Die Nachfrage nach Rohstoffen wächst, vor allem Kupfer ist heiß begehrt. Der Kampf um das Metall hat begonnen.

Der Angriff kam aus dem Nichts. Rohstoffriese Glencore hat dem Minenkonzern Teck Resources ohne vorherige Absprache einen Aktientausch im Gegenwert von 23 Milliarden Dollar angeboten. Glencore will sich das wachsende Metallgeschäft der Kanadier einverleiben und die Kohleaktivitäten der beiden Firmen in eine eigene Gesellschaft übertragen und danach abspalten. Das Management von Teck hat die Offerte als opportunistischen Versuch, günstig an Werte zu kommen, zurückgewiesen. In der Tat scheint der Angriff gut geplant zu sein. Denn Teck arbeitet schon lange an einer Neuaufstellung. Am 26. April sollten die Aktionäre einer Aufteilung des Konzerns zustimmen. Die endgültige Trennung in den Metallbereich, der unter Teck Metals firmieren soll, und in Elk Valley Resources (EVR), in die das Spezialkohlegeschäft eingebracht wird, soll Ende Mai erfolgen.

Höhere Offerte nicht unwahrscheinlich

Ob Glencore das noch mit einem höheren Angebot torpedieren kann oder gar ein weiterer Investor Interesse an Teck Resources zeigen wird? Vorstellbar wäre beides. Das Unternehmen ist auf jeden Fall ein attraktiver Übernahmekandidat. Teck adressiert mit seiner Produktpalette viele Zukunftsthemen. Das Unternehmen ist einer der weltweit größten Exporteure von Spezialkohle, beispielsweise für Stahlproduktion. Gerade in Schwellenländern ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Stahl niedrig, und bei Infrastrukturprojekten wird viel Stahl benötigt.

Der Metallbereich konzentriert sich auf Kupfer und Zink. Bei Zink gehört Teck zu den größten Produzenten weltweit, und im Kupfergeschäft hat sich das Unternehmen durch kluge Investitionen in den vergangenen Jahren in eine sehr aussichtsreiche Position gebracht. Mit der zweiten Ausbaustufe der Compañia Minera Teck Quebrada Blanca werden sich die Kupfererlöse in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. Machte das Metall nur rund ein Viertel der Erlöse aus, werden es weit mehr als ein Drittel werden, wenn die Mine richtig läuft.

Der Kampf um Teck Resources ist kein Einzelfall. Die Angebots- und Nachfrage-Relationen haben sich verschoben. Die Nachfrage nach vielen Rohstoffen wächst kontinuierlich. Dafür sorgt etwa schon der geringe Pro-Kopf-Verbrauch in den bevölkerungsreichen Ländern wie etwa Indien. Auf der anderen Seite verengt sich das Angebot. Das liegt auch daran, dass die großen Rohstofffirmen in den vergangenen Jahren vor allem ihre Bilanz in Ordnung gebracht und auf teure und unsichere Explorationsvorhaben weitgehend verzichtet haben.

Kupfer ist gefragt

So werden Rohstoffe zunehmend knapp. Und besonders stark ist das Ungleichgewicht bei Kupfer. Die Nachfrage wächst kontinuierlich. Vor allem in der Elektromobilität wird das rote Metall wegen der Leitfähigkeit benötigt. Gleichzeitig kann das Angebot kaum mithalten. Die größten Minen sind über ihren Zenit hinaus und wirklich bedeutende Neuvorkommen Mangelware. Dafür rücken Firmenkäufe als Weg zur Reserveaufstockung in den Vordergrund. Zwar müssen bei Übernahmen Aufgelder bezahlt werden. Dafür gibt es geringere Explorationsrisiken. So war dem Bergbauriesen Rio Tinto 2022 die Aufstockung der eigenen Reserven durch die Übernahme von Turquoise Hill einige Milliarden Dollar wert. Die Aktionäre von OZ Minerals müssen am 13. April über die Übernahmeofferte von Branchenleader BHP abstimmen. Hier geht es um fünf Milliarden Dollar.

Am Dienstag erst hatte der weltgrößte Goldminenkonzern Newmont seine Offerte für den australischen Wettbewerber Newcrest Mining aufgestockt. Der Branchenprimus bietet nun 19,5 Milliarden Dollar, nach zuletzt 16,9 Milliarden. Newcrest zeigte sich danach erst bereit, seine Bücher zu öffnen. Auch diese Offerte zielt auf die Kupferreserven. Das Metall ist Nebenprodukt der Goldgewinnung und für die Produktion wichtig. Die Jagd nach Kupfer könnte nicht einmal vor dem mit über 50 Milliarden Dollar bewerteten Konzern Freeport-McMoran haltmachen. Der Kupferspezialist, der auch eine der größten Goldminen der Welt betreibt, stand im vergangenen Jahr schon einmal auf der Kaufliste von Barrick Gold.

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