Seit Anfang Dezember kämpft der Goldpreis mit der 1.800-Dollar-Marke. Am Montag schwankt er um 1.792 Dollar wieder leicht darunter. Auch wenn die Zinserhöhungen der US-Notenbank kurzfristig auf dem Gold lasten, deuten sich längerfristig höhere Notierungen an. Das Magazin Barron’s macht das anhand von drei langfristigen Charts fest.

Mit Blick auf 2023 sind die Aussichten für den Goldpreis gespalten. Nach Einschätzung des Rohstoff-Händlers Heraeus Precious Metals dürfte die Entwicklung des Goldpreises in absehbarer Zeit von der Geldpolitik in den USA abhängen. Sollte die US-Notenbank den Leitzins über die Marke von 5 Prozent anheben, könne der Preis nochmals unter die Marke von 1.700 Dollar fallen. Aktuell notiert Gold bei knapp 1.800 Dollar.

Neues Allzeithoch in 2023 möglich

Bei einem moderateren Zinserhöhungskurs seien indes 1.920 US-Dollar im kommenden Jahr möglich. In Euro gerechnet könne der Goldpreis sogar auf ein neues Allzeithoch klettern: "Sollte der Kurs des Euro im Handel mit dem US-Dollar zulegen, könnte es beim Goldpreis in Euro in den kommenden Monaten ein neues Rekordhoch geben", erklärte Henrik Marx von Heraeus Precious Metals bei Vorstellung des Jahresausblicks am vergangenen Donnerstag. In der Gemeinschaftswährung wird Gold aktuell zu 1.692 Euro gehandelt, das Rekordhoch vom März lag bei 1.902 Euro.

Insgesamt hat sich die technische Lage des Goldpreises mit dem kräftigen Anstieg seit Anfang November von 1.625 Dollar auf gut 1.800 Dollar – die stärkste Rallye seit März/April 2020 – deutlich gebessert. Im Wochenchart seit 2004 hat sich eine bullische Schlüsselumkehr gebildet (definiert als ein höheres Hoch als in der Vorwoche, ein niedrigeres Tief und ein Schlusskurs über dem Hoch der Vorwoche).

Bloomberg/ Barron's
Gold-Chart seit 2018

Bullische Trend-Umkehrungen beginnen in der Regel mit starken Aufwärtsbewegungen oder zeiten eine Beschleunigung eines bestehenden Aufwärtstrends.
Der obige Wochenchart zeigt eine abgeschlossene Korrektur vom März-Hoch bis exakt auf die Trendlinie bei 1.615 Dollar. Sollte sich der Gold-Aufschwung von der Schlüsselumkehr vor vier Wochen über die Zone 1.790 bis 1.810 Dollar fortsetzen, dürfte ein weiterer Anstieg bis etwa 1.900 Dollar folgen.

Bloomberg/ Barron's
Gold-Chart seit 2004

Mit der jüngsten bullischen Umkehr im Monats-Chart im November hielt sich Gold genau an der 10-jährigen Trend-Unterstützung bei 1.600 bis 1.620 Dollar. Der Monatschart von Gold (siehe Chart oben) zeigt, dass sich eine potenzielle 11-Jahres-Basis in einem späteren Stadium befindet. Wenn – und das ist ein großes Wenn – der Goldpreis über 2.100 Dollar steigen würde, dann würde ein neuer Bullenmarkt starten, der noch deutlich höhere Kurse projezieren würde.

Bloomberg/ Barron's
JSE/S&P 500-Ratio seit 1995

Barron's verweist noch auf einen dritten Chart, der das bullische Gold-Szenario unterstützt. Dabei wird auf die Relation JSE Africa All Share Index, in dem viele Gold- und Basismetall-Minen-Unternehmen gelistet sind, mit dem marktbreiten S&P 500 verwiesen. Der JSE-Index bildete in den vergangenen drei Jahren eine Triple-Bottom-Basis, die nun kurz vor dem Abschluss steht.

Das Überwinden des letztjährigen Hochs würde signalisieren, dass südafrikanische Aktien einen neuen Bullenmarkt der Outperformance gegenüber dem S&P 500 beginnen.

Bedauerlicherweise gibt es für Anleger keine einfache Möglichkeit, den JSE-Index zu verfolgen. Eine Option ist indes der aktiv verwaltete börsengehandelte ETF iShares MSCI South Africa, obwohl dieser Fonds in den vergangenen zehn Jahren weit hinter der Performance des Index zurückgeblieben ist.

BÖRSE ONLINE hatte in den vergangenen Woche mehrfach zu einem Investment in Gold geraten. Trotz der 'Konkurrenz' von hohen (Anleihen)-Zinsen bestehen längerfristig weiterhin gute Chancen auf ein Comeback des Edelmetalls. Ein Anteil von zehn bis 20 Prozent Gold im Depot kann nicht schaden.

Übrigens: Was ist eigentlich besser: Gold oder Bitcoin?