Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die als eine Art „Zentralbank der Zentralbanken“ fungiert, hat sich zu Wort gemeldet und sowohl Gold als auch den Aktienmärkten den Charakter einer Übertreibung attestiert. Was davon zu halten ist.

Die BIZ beschreibt in ihrer aktuellen Quartalsanalyse eine außergewöhnliche Marktphase, in der mehrere Anlageklassen gleichzeitig stark an Wert gewonnen haben und sich dabei von ihren traditionellen Verhaltensmustern lösen. Besonders auffällig sei, dass Aktienmärkte und Gold parallel eine explosive Preisentwicklung gezeigt hätten – ein Phänomen, das laut BIZ in dieser Form in den vergangenen fünf Jahrzehnten selten zu beobachten war. Historisch traten solche Konstellationen meist in Phasen ausgeprägter Risikobereitschaft auf und gingen nicht selten mit spekulativen Übertreibungen einher.

Wovor die BIZ konkret warnt

Die BIZ betont, dass Gold im Zuge der jüngsten Rallye zeitweise seine klassische Rolle als sicherer Hafen verloren habe. Während frühere Goldanstiege häufig mit Stressphasen an den Finanzmärkten oder geopolitischen Risiken einhergingen, sei der aktuelle Preisanstieg zunehmend von Renditeerwartungen und spekulativen Motiven getragen worden. Insbesondere Privatanleger hätten laut BIZ eine verstärkende Rolle gespielt und Preisbewegungen beschleunigt. Damit habe sich Gold ähnlich verhalten wie Risikoanlagen, anstatt als Absicherungsinstrument zu fungieren.

Parallel dazu verweist die BIZ auf hohe Bewertungen an den Aktienmärkten, die durch jahrelange expansive Geldpolitik, Liquiditätsschwemme und die Erwartung künftiger Zinssenkungen begünstigt wurden. Die Kombination aus steigenden Aktienkursen, starkem Goldpreisanstieg und zunehmender Risikobereitschaft deute auf eine Phase hin, in der Marktteilnehmer Risiken unterschätzen und Preissteigerungen extrapolieren.

Gleichzeitig warnt die BIZ davor, den Begriff „Blase“ vorschnell zu verwenden. Zwar folgten auf frühere explosive Phasen – etwa beim Goldpreis 1980 – häufig scharfe und schnelle Korrekturen, doch könnten Anpassungen auch zeitlich verzögert und über längere Perioden erfolgen. Entscheidend sei, dass sich Anleger der erhöhten Verwundbarkeit der Märkte bewusst seien, insbesondere falls sich Zinsen länger hoch halten oder wirtschaftliche Erwartungen enttäuscht würden.

Insgesamt mahnt die BIZ zu erhöhter Vorsicht: Die gleichzeitige Überhitzung mehrerer Anlageklassen erhöhe das Risiko abrupter Marktbewegungen und mache das Finanzsystem anfälliger für Schocks.

Warnung mit Vorsicht genießen

Anleger sollten der BIZ für ihre Hinweise durchaus dankbar sein. Schließlich verfügt sie zweifellos über eine enorme Finanzmarkt-Expertise und ist vor allem an Finanzstabilität stark interessiert. Aber in der Vergangenheit haben sich deren „Kassandra-Rufe“ nicht immer bewahrheitet. So warnten die Experten der BIZ nach der Finanzmarkt-Krise (2008/2009) zum Beispiel vor überbewerteten Staatsanleihen infolge der ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken. Selbiges tat die BIZ während der Pandemie (2020). Die Preise für deutsche Staatsanleihen stürzten in den Jahren danach zwar tatsächlich um fast 30 Prozent. Doch das lag vor allem an den steigenden Zinsen. Beim Platzen einer Blase hätte man normalerweise höhere Verluste erwartet.

Fazit: Nach der Goldpreisrally der vergangenen Jahre sollten Anleger eine technische Korrektur von zehn bis 20 Prozent nicht ausschließen. Diese wäre sogar als eine gesunde Entwicklung anzusehen. Den Ruf als sicherer Hafen dürfte Gold auf absehbare Zeit höchstwahrscheinlich nicht verlieren. Zumindest nicht an den ehemaligen sicheren Hafen Staatsanleihen.

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Gold (ISIN: XC0009655157)

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