maßnahme mit - gewissermaßen nach dem Motto: Winterschlussverkauf war gestern, Black Friday und Cyber Monday sind heute.

Die fortschreitende Digitalisierung des Handels hat dramatische Folgen - positive wie negative. Bei einer Umfrage des Handelsverbands HDE gaben in diesem Jahr 56 Prozent der Befragten an, selektive Onlineshopper zu sein - das sind Konsumenten, die gern bestimmte Produkte wie CDs oder Bücher im Internet bestellen. Vor zwei Jahren bezeichneten sich erst 46 Prozent der Umfrageteilnehmer als selektive Onlineshopper. Der Anteil der traditionellen Käufer, die lieber in ein Geschäft vor Ort gehen, nahm dagegen von 31 auf 24 Prozent ab - innerhalb von gerade einmal 24 Monaten. Interessant ist, dass auch der Anteil der "begeisterten Onlineshopper", die am liebsten im Internet einkaufen, von 23 auf 20 Prozent zurückging. Das geht mit der Entwicklung einher, dass große und erfolgreiche Onlineshops mittlerweile auch stationäre Geschäfte eröffnen, in denen die Käufer die Waren in die Hand nehmen können.

2016 belief sich in Deutschland der E-Commerce-Umsatz auf 44 Milliarden Euro, der HDE prognostiziert für dieses Jahr ein Volumen von 48,7 Milliarden Euro - das entspricht einem Plus von mehr als zehn Prozent. Allein Amazon kommt in der Bundesrepublik auf einen Umsatz von mehr als acht Milliarden Euro und ist damit hierzulande der größte Onlinehändler. Der Anteil der Onlinekäufer ist 2016 auf 67,6 Prozent gestiegen. Das bedeutet allerdings umgekehrt, dass ein Drittel der Konsumenten noch nicht per Mausklick ordert. Die immer größere Nutzerfreundlichkeit der Onlineshops - Stichwort: Spracherkennung - dürfte schrittweise auch die letzten Onlinemuffel für den E-Commerce gewinnen. Der Einfluss von Amazon & Co bleibt jedoch nicht auf den Onlinehandel beschränkt. Im Jahr 2011 waren es noch 23 Prozent der Besitzer von Smartphones und Tablets, die mit ihren mobilen Endgeräten online shoppen gingen, 2016 waren es bereits 69 Prozent. Der E-Commerce wird also mobil. Dazu kommt, dass vor allem junge Menschen zunehmend Video-on-Demand-Angebote mobil nutzen. Sowohl der mobile E-Commerce als auch Streamingangebote lassen somit die Nachfrage nach mobilen Endgeräten Jahr für Jahr steigen. Damit nehmen auch die Ansprüche für die mobilen Datennetze zu. Davon sollten Telekomgesellschaften und Netzausrüster profitieren.

Es gibt aber auch große Verlierer des veränderten Konsumverhaltens. Dazu zählen sicherlich herkömmliche Medien, also in erster Linie gedruckte Zeitungen und lineare Fernsehsender. Noch wesentlich härter trifft der E-Commerce jedoch den stationären Einzelhandel. Experten schätzen, dass in den USA in den kommenden Jahren jedes vierte der 1200 Einkaufszentren schließen dürfte. Noch arbeiten in den USA zehn Prozent der Beschäftigten im Handel. Ob sie bei der wachsenden Onlinekonkurrenz neue Jobs finden können, darf bezweifelt werden. Denn hier besteht ein erhebliches Automatisierungspotenzial. Anleger, die auf die Chancen des Onlinehandels setzen möchten, sollten sich also einen Fonds aussuchen, der auf Onlinehändler, Kreditkartenunternehmen oder soziale Netzwerk setzt.

Michael Gollits, Vorstand von der Heydt & Co.

Gollits startete seine Karriere bei F & C Management in London. 1996 wechselte er zur Bethmann Bank und war dort für das Kapitalmarktresearch, das individuelle Vermögensmanagement und die hauseigenen Fonds verantwortlich. Von 2005 bis 2013 gestaltete er unter anderem den Aufbau einer Privatbank in München, wo Gollits als Geschäftsleiter alle Bereiche rund um das Vermögensmanagement verantwortete.