Mehrere US-Konjunktur-Indikatoren sind in den vergangenen Tagen schlecht ausgefallen. Das sorgt an den Edelmetall-Märkten für steigende Notierungen. Denn die Aussicht auf eventuell nicht weiter anziehende US-Zinsen macht Gold für Anleger attraktiver. Auch charttechnisch sieht es gut aus. Der Goldpreis könnte in absehbarer Zeit ein neues Kaufsignal geben.  

Eine schwächelnde US-Wirtschaft sorgt für nachlassenden Zinssorgen. Dies wiederum führt zu rückläufigen Opportunitätskosten, die sich durch den Zinsverzicht von Gold-Besitzern fast zwangsläufig ergeben. Das sorgt für steigende Notierungen von Gold. Die Feinunze Gold (31,1 Gramm) kostet am Spotmarkt am Freitag-Mittag 1944 Dollar. Der Goldpreis dürfte den zweiten Wochengewinn in Folge einfahren. 

Die in dieser Woche veröffentlichten US-Konjunkturindikatoren waren bereits überwiegend schwächer als erwartet ausgefallen und stützten die Hoffnung der Gold-Besitzer auf nicht weiter steigende Leitzinsen. Auch die unerwartet deutlich gestiegene Arbeitslosigkeit spricht zumindest für eine Zinspause der Fed. Nach den US-Arbeitsmarktdaten für August stehen heute um 16 Uhr noch Einkaufsmanager-Indizes an, etwa zum verarbeitenden Gewerbe. Liegen diese unter 50 Zähler, deuten sie auf eine wirtschaftliche Schwächephase hin.

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10-Monats-Chart Gold (Feinunze in US-Dollar, Spotmarkt)

Zwei Szenarien denkbar

Charttechnisch hat sich beim Gold in den vergangenen Wochen ein spannendes Bild ergeben. Nach dem Rutsch unter die mittelfristige Aufwärtstrendlinie in der zweiten August-Woche rauschte der Goldpreis auch unter seinen gleitenden 200-Tage-Durchschnitt. Mittlerweile hat sich der Unzenpreis jedoch wieder an die "alte" Aufwärtstrendlinie herangerobbt. Bei knapp 1950 Dollar verläuft zudem ein Abwärtstrend seit dem Jahreshoch im Mai.

Für die kommenden Tage ergeben sich zwei mögliche Szenarien: Entweder der Goldpreis klettert nachhaltig über die 1950-Dollar-Marke (am Freitag-Nachmittag zog die Feinunze zeitweilig bis auf 1952 Dollar an) und würde danach weiter aufwärts Richtung 2000 und etwa 2050 Dollar tendieren. Darüber winkt dann das Rekordhöhen bei gut 2070 Dollar aus März 2022.

Oder der Goldpreis prallt nochmals nach unten ab und testet erneut die 50- und 200-Tage-Linien, die bei 1931 beziehungsweise 1915 Dollar verlaufen.

Gold-ETCs sind Umsatzrenner

Für Mobeen Tahir von ETC-Emittent WisdomTree ist es schon erstaunlich, dass sich der Goldpreis im Umfeld steigender Zinsen so gut halten konnte. "Immerhin sind die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit 2007 geklettert", wird Tahir in einem Artikel der Börse Frankfurt zitiert. Und Rohstoff-Analystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank meint: "Der Anstieg dürfte sich fortsetzen, wenn klarer wird, dass der Zinsgipfel erreicht beziehungsweise erste Zinssenkungen wahrscheinlich werden."

Hohe Umsätze an der Börse Frankfurt weisen aktuell neben Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) noch Gold-ETCs von Xtrackers von Deutsche-Bank-Tochter DWS (DE000A2T5DZ1), Amundi (FR0013416716) und Invesco (IE00B579F325) auf.

Xetra-Gold auf hohem Niveau

Lang & Schwarz verzeichnete in den vergangenen vier Wochen ebenfalls gute Umsätze mit Gold-ETCs, meist Käufe, etwa von Xetra-Gold und dem iShares Physical Gold (IE00B4ND3602). Der Bestand an Xetra-Gold bleibt mit aktuell 224 Tonnen auf hohem Niveau. Ende 2022 waren es allerdings 231 Tonnen, Ende 2021 etwa 238 Tonnen. 

Auch im Juli dominierten bereits die Anlagen in physischen Edelmetallen. Umsatzspitzenreiter war auch dort Xetra-Gold. Ebenfalls viel gehandelt wurden der Xtrackers IE Physical Gold EUR Hedged (DE000A2T5DZ1) und der Invesco Physical Gold (IE00B579F325). 

Auch in Silber-ETCs ging viel um, speziell im WisdomTree Physical Silver (JE00B1VS3333) und im Xtrackers Physical Silver (DE000A1E0HS6). Erst auf Platz 12 findet sich der erste Nicht-Edelmetall-ETC, und zwar der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (IE00BLRPRG98).

Optimismus für steigende Gold- und Silber-Notierungen

BÖRSE ONLINE bleibt mittel- und längerfristig optimistisch, dass die Notierungen für Gold und Silber weiter anziehen. Sparer sollten einen Teil ihres Anlage-Portfolio mit Gold (und Silber) bestücken.

(Mit Material von dpa-AFX)

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