von Axel Retz

Endlich: Gut ein Jahr nach dem Abschuss des Fluges MH17 von wem auch immer hat die akribische Arbeit der von den Niederlanden geführten Untersuchungskommission gestern zu Tage gefördert, dass Flug MH17 durch wen auch immer abgeschossen wurde. Das war leider auch das, was ich erwartet hatte. Ich denke zwar auch, dass wir den/die Schuldigen einmal genannt bekommen werden, aber bis dahin muss wohl so viel Gras über die Sache gewachsen sein, dass sich niemand mehr dafür interessiert.

Reges Interesse zeigt sich derweil beim Thema TTIP. Rund 250.000 Menschen demonstrierten am Wochenende gegen das unter striktem Ausschluss der Öffentlichkeit verhackstückte Freihandelsabkommen mit den USA. Ich weiß ja nicht, wie Sie über TTIP denken und halte das auch für Ihre Privatsache. Sollten Sie allerdings gegen dieses Abkommen sein, dann kenne ich dank SPIEGEL ONLINE nun Ihre politische Gesinnung. Denn Redakteur Alexander Neubacher hat herausgefunden, dass die Proteste gegen TTIP "vor allem rechtspopulistische Ressentiments bedienen" und "die Rechten nicht Mitläufer, sondern heimliche Anführer" sind. "Die Geisteshaltung vieler Anti-TTIP-Aktivisten", so der Autor, "ist im Kern eine dumpf nationalistische." Und: "Die Kampagne gegen den Freihandel ist wie auf dem braunen Mist gewachsen."

Jetzt wissen wir, wo der Trägerkreis der Groß-Demo anzusiedeln ist: In der dumpfen, rechten Schmuddelecke! Rechts sind also der DGB mit all seinen Mitgliedergewerkschaften, der BUND, der PARITÄTISCHE WOHLFAHRTSVERBAND, der WWF, Brot für die Welt, der NABU, die Katholische Arbeitnehmerbewegung, der Verband Deutscher Schriftsteller, DIE LINKE, Bündnis90/Die Grünen, Deutscher Mieterbund, diverse SPD-Kreisverbände, pax christi, die Piratenpartei, der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte und zig andere Verbände, Parteien und Organisationen.

Dumm ist nur, dass SPIEGEL ONLINE am 07. September beklagte, dass auf Facebook u. a. Falschinformationen und Hetze verbreitet werden. Der Beitrag endet mit dem Satz: "Solange niemand die Polizei einschaltet, darf weiter gegen Flüchtlinge auf Facebook gehetzt werden - zumindest solange der Hass allgemein genug gehalten ist." Ich darf das einmal etwas umformulieren: "Solange niemand die Polizei einschaltet, darf bei SPIEGEL ONLINE weiter gegen TTIP-Gegner gehetzt werden - zumindest solange der Hass allgemein genug gehalten ist."

Auf Seite 2: DAX: Nur kein Übermut!





DAX: Nur kein Übermut!



Dass schlechte Wirtschaftsdaten als Argument für steigende Aktienkurse eigentlich einem etwas verqueren Denkansatz entspringen, das galt bis zur Lehman-Pleite. Seitdem haben die "Experten" dieses Denkmodell um recht genau 180 Grad gedreht - und die Anleger schluckten das nur zu bereitwillig. Die Leitzinsen wurden auf nahe null gesenkt und die Kapitalmärkte mit rund sieben Billionen Dollar an frisch gedrucktem Geld geflutet. Nun beklagt die "Group of Thirty" (G30), zu deren Mitgliedern u. a. Mario Draghi, Timothy Geithner, Jean-Claude Trichet, Paul Volcker und Axel Weber gehören, den Zustand einer überschuldeten Weltwirtschaft und das offenkundige Versagen der Politik des billigen Geldes bei der Ankurbelung der Wirtschaft.

Wer im Glashaus sitzt, sollte bekanntermaßen nicht mit Steinen werfen. Aber dass die Damen und Herren mit ihrer ungemütlichen Feststellung keineswegs falsch, belegen die gestern vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Inflationsdaten, die für September eine Teuerungsrate von 0,00 Prozent auswiesen. Das Billionenschwere Anleiheaufkaufprogramm der EZB sollte, wenn ich mich recht erinnere, doch die Inflation wieder in Gang bringen. Das war dann wohl nichts.



