Gold erreicht fast täglich neue Rekorde: Zinssenkungen, Pekings Plan zur Verwahrung ausländischer Reserven und geopolitische Spannungen treiben die Rallye.
Gold klettert von Hoch zu Hoch. Zur Wochenmitte erreichte der Preis des edeln Metalls mit fast 3.800 Dollar je Unze erneut ein Rekordniveau. Treiber sind nicht nur die Signale der US-Notenbank zu weiteren Zinssenkungen, sondern vor allem ein Vorstoß aus Peking, der das geopolitische Gewicht des Edelmetalls neu definiert.
Die People’s Bank of China (PBOC) will künftig Goldreserven anderer Staaten über die Shanghaier Goldbörse verwahren lassen. Erste asiatische Länder sollen bereits Interesse bekundet haben.
China als globaler Gold-Verwalter
Die Initiative ist mehr als ein logistisches Angebot. Sie ist Teil einer strategischen Neuausrichtung: Peking will seine Rolle im Weltfinanzsystem ausbauen und die Abhängigkeit vom Dollar verringern. Analyst Wael Makarem von Exness spricht von einem möglichen „De-Dollarization-Drive“, der Gold zusätzlichen Rückenwind geben könnte. Tatsächlich kaufen Notenbanken weltweit seit Monaten massiv Edelmetall – allein die PBOC selbst stockt ihre Bestände seit zehn Monaten ununterbrochen auf.
Die Beweggründe liegen auf der Hand: Nach den Sanktionen gegen Russland, bei denen hunderte Milliarden Dollar an Devisenreserven eingefroren wurden, gilt Gold als ultimative Versicherung gegen geopolitische Risiken. Mit dem Angebot, fremde Bestände zu verwahren, könnte China die Vormachtstellung Londons – wo bislang mehr als 5.000 Tonnen in den Tresoren der Bank of England liegen – herausfordern.
Rekordpreise und neue Kursziele
Die Märkte reagierten prompt. Der Goldpreis sprang um ein bis zwei Prozent nach oben und markierte diese Woche bei 3800 Dollar ein neues Allzeithoch; aktuell notiert er bei 3.765 Dollar nur marginal darunter. Analysten großer Bankhäuser wie Goldman Sachs halten in diesem Umfeld sogar Preise von 5.000 Dollar für möglich – vorausgesetzt, nur ein Bruchteil der gigantischen US-Staatsanleihen-Bestände würde in Gold umgeschichtet.
Auch prominente Investoren wie Ray Dalio sehen Rückenwind. Der Bridgewater-Gründer sprach jüngst auf dem FutureChina Global Forum von einer „unhaltbaren Haushaltspolitik“ der USA, die das Fundament des globalen Geldsystems ins Wanken bringen könnte. Für ihn gehören Gold und andere Non-Fiat-Währungen zu den klaren Profiteuren der nächsten Jahre.
Mehr als ein Rohstoff – ein geopolitisches Signal
Der jüngste Preissprung zeigt eindrucksvoll, dass Gold längst nicht mehr nur von Zinsfantasie und Inflationssorgen getrieben wird. Das Edelmetall wird zunehmend zur Währung in einer multipolaren Weltordnung. Mit der geplanten Verwahrung ausländischer Reserven etabliert China ein Gegengewicht zum Westen – und sendet ein klares Signal: Gold ist wieder geopolitische Waffe.
Für Investoren eröffnet sich damit ein doppelter Hebel. Kurzfristig profitieren sie von einem Umfeld fallender US-Zinsen. Mittel- bis langfristig könnte die strategische Neugewichtung der Weltreserven Gold in ganz neue Preisregionen katapultieren.
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