Der Minenfinanzierer Gold Royalty expandiert rasant. Nach der Fusion mit Ely Gold hat das Unternehmen jetzt Abitibi Royalties und Golden Valley übernommen. An 121 Vorkommen ist die neue Gruppe beteiligt. Wertvollster Besitz ist der Anteil an Kanadas größter Goldmine Canadian Malartic. Zweitgrößter Aktionär nach dem ETF-Anbieter Van Eck ist der kanadische Minen-Milliardär Eric Sprott.

Geleitet wird das Unternehmen aber von David Garofalo. Er war Vorstandschef von Goldcorp, einer der größten Goldminengesellschaften der Welt, die er nach deren Fusion mit Newmont im April 2019 verließ. Von 1998 bis 2010 war er Finanzvorstand von Agnico-Eagle, einem weiteren Branchenriesen. 2012 kürte ihn die Fachzeitschrift "The Northern Miner" zur Minenmanager des Jahres.

Börse Online: Warum haben Sie zwei Konkurrenten auf einen Schlag übernommen?

David Garofalo: Vielleicht sollte ich zuerst erklären, warum ich Gold Royalty vor einem Jahr aufgebaut habe. Wir sind im Zyklus an einem interessanten Punkt. Es gab in den vergangenen fünf Jahren zu wenig Investments in neue Minen. Das Resultat ist, dass die Reserven im Edelmetallmarkt im Vergleich zu den Spitzenwerten von vor sieben Jahren um 40 Prozent gesunken sind. Aus meiner Sicht steht ein Nachhol- effekt bevor.

Und den will Ihre Firma nutzen?

Ja. Royalty-Unternehmen kommt eine wichtige Rolle in der Minenentwicklung zu. Sie stellen vor allem kleineren Entwicklern und Explorern Kapital zur Verfügung, die anderweitig keines bekommen können - zumindest nicht kosteneffizient. Ich ahnte, dass wir eine signifikante Inflation in unserem Segment sehen werden - etwa so, wie vor zehn Jahren. Damals floss nach der Kreditkrise sehr viel Kapital in die Branche, was zu einem signifikanten Anstieg der Minenkosten führte. Das passiert sehr wahrscheinlich wieder. Wir sehen auch eine allgemein steigende Inflation, was vor zehn Jahren nicht der Fall war.

Trotz der Inflation stagniert der Goldpreis, während alles andere teurer wird, ob Holz, Fleisch, Kaffee, Energie oder Immobilien.

Vor ein paar Jahren hatte Gold einen sehr schönen Lauf. Eine Inflation, wie wir sie jetzt haben, gab es seit den 1970er-Jahren nicht. Ich glaube auch, die Inflation wird nicht verschwinden, sie wird bleiben. Die Zinsen steigen zwar, aber das wird ein langwieriger Prozess sein. Die Notenbanken können und werden die Politik des billigen Geldes nicht abrupt beenden. In so einem Umfeld.sollte sich Gold extrem gut entwickeln. Gold ist ein Barometer für die monetäre Stimulierung. Wir werden den Goldpreis in diesem Zyklus auf 3000 Dollar steigen sehen.

Wie profitiert Gold Royalty davon?

Mit einer Royalty-Firma haben Sie einen Hebel auf den Goldpreis. Sie hebeln den Explorationserfolg, aber sie sind nicht den Kostenschüben der Minen ausgesetzt. Ich dachte: Das ist das überlegene Geschäftsmodell. Man vergibt Kapital und erhält Zahlungen aus den Goldverkäufen - eben die sogenannten Royaltys - zurück.

Nachdem das geklärt ist - können wