Zum zweiten Jahrestag der Invasion Russlands in die Ukraine, in deren Folge die Gaspreise zeitweise explodierten und Gazprom Germania enteignet wurde, hat sich die Lage am Markt für Erdgas deutlich beruhigt. Statt aus Russland kommt das Gas nun aus anderen Ländern wie Norwegen, zu großen Teilen auch als LNG per Schiff. Der Gaspreis könnte aber wieder anziehen.

Die europäischen Erdgas-Futures sind in dieser Woche um mehr als acht Prozent gefallen. Am Freitag ist der auch für Deutschland maßgebliche Gaspreis-Future TTF an der Börse Amsterdam im Tief auf 22,33 Euro pro Megawattstunde (MWh) gefallen – der tiefste Stand seit Mai 2021.

Damals begann Russland, die Gaslieferungen nach Europa zu reduzieren. Die Verknappung der Gas-Lieferungen – der russische Gazprom-Konzern machte diverse technische Probleme verantwortlich – verteuerte den Gaspreis im Dezember 2021 zeitweilig auf über 140 Euro. Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine (24.02.2022) sprang der Gaspreis bis August auf ein Allzeithoch von rund 340 Euro.

Gaspreis an Terminbörse: Natural Gas EU Dutch TTF Future (in Euro pro MWh)
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Gaspreis an Terminbörse: Natural Gas EU Dutch TTF Future (in Euro pro MWh)

Warmes Winter-Wetter drückt Preise

Grund für die aktuell günstigen Preise ist unter anderem der wärmste Februar seit Beginn der Aufzeichnungen, der viel weniger Gas zum Heizen nötig machte. Die europäischen Gasspeicher sind derzeit zu 64,7 gefüllt, in Deutschland sogar zu 71,2 Prozent. Kurzfristige Prognosen sagen nur einen leichten Anstieg der Heizungsnachfrage aufgrund des kälteren Wetters in Nordwesteuropa voraus.

Der deutliche Rückgang des europäischen Gaspreises hat jedoch auch einen Nachteil. Denn er könnte zu einer erhöhten Nachfrage aus Asien führen, was die Sorge um das LNG-Angebot schürt. Trotz stabiler Gaslieferungen nach Europa erhöhen Länder wie China, Indien und Thailand ihre LNG-Käufe. Auch ungeplante norwegische Ausfälle bleiben ein Risikofaktor für den Markt.

Verbraucherpreise weiterhin hoch

Die Preise an den Terminbörsen betreffen den Großhandel. Die Gasversorger für private Verbraucher haben andere Kalkulationen. Die Gaspreise bewegen sich derzeit weiterhin deutlich über dem Preisniveau, das noch vor Ausbruch der Energiekrise und des Ukraine-Kriegs herrschte. Laut Verbraucherpreis-Index Gas von Vergleichsportal Verivox beträgt der durchschnittliche Gaspreis eines Haushalts in Deutschland bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh derzeit 10,16 in Cent pro Kilowattstunde (kWh). Im Mai 2021 stand dieser Preis bei 6,00 Cent/kWh.

Für Neukunden werden jedoch deutlich günstigere Gaspreise angeboten. Der Preis beträgt dabei im Schnitt nur 6,67 Cent/kWh. Verivox empfiehlt daher Haushalten, die mit Gas heizen, wegen der großen Unterschiede zwischen den Anbietern regelmäßig die verfügbaren Angebote zu prüfen. Der Gaspreisvergleich sei einfach, der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter ebenfalls. In jedem Postleitzahlen-Gebiet gebe es zahlreiche Gasanbieter.

Zertifikate für Gas-Spekulanten

Anleger können von den mitunter heftigen Bewegungen der Gaspreise profitieren. Vontobel bietet diverse Zertifikate auf den Gaspreis an. Wer an eine nahende Preiserholung des TTF Natural Gas Future glaubt, greift zum:
ICE Endex Dutch TTF Natural Gas Future Long (ISIN: DE000VM7UA94, open end, Knock-out aktuell bei 17,60 Euro für TTF-Preis, Hebel 3,6).

Wer hingegen auf einen weiteren Preisrutsch spekulieren möchte, ist bei diesem Vontobel-Zertifikat besser aufgehoben:
ICE Endex Dutch TTF Natural Gas Future Short (SIN: DE000VM92815, open end, Knock-out aktuell bei 27,99 Euro für TTF-Preis, Hebel 3,5)

Vorsicht! Beide Produkte sind heiß. Sie bergen hohe Verlustrisiken und sollten nur von erfahrenen Anlegern mit persönlichen Stopp-Loss-Orders und unter Beobachtung des Marktes gekauft werden.

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