Beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures gab es hingegen zum siebten Mal in Folge einen Anstieg zu verzeichnen. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 501.600 auf 513.500 Kontrakte (+2,4 Prozent) erhöht. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten war hingegen zum dritten Mal in Folge ein Rückgang im zweistelligen Prozentbereich registriert worden. In der Woche zum 22. Januar stellte sich ein Minus von 108.100 auf 92.100 Kontrakte (-14,8 Prozent) ein.

Die trübe Stimmung war sowohl unter Großspekulanten (Non-Commercials) als auch unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) auszumachen. So haben zum Beispiel große Terminspekulanten ihr Long-Engagement um 15.300 Kontrakten deutlich stärker reduziert als ihre Short-Seite (minus 1.900 Futures). Dies führte zu einem Einbruch der Netto-Long-Position von 87.900 auf 74.500 Kontrakte (-15,3 Prozent). Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind auf Wochensicht ebenfalls deutlich skeptischer geworden. Ihre Netto-Long-Position hat sich innerhalb einer Woche von 20.200 auf 17.600 Kontrakte (-12,9 Prozent) reduziert. Beim Goldpreis ging die wachsende Verkaufslaune an den Terminmärkten innerhalb des Berichtszeitraums aber lediglich mit einer leichten technischen Korrektur einher und führte zu einer Bodenbildung im Bereich von 1.280 Dollar. Aktuell befindet sich das gelbe Edelmetall auf Tuchfühlung mit seinem Jahreshoch.

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Besitzverhältnisse bei weltgrößtem Gold-ETF

Einmal pro Quartal informiert die US-Wertpapieraufsicht SEC, wer beim SPDR Gold Shares zu den größten Anteilseignern gehört. Im Vergleich zum Update von Mitte November gab es einige Auffälligkeiten zu beobachten. Die damalige Nummer Eins (Graham Capital Management) wurde durch die US-Investmentbank Morgan Stanley abgelöst. Diese stockte nämlich ihre Bestände an dem Gold-ETF um über 93 Prozent auf 9,78 Millionen Anteile auf, was einem Marktwert von über 1,2 Milliarden Dollar entspricht. Besonders interessant: Einen prozentual noch stärkeren Positionsaufbau gab es bei der Commerzbank zu beobachten. Hier gab es nämlich eine Steigerung um 268 Prozent auf 2,275 Millionen ETFs zu vermelden. Damit sind die Frankfurter mittlerweile sogar stärker beim SPDR Gold Shares engagiert als der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock. So genanntes "Smart Money" scheint im vierten Quartal wieder Gefallen an Gold gefunden zu haben. In den Monaten Oktober bis Dezember hat dies dem weltgrößten Gold-ETF übrigens zu einer Gewichtszunahme von 742,23 auf 787,67 Tonnen verholfen (aktuell: 793,03 Tonnen).

Doch attraktiv scheint der Krisenschutz aber auch aus einem anderen Grund zu sein. In unsicheren Zeiten kann man dem "sicheren Hafen Gold" eine relativ geringe Volatilität attestieren. Die Terminbörse CBOE hat einige Volatilitätsindizes im Angebot, die einen Vergleich verschiedener Anlageklassen ermöglichen. Mit aktuell 10,2 Prozent unterschreitet zum Beispiel der Gold-Volatilitätsindex GVX seine Pendants auf den S&P 500 (VIX: 14,9 Prozent) oder Rohöl (29,5 Prozent) derzeit recht deutlich. Dies lässt sich dahingehend interpretieren, dass ein Goldinvestment aus finanzmathematischer Sicht als erheblich risikoärmer anzusehen ist als ein Investment in die 500 wichtigsten US-Unternehmen oder den weltweit bedeutendsten Rohstoff. Außerdem tendierte die Risikokennzahl in den vergangenen zwölf Monaten um die Marke von 10 Prozent seitwärts, während es mit der "Konkurrenz" im selben Zeitraum deutlich bergauf ging. Ein Krisenschutz mit geringen Kursschwankungen sollte eigentlich jedem Anleger gefallen. Noch hat die breite Anlegerschar aber vor allem ein starkes Exposure in Geld- und Aktienvermögen.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich über die aktuellen Gemütslagen der verschiedenen Marktakteure detailliert informieren kann. Denn der Bericht zeigt genau auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer oder wer pessimistischer geworden ist. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.