Im Edelmetallsektor ist und bleibt Gold – trotz der jüngsten Talfahrt – das Maß aller Dinge. Die drei Weißmetalle Silber, Platin und Palladium haben in diesem Punkt das Nachsehen. Zwei davon eröffnen für mutige Investoren aber durchaus Perspektiven.
Mit einem globalen Marktwert in Billionenhöhe, einer enormen Handelsliquidität und seinem ungebrochenen Prestige als „Krisenwährung“ und Wertaufbewahrungsmittel steht Gold eindeutig an der Spitze der Rangliste. Kein anderes Metall vereint monetäre, kulturelle und emotionale Bedeutung in ähnlicher Weise. Gold ist weltweit akzeptiert, fungiert als Sicherheitsanker in Notenbankbilanzen und bleibt auch in Zeiten von Kryptowährungen und digitalem Zahlungsverkehr ein Symbol für Stabilität. Silber, Platin und Palladium bieten – teils aus anderen Gründen – ebenfalls attraktive Perspektiven.
Silber: Das Edelmetall mit hohem Nutzwert
Silber ist das Edelmetall mit dem höchsten Nutzwert. Aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften – hohe Leitfähigkeit, antibakterielle Wirkung und Reflexionsfähigkeit – ist es in zahlreichen Industrien unverzichtbar: von der Elektronik über die Photovoltaik bis zur Medizintechnik und bei der Wasseraufbereitung. Anders als Gold wird Silber also nicht nur als Anlageobjekt, sondern mehr als zur Hälfte in diversen Industrien nachgefragt. Gleichzeitig fungiert Silber ähnlich wie Gold als monetäres Edelmetall. Da Silber deutlich weniger selten ist als Gold, Platin oder Palladium und es zudem bei der Förderung anderer Industriemetalle ebenfalls gewonnen wird, ist es deutlich günstiger als die anderen Edelmetalle. Für viele Privatinvestoren, die sich kein Gold leisten können oder wollen, ist Silber daher die erste Wahl – sei es in Form von Schmuck, Münzen oder Barren.
Fundamental betrachtet spricht derzeit vieles für Silber: Die Nachfrage übersteigt das Angebot seit Jahren, vor allem durch den Boom bei Solartechnologien, E-Mobilität und der Halbleiterproduktion. Auch das Gold/Silber-Ratio – also das Verhältnis der beiden Preise – deutet auf eine historische Unterbewertung von Silber hin. Während ein Unze Gold derzeit rund 80-mal so teuer ist wie eine Unze Silber, lag der langfristige Durchschnitt bei etwa 60. Sollte sich das Verhältnis wieder normalisieren, hätte Silber erhebliches Outperformancepotenzial (gegenüber Gold).
Platin: Der unterschätzte Klassiker
Weniger beachtet, aber ebenfalls interessant ist Platin. Das Metall, das einst teurer als Gold war, wird heute zu einem deutlich niedrigeren Preis gehandelt. Das Gold/Platin-Ratio spricht hier eine klare Sprache, schließlich ist Gold aktuell um das 2,5-fache teurer als Platin. Zur Erinnerung: Von 1970 bis 2018 pendelte das Ratio zwischen 0,2 und 1,5.
Neben seinem Einsatz in industriellen Anwendungen – etwa beim Bau von Autokatalysatoren, in der Chemie, im Schmucksektor oder in der Medizintechnik – gewinnt Platin auch als Ersatz für Gold in der Schmuckindustrie an Bedeutung. Seine helle, silbrige Farbe und hohe Beständigkeit machen es zu einer beliebten Alternative, insbesondere in Asien. Zudem könnte der Übergang zur Wasserstoffwirtschaft Platin mittelfristig stützen: Das Metall wird in Brennstoffzellen und Elektrolyseuren benötigt.
Palladium: Trotz Nachholbedarf riskant
Weniger überzeugend fällt das Urteil bei Palladium aus. Zwar hatte das Metall in den vergangenen Jahren spektakuläre Preisanstiege verzeichnet, doch diese basierten fast ausschließlich auf seiner zentralen Rolle in der Automobilindustrie. Palladium wird vor allem in Autokatalysatoren eingesetzt. Mit dem schrittweisen Rückgang des Verbrennungsmotors steht diese Nachfragekomponente allerdings langfristig unter Druck.
Hinzu kommt: Der Markt für Palladium ist relativ illiquide – kleine Verschiebungen im Angebot oder in der Nachfrage können zu starken Preisschwankungen führen. Da Südafrika und Russland die größten Förderländer sind, birgt Palladium zusätzlich politische und logistische Risiken. Zwar können kurzfristige Versorgungsengpässe den Preis immer wieder antreiben, doch strukturell dürfte das Metall in den kommenden Jahren eher an Bedeutung verlieren.
Fazit: Wer also bei Edelmetallinvestments über den Tellerrand von Gold hinausblickt, findet bei Silber und Platin zwei Edelmetalle, die in den kommenden Jahren für Glanz im Depot sorgen könnten.
Wichtig zu wissen: Weil beim Kauf von Weißmetallen in Form von Barren und Münzen Mehrwertsteuer anfällt, bieten sich Investments via physisch hinterlegter Edelmetall-ETCs an.
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