Quelle: www.querschuesse.de

Eine kalte Dusche bekamen die Börsianer gestern aber auch vom Mannheimer ZEW. Um 11 Uhr wurde der Index der Konjunkturerwartungen veröffentlicht, der mit nur noch 1,9 Punkten in der Erwartungskomponente erneut unter dem Vormonatswert (21,1 Punkte) und unter den Erwartungen (+6,0) ausfiel. Das ist der siebte Monat mit rückläufigen Werten in Folge. Und diesmal ging auch die bislang verblüffend robust gebliebene Beurteilung der aktuellen Lage in die Knie (55,2 Punkte nach 67,5, Prognose 64,9).



Quelle: www.secretz-online.de

Den DAX-Bullen hat das gestern ein wenig das Mütchen gekühlt, mehr bis jetzt nicht. Allerdings sieht der Chart insgesamt nicht rosig aus: Der 200 Tage-GD (im Wochenchart als GD40 abgebildet)liegt gut 1.000 Punkte weit entfernt und das Momentum zeigt nur einen marginalen Erholungsansatz.



Quelle: www.secretz-online.de

Spannend wird es jetzt im Tageschart. Denn in dieser Zeiteinstellung hat das Momentum gestern genau an seiner Entscheidungslinie nach unten abgedreht, während der kurzfristige Stochastik-Indikator ein taufrisches Verkaufssignal ablieferte. Bis zum Beweis des Gegenteils besteht also eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit, dass die vom Tief Ende September aus gestartete Rallye ihr Hoch bereits gesehen hat. Verdichten würde sich diese Perspektive bei einem Schlusskurs des DAX unter 10.000 - was ja nicht gerade weit entfernt ist!

Auf Seite 3: Apple: Fallobst für den Fall des Falles





Apple: Fallobst für den Fall des Falles



Nur noch wenige Tage und die NYSE wird uns die neuen Daten zur Nachfrage nach Wertpapierkrediten durch die institutionellen Anleger mitteilen. Zwei Monate in Folge sind sie bereits gefallen; sollte der September daran anschließen, dürften die Kurse an der Wall Street dem folgen.

Eine für diesen Fall des Falles besonders viel versprechende Aktie ist Apple. Und die sich hier im Chart entwickelnde "Schulter-Kopf-Schulter-Formation" ist so schön designed, als ob sie von Apple selbst käme.



Quelle: www.secretz-online.de

Die Aussage dieses Charts ist einfach: Geht die Aktie in New York unter 105 USD aus dem Handel, gehört ein Put ins Depot, der natürlich nach dem Einstieg sofort mit einem Stopp abgesichert werden sollte. Kursziel für Apple nach einem Break unter 105 USD: 80 USD. Erst einmal!

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Deutsche Bank: Im Visier



Nach dem Volkswagen-Skandal, der das Traditionsunternehmen im ungünstigsten Fall in den Ruin treiben könnte, ranken sich um das Bekanntwerden der Manipulationen die wüstesten Gerüchte, vor allem aber Schadenersatzforderungen (aus den USA), die teilweise einfach abstrus sind und sich auf Strafzahlungen von bis zu über neun Millionen US-Dollar pro Jahr belaufen. Pro Fahrzeug, versteht sich. Ein schmückendes Beiwerk zum Skandal hat nun die Deutsche Bank abgeliefert. Als Großaktionär des Autobauers warf die Bank Wolfsburg eine "schlechte Unternehmenskultur" vor. Bevor Sie sich an die Stirn tippen, sollten Sie es "positiv sehen". Die Schelte kommt aus einem Munde, der sich mit so etwas auskennt wie kaum jemand sonst. Wenn ich es recht überblicke, könnte sich das deutsche Geldhaus aber auch bald selbst im Visier kursrelevanter neuer Nachrichten befinden.



Quelle: www.secretz-online.de

Charttechnisch sieht die Aktie im Vergleich zum DAX einfach nur traurig aus. Und daraus könnte eine neue Put-Chance erwachsen, falls der Kurs unter die seit nun einem Jahr etablierte Unterstützung bei 23 Euro abdriften sollte. Auch diese Aktie sollten Sie also auf dem Schirm halten!

Viel Erfolg und beste Grüße!

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .