Die für Deutschland maßgeblichen Gaspreise sind am Terminmarkt auf den niedrigsten Stand seit Juli gefallen. Das außergewöhnlich milde Februar-Wetter sorgt für einen niedrigen Verbrauch. Die Gasreserven der EU sprechen nicht für bald deutlich steigende Preise. Was das für Verbraucher hierzulande bedeutet.

Die europäischen Erdgas-Terminkontrakte sind vor dem Wochenende mit 24,65 Euro je Megawattstunde (MWh) auf den niedrigsten Stand seit Juli 2023 gefallen. Der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung im März könnte an der Börse in Amsterdam demnächst sogar das Jahrestief von 2023 bei 22,70 Euro testen (siehe Chart).

Gaspreis an Terminbörse: Natural Gas EU Dutch TTF Future (in  Euro pro MWh)
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Gaspreis an Terminbörse Amsterdam: Natural Gas EU TTF Future (in Euro pro MWh)

Angesichts eines reichlichen Gas-Angebots und der geringen Wahrscheinlichkeit eines baldigen Kälteeinbruchs ist auch in den kommenden Tagen nicht mit deutlich steigenden Gaspreisen zu rechnen.

Gaspreise seit Oktober-Hoch mehr als halbiert

Die Gas-Speicher sind gut gefüllt und der Bedarf an Nachschub für den Sommer sinkt. Zu Beginn dieser Woche beliefen sich die Gasreserven der EU auf 66,6 Prozent des Gesamtfüllstands. In Deutschland beträgt der Füllstand der Gasspeicher sogar gut 72 Prozent. Auch die Versorgung Europas und Großbritanniens mit norwegischem Gas hat sich nach den Unterbrechungen im Kraftwerk Nyhamna wieder erhöht. 

Der Beginn des Kriegs im Nahen Osten hatte den Preis im vergangenen Oktober zwar zeitweise wieder über 50 Euro steigen lassen, dann setzte aber im November eine Trendwende ein. Seit Beginn des Jahres hat sich der Rohstoff gut 20 Prozent verbilligt. Am Markt wird der Preisrückgang auch mit der eher schwachen Konjunktur in der Europäischen Union erklärt. Diese bremse die Gasnachfrage, unterem anderem auch in Deutschland.


Warmer Winter sorgt für niedrige Gaspreise

Zudem: Laut jüngsten Angaben der Bundesnetzagentur vom Januar hat Deutschland im vierten Quartal 2023 viel Gas gespart. Demnach lag der Gasverbrauch in den Monaten Oktober bis Dezember in der Industrie 16 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021. Der Verbrauch von Haushalten und Gewerbetreibenden war 16,7 Prozent niedriger. Die Agentur verweist auf die Temperaturen: Diese hätten 2023 deutlich über dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2022 gelegen, was einen "großen Einfluss auf den Gasverbrauch" gehabt habe.

Laut dem Preisvergleichs-Portal Verivox werden für jede Kilowattstunde (kWh) hierzulande aktuell rund 11 Cent pro Kilowattstunde fällig – einschließlich aller Steuern und Abgaben (Stand: Januar 2024). Dieser Durchschnittswert berücksichtigt die Preise für Bestands- und Neukunden von Gasversorgern. Die Gaspreise für Neukunden liegen aktuell bei knapp 7 Cent pro Kilowattstunde (kWh) brutto (siehe Chart). Dieser durchschnittliche Gaspreis bezieht sich auf einen Haushalt mit einem jährlichen Gasverbrauch von 20.000 kWh bei einem Neuabschluss (Stand: 16.02.2024). Der Preis pro Kilowattstunde enthält sowohl den Arbeitspreis pro kWh als auch den jährlichen Grundpreis.

Gaspreis-Entwicklung für Neukunden in Deutschland  (in Cent/kWh)
Verivox
Gaspreis-Entwicklung für Neukunden in Deutschland (in Cent/kWh)

Um die Haushalte bei den Heizkosten zu entlasten, hatte die Bundesregierung die Mehrwertsteuer auf Erdgas von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Ab März 2024 soll jedoch wieder der volle Mehrwertsteuersatz fällig werden. Die Gaskosten für einen durchschnittlichen Haushalt steigen dadurch um über 200 Euro. 

Die Experten von Verivox raten: Wer mit Gas heizt, sollte wegen der großen Unterschiede zwischen den Anbietern die verfügbaren Angebote prüfen. Beim Gaspreisvergleich sollte auf möglichst lange Preisgarantien geachtet werden. Wer wechselt kann bis zu etwa 1.000 Euro pro Jahr sparen. Das Konkurrenz-Portal Check24 schreibt, dass Verbraucher durch einen Gasanbieter-Wechsel zu einem alternativen Gas-Anbieter im Schnitt sogar bis zu 1.800 Euro einsparen können.

(Mit Material von dpa-AFX)

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