Der Bitcoin schiebt sich langsam wieder in eine charttechnisch sehr interessante Position. Manche Experten sehen das Tief aus dem November bereits als Wendepunkt. Von Gerd Weger

Der Bitcoin kann sich sukzessive von seinen Novembertiefs lösen. Setzt sich diese Entwicklung fort, könnte sich eine ähnliche Chartsituation wie Ende Oktober ergeben. Die Minirally beim Bitcoin wurde allerdings jäh vom FTX-Crash Anfang November unterbrochen. Sollte es zu keinen weiteren internen Irritationen am Kryptomarkt selbst kommen, könnte nun eine Bärenmarktrally zum Jahreswechsel drin sein.

Bitcoin und Ethereum mit Chancen

Die Pleiten von Terra und der Kryptobörse FTX sowie in deren Umfeld haben in diesem Jahr zu einem Kurssturz geführt. Beispiellos ist er nicht, darauf haben wir hier bereits mehrfach hingewiesen. In den beiden großen vorherigen Bitcoin-­Zyklen gab es in den Jahren 2014 und 2018 ebenfalls riesige Kursverluste bis zu 85 Prozent. Ob das Tief im November das letzte Wort ist, wird sich noch zeigen. Manche Experten, wie der Bitmex-Gründer Arthur Hayes, sehen das so. Nach seiner Meinung ist nun jeder, der im Rahmen der Baisse bankrottgehen konnte, auch bereits tatsächlich pleite. Da diese Unternehmen vielfach große Reserven in Bitcoin und Ethereum gehalten haben, wurden diese Bestände danach bereits verkauft und führen nicht mehr zu einer Marktbelastung. Deshalb hat der Bitcoin nun eine Bodenbildung vollzogen. Eine weitere mögliche Belastung zum Jahresende wurde aber bisher nicht diskutiert. Denn die großen Kursverluste seit Jahresbeginn könnten noch zu steuerlichen Verlustrealisierungen vor dem Jahresende führen. Fraglich ist, ob die Anleger solche Realisierungen bereits weitgehend abgeschlossen haben.

Altcoins mit neuen Möglichkeiten

Vor allem bei einigen Altcoins könnte es da noch zu plötzlichen Kursausschlägen über die Feiertage kommen. Abstauberlimits könnten hier im Einzelfall sehr interessant sein. Kryptoanleger sollten deshalb die Kurse auch über Weihnachten und zwischen den Feiertagen verfolgen. Denn bekanntermaßen gibt es bei Kryptowährungen einen 7/24-Handel. Die Stimmung nach dem FTX-Kollaps hat sich zwar etwas beruhigt. Trotzdem findet sich weiter Misstrauen gegen zentrale Player. So kommen im Zusammenhang mit der Kryptobörse Crypto.com aus Singapur immer wieder Pleitegerüchte auf. Crypto.com ist einer der zentralen Werbetreibenden bei der aktuell noch laufenden Fußball-WM und fällt bei jedem Spiel durch seine Bandenwerbung auf. Auch FTX hatte im Sportbereich groß investiert und bekam als Sponsor die Namensrechte für eine NBA-Arena in Miami. Etliche Kryptobörsen versuchen, mit einem Liquiditätsnachweis zu reagieren. Mit einem Proof of Reserves soll nachgewiesen werden, dass die jeweilige Kryptobörse die Einlagen der Kunden auch tatsächlich hält. Dabei soll dieser Einlagennachweis von unabhängigen Prüfern bestätigt werden.

So investieren Sie richtig in Kryptowährungen

Experten kritisieren, dass bei den Prüfverfahren zwar der Wert der Vermögensgegenstände mit den Einlagen abgeglichen wird. Sie berücksichtigen aber nicht die Summe aller Verbindlichkeiten der Kryptobörse. Dennoch: ein erster Schritt zu mehr Transparenz. Trotzdem sollte die Maxime der Anleger bleiben, große Bestände ihrer Kryptocoins auf eigene Wallets zu ziehen. Nicht umsonst ist einer der bekanntesten Sprüche der Kryptoszene: „Not your keys, not your coins“.

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Dieser Text erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 50/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.

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