Der Preis für Kakao ist an den Terminmärkten auf ein neues Allzeithoch gesprungen und hat sogar die Extrempreise aus den 1970er-Jahren übertroffen. Schuld sind Ernteausfälle in Westafrika und Hedgefonds-Spekulationen. Schokolade und andere Kakao-Produkte könnten sich auch hierzulande bald extrem verteuern.

Die Kakaopreise explodieren! Nach Ernteausfällen in Westafrika sinkt die ohnehin nur begrenzte Verfügbarkeit von Kakao aus der Region weiter. Prognosen über weitere Produktionsausfälle treiben seit Wochen die Preise in die Höhe.

Versorgungsengpässe befürchtet

Die Aussichten für die laufende Saison 2023/24 haben sich weiter verschlechtert. Das verstärkt die Befürchtungen über ein noch größeres weltweites Defizit führt. Darüber hinaus wachsen die Sorgen um die folgende Saison, die ein erneutes, dann viertes Defizit in Folge befürchten lässt. Nach aktuellen Prognosen wird mit einem Defizit von rund 500.000 Tonnen gerechnet.

Die jüngsten hohen Temperaturen und unzureichenden Niederschläge sowie Krankheiten in den Kakao-Anbaugebieten der Elfenbeinküste haben die Befürchtungen noch verstärkt, da sie den Beginn der Ernte verzögern und den Umfang der wichtigen Zwischenernte von April bis September verringern könnten.

Auch Hedgefonds haben das erkannt und spekulieren an den Terminbörsen auf noch weiter steigende Cacao-Notierungen. Am Donnerstag ist der Kakaopreis zeitweilig auf über 6.300 Dollar pro Tonne gestiegen. Damit wurden sogar die Extrempreise von 1977 übertroffen, als Kakao kurzzeitig mehr als 5.000 Dollar kostete.

5-Jahres-Chart Kakao  (in US-Dollar pro Tonne, Terminbörse New York)
TradingEconomics.com
5-Jahres-Chart Kakao (in US-Dollar pro Tonne, Terminbörse New York)

Hedgefonds spekulieren auf weiter steigende Preise

Allein seit Anfang Januar 2024 ist der Kakaopreis um mehr als 50 Prozent gestiegen. Der Aufschwung hat zu einem Ansturm von Hedgefonds geführt, die die Rallye noch befeuern. Bereits in der vergangenen Woche berichtete die "Financial Times", dass spekulative Händler an den Warenterminbörsen in Londoner und New Yorker Futures-Kontrakte auf steigende Kakaopreise im Wert von 8,7 Milliarden Dollar eingegangen sind. Ein neuer Rekord. 

"Hedgefonds haben wahrscheinlich die größten Risikopositionen in Kakao aufgebaut, die sie je hatten", sagte Martijn Bron, der bis 2022 globaler Leiter des Kakao- und Schokoladenhandels beim Agrarrohstoff-Riesen Cargill war. Hedgefonds seien zwar nicht die Ursache für den Anstieg, "aber in einem Marktumfeld mit geringerer Liquidität können sie fundamental begründete Marktbewegungen auf extreme Niveaus verstärken."

Tatsächlich reagieren vor allem automatische Kaufprogramme auf den Preisanstieg. Die Übertreibung wird jedoch auch wieder korrigiert – die Frage ist nur, wann. "Verschiedene spekulative Händler, die schon lange nicht mehr mit Kakao gehandelt haben, sind jetzt eingestiegen", sagte Harold de Boer, Geschäftsführer von Transtrend, einem quantitativen Hedgefonds mit Sitz in Rotterdam der "Financial Times".

Schwierige Absicherung der Schokoladen-Hersteller

Die großen Kakaoverarbeiter, die die Bohnen zu Kakaobutter verarbeiten, bemühen sich um ein ausreichendes Angebot, um die Nachfrage der globalen Schokoladen-Hersteller zu befriedigen, warnten Analysten und Händler. Die Schoko-Verarbeiter können sich gegen Preisschwankungen derzeit nur unzureichend absichern. Normalerweise kaufen Rohstoff-Produzenten Terminkontrakte, um sich gegen extreme (Wetter)-Ereignisse abzusichern.

Das dürfte die Preise für Schokoladen-Produkte auch in deutschen Supermärkten in den kommenden Monaten weiter nach oben treiben. Michele Buck, Chefin des Schokoladenriesen Hershey, der unter anderem M&Ms und KitKat herstellt, kündigte bereits Preiserhöhungen an, schreibt "Focus". Der Schweizer Schoko-Produzent Lindt & Sprüngli hatte seine Preise bereits im vergangenen Jahr angehoben. Der teurere Rohstoff lasse sich nicht mehr anders ausgleichen.

Konkurrent Milka holte sich in den vergangenen Jahren gleich mehrfach Rügen von Verbraucherschützern ein, weil die Firma die Menge in ihren Produkten reduzierte, den Preis aber nicht. Langfristig wird Schokolade wegen der Afrika-Krise noch teurer werden.

Wer beim Schoko-Kakao-Preis-Treiben mitmachen möchte, greift – je nach Erwartung – entweder zu einem Open-End-Turbo-Call (zum Beispiel ISIN: DE000VM04BY6) oder zu einem Open-End-Turbo-Put bzw. Short (ISIN:  DE000ME8SRF7). BÖRSE ONLINE erwartet, dass der steile Aufwärtstrend auf absehbare Zeit korrigiert wird.

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