Und zu allem Überfluss wurde gestern öffentlich, dass der südkoreanische Geheimdienst nunmehr staatliche Hacker Nordkoreas verdächtigt, Kryptowährungen im Wert von mehr als 80 Millionen US-Dollar gestohlen zu haben. Betroffen war dabei im Februar 2017 die südkoreanische Plattform bithumb - eine der fünf größten der Welt. 1,47 Millionen registrierte Nutzer tauschen hier rund 10 Prozent aller weltweit verfügbaren Bitcoins.

Die noch junge Geschichte von Bitcoin ist geprägt von zahlreichen Pannen und Skandalen dieser Art

In der Vergangenheit gab es bereits zahlreiche Hacker-Angriffe auf große Bitcoin-Tauschbörsen wie Mt. Gox oder Bitfinex, bei denen Nutzer viel Geld verloren.

Im August 2016 meldete die "FAZ", dass an der Hongkonger Handelsplattform Bitfinex 120.000 Bitcoins im Wert von rund 58 Millionen Euro gestohlen wurden. Der Betreiber stellte den Handel mit der virtuellen Währung ein, um den Vorfall zu untersuchen.

Der größte Skandal der jungen Bitcoin-Geschichte jedoch ist der Untergang von Mt. Gox. Der einst größten Handelsplattform der Welt gingen auf mysteriöse Weise 850.000 Bitcoins im Wert von 459 Millionen US-Dollar verloren. Daraufhin meldete Mt. Gox Anfang 2014 Konkurs an, wodurch die unglücklichen Nutzer natürlich all ihre Handelswerte verloren.

Aufgrund der Risiken hinter Bitcoin sind die Erstinvestoren meist Spekulanten und andere windige Typen, die Langfristigkeit und Ernsthaftigkeit vermissen lassen

Trotz des wackligen Track Records werden Tech-Nerds und Bitcoin-Apologeten nicht müde, die Digitalwährung zu preisen. Sie sagen: "Bitcoin ist dezentral, es gibt keinen Boss, keine zentrale Stelle."

Dieses Argument ist schlichtweg irreführend. Auch bei Bitcoin gibt es ein zentrales Entwicklerteam und eine kleine Gruppe weiterer Früheinsteiger die auf Unmengen von Bitcoins sitzen, die vor Jahren abseits der Öffentlichkeit ohne Aufwand und Kosten erzeugt wurden. Auch hier besteht der Moral Hazard aus geheimen Absprachen, Kursmanipulationen und Insider Trading.

So fand man im Jahr 2010 eine gewaltige Schwachstelle im Bitcoin-Protokoll. Transaktionen wurden nicht ordnungsgemäß verifiziert und so konnten eine Zeit lang theoretisch unbegrenzt Coins erzeugt werden. 184 Milliarden Bitcoins wurden auf diese Weise geschaffen und an zwei Adressen im Netzwerk verschickt.

Wie viele unentdeckte Schwachstellen gibt es noch im Bitcoin-Protokoll? Sind diese einer Insider-Gruppe oder einem Individuum bekannt? Fest steht nur eines: Als normaler Bitcoin-Nutzer und -Anleger können sie nicht an der Infrastruktur der Währung herumschrauben.

Auch kann Bitcoin nicht ohne Berührung mit der physischen Außenwelt funktionieren. Das heißt: Ohne die anfälligen Wechselstuben, die Handelsplattformen à la bithumb Mt. Gox läuft nichts. Diese sind in den meisten Fällen einfache Webseiten, die von kriminellen Hackern mit normalen Möglichkeiten angegriffen werden können.

Die Befürworter sagen auch: "Bitcoin ist transparent, der Code ist Open Source." Auch von diesem Argument halte ich wenig, liebe Leser. Oder haben Sie sich schon einmal an den Computer gesetzt und sämtliche Zeilen des Quellcodes von Bitcoin überprüft? Selbst wenn sie jemanden darauf ansetzen sollten, der sich damit auskennt, findet er kaum jede Schwachstelle, weil er gar nicht genau weiß, wonach er suchen sollte.

Ein weiteres Argument lautet: "Bitcon ist Vollgeld und es gibt nur eine begrenzte Anzahl." Dagegen sprechen die zahlreichen Plattformen, die Bitcoin-Derivate anbieten: die "leveraged forex trading platform" für Bitcoin namens Coinsetter, Exante’s Bitcoin Fund, ICBIT.se und TorBroker. Über Derivate lässt sich auch das Handelsvolumen von Bitcoin nahezu uneingeschränkt vergößern.

Die Hürden für Bitcoin sind hoch

Die Diskussion um technische Innovation und Fortschritt ist schon alt: Ist das Werkzeug gut oder böse? Bringt es die menschliche Existenz voran oder wirft es sie zurück? Wie der Satiriker James Branch Cabell anmerkte: "Der Optimist behauptet, wir leben in der besten aller möglichen Welten. Der Pessimist fürchtet, dass es so sein könnte."

Wie die Geschichte der Menschheit zeigt, können Einzelne und Organisationen Innovationen auf positive und negative Weise verwenden, und das gilt für eine ganze Reihe von Technologien, vom elektrischen Strom bis zum Internet. Yochai Benkler, Autor des Buches "The Wealth of Networks", schreibt: "Technologie ist nicht systematisch voreingenommen zugunsten von Ungleichheit und Beschäftigungsstruktur. Das ist eine Funktion der sozialen, politischen und kulturellen Auseinandersetzungen." Technologie kann Wirtschaft und Gesellschaft zwar drastisch und rasant verändern, doch wie Benkler meint, "keinesfalls auf deterministische Weise".

Doch aktuell deuten viele Zeichen darauf hin, dass Bitcoin in eine Falle tappen wird. Da der wirtschaftliche Profit groß genug erscheint, haben sich Kriminelle genauso wie einflussreiche Institutionen bereits der Technologie verschrieben. Sie versuchen mit vielen Mitteln, diese zu dominieren und den Gewinn abzuschöpfen.

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Bitcoin hat nichts mit seriöser Anlage zu tun

In kaum einem Bereich kann man so schnell so viel Geld verlieren wie im digitalen. Bei einer Fehlinvestition bleibt für uns Anleger noch nicht einmal der Schrottwert übrig. Selbst bei geradezu prophetischem Timing liegen in der volatilen Welt der Bitcoins meist nur wenige Stunden zwischen Reichtum und Totalverlust.

Die starken Schwankungen zeigen deutlich, dass kaum eine verbindliche Zusage zu treffen ist, wie viel ein Bitcoin eigentlich wert ist. Heute kann der vermeintliche "Wert" der Betrag X sein, morgen schon können wir, liebe Leser, einen Bitcoin für die doppelte Summe verkaufen.

Eine neue Manie

Seit Jahresbeginn hat sich der Preis von Bitcoin bereits ver-19-facht! Sorgen vor einer Blase sind also alles andere als unbegründet. Dänemarks Notenbankchef Lars Rohde beispielsweise verglich Bitcoin bereits mit der Tulpenmanie im 17. Jahrhundert. Damals waren die Preise für Tulpenzwiebeln in den Niederlanden in astronomische Höhen geschossen. Als die Blase platzte, verloren viele Menschen ihr Vermögen.

Und auch der britische Finanzmarktregulierer Financial Conduct Authority (FCA) warnte vor kurzem, völlig zurecht, vor einer Blase der Kryptowährungen. Vorstand Andrew Bailey sagte der britischen Tageszeitung "The Independent", dass sich alle Anleger auf einen herben Verlust einstellen sollten, denn "der Bitcoin ist keine Währung und ist demnach auch nicht wie eine reguliert. Es ist eine sehr volatiles Handelsware und das drückt sich auch in der Preisschwankung aus. Wer investieren möchte, sollte auch bereit sein, alles zu verlieren".

Dem kann ich nur zustimmen.

Auf ein gutes Aktienjahr 2018,

Ihr

Max Otte

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Hinweis/Disclaimer:

Max Otte berät, beziehungsweise Unternehmen, an denen Max Otte beteiligt ist, beraten den PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G) und den Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM). Diese beiden Fonds könnten Positionen in Titeln halten, die in dieser Kolumne genannt sind. Für den Fall, dass Leser dieser Kolumne Positionen in einen genannten Titel in einem Umfang erwerben, der dazu geeignet ist, den Preis des Titels zu beeinflussen, könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide die Fonds im Falle der Veräusserung des Titels aus deren Portfolio nach einem solchen Kursanstieg vom Erwerb des Titels durch die Leser der Kolumne profitieren. Auch im Falle eines Verkaufs in einem entsprechenden Umfang durch Leser der Kolumne könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide Fonds von fallenden Kursen durch günstigere Einstiegskurse im Falle eines späteren Kursanstiegs profitieren.