Silberinvestoren hoffen auf Joe Biden. Der neue US-Präsident möchte einen "Green Deal" in den USA durchsetzen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Dazu soll vor allem die Solarenergie massiv ausgebaut werden. So ist der Bau von 500 Millionen Solarmodulen anvisiert.

Allerdings ist unsicher, ob der Kongress diesem Vorhaben zustimmt. Das hängt von den Nachwahlen im Januar in Georgia ab, wo noch zwei Senatssitze zu vergeben sind. Aber selbst wenn der Green Deal nur abgespeckt umgesetzt wird, dürfte das noch zu einem großen Schub für die Sonnenenergie führen.

Davon profitiert wiederum die Nachfrage nach Silber. Denn dieses wird in Solarmodulen eingesetzt. Die benötigte Menge pro Einheit sinkt zwar seit Jahren kontinuierlich, weil sich die Effizienz der Anlagen verbessert. Trotzdem dürfte der Bedarf aus diesem Sektor in den kommenden zehn Jahren noch hoch bleiben.

2019 wurden laut der Branchenorganisation Silver Institute rund zehn Prozent des weltweiten Angebots in der Solarindustrie genutzt. "Der Übergang in eine grünere Zukunft birgt langfristig beträchtliches Potenzial für den Silbermarkt", ist Hans-Günter Ritter, Leiter Edelmetallhandel beim Edelmetallverarbeiter Heraeus, überzeugt.

Auch sonst dürfte im nächsten Jahr die Nachfrage aus der Industrie der vorrangig bestimmende Faktor für den Silberpreis sein. Ist doch der Rohstoff ein Zwitter aus Edel- und Industriemetall. Falls die Corona-Krise wie erwartet durch die Impfprogramme überwunden wird und die Konjunktur Fahrt aufnimmt, dürfte auch die Auto- und Elektroindustrie wieder boomen.

Das würde den Bedarf an Silber anheizen, der 2020 um 14.500 Tonnen zurückging, was neun Prozent der globalen Nachfrage entspricht. Mehr als die Hälfte des Bedarfs nach dem Weißmetall stammt aus der Industrie.

Ein weiterer Faktor wird sich wohl künftig ebenfalls positiv auf den Preis auswirken: Der Ausbau der 5G-Technologie. Für die Einführung von Basisstationen, zusätzlichen Datenspeichern und neuen 5G-fähigen Geräten wird viel Silber benötigt.

Schmucknachfrage war sehr gering

Neben der Industrie dürfte 2021 die Schmuckbranche ein Treiber für das Metall sein. 2020 erreichte die Nachfrage aus dem Sektor ein Zehnjahrestief. Da sich die Wirtschaft in China und Indien, den beiden dominierenden Märkten für Silberschmuck, aber erholt, sollte sich das deutlich ändern.

Wesentlich weniger bedeutend als 2020 dürfte die Investmentnachfrage für Silber im neuen Jahr sein. Bedingt durch die Unsicherheit wegen der Corona-Krise wurden vor allem in den USA enorm viele aus dem Edelmetall gefertigte Barren und Münzen verkauft. Auch die weltweiten ETF-Käufe erreichten mit 350 Millionen Unzen einen Rekordwert. Das entspricht gut fünf Monaten der Minenproduktion auf der Erde.

Wenn die Epidemie vorbei ist, sollte sich das Anlegerinteresse normalisieren. Die Commerzbank rechnet aber nicht damit, dass die Investmentnachfrage einbricht. Denn ähnlich wie für den Besitz von Gold gebe es weiterhin viele Gründe für Silber. Allen voran die gewaltigen Summen, die Notenbanken drucken. Diese heizen die Furcht vor Inflation an.

Auch der negative Realzins in den USA und Europa macht den Erwerb von Silber attraktiv. Überdies ist das Weißmetall im Verhältnis zu Gold immer noch günstig. Die Gold-Silber-Ratio liegt aktuell bei 75, im historischen Durchschnitt beträgt sie 60. Sie gibt an, wie viele Feinunzen Silber benötigt werden, um eine Feinunze Gold zu kaufen.

"Die Argumente für einen weiter steigenden Silberpreis sind überwältigend", sagt Carsten Fritsch, Edelmetallanalyst der Commerzbank, zusammenfassend. Neben der Unterbewertung zu Gold nennt er die Flut billigen Geldes und die Erholung der Industriekonjunktur.

Trotz der rosigen Aussichten sollten Anleger auch die Risiken von Silber im Auge behalten. Es ist erheblich schwankungsanfälliger als Gold. Geht es berg- ab, müssen Anleger weit höhere Verluste aushalten können als bei dem gelben Metall. Zudem ist es nicht knapp. Im nächsten Jahr dürfte es wieder einen Angebotsüberschuss geben.

Auf den Dollar achten

Ähnlich wie bei Gold spielt der US- Dollar eine große Rolle für die Performance von Silberkäufern im Euroraum, da das Weißmetall in der US-Devise notiert. Währungsverluste können die Gewinne in dem Rohstoff selbst deutlich schmälern.

Von daher kann es Sinn machen, in einen physisch besicherten ETC mit Devisensicherung wie den von Xtrackers zu investieren. Zumal gegenwärtig die Kosten für die Währungssicherung mit 0,3 Prozent pro Jahr niedrig sind. Wer dagegen an einen zum Euro stabilen oder sogar steigenden Dollar glaubt, sollte zu dem physisch besicherten Silber-ETC von WisdomTree greifen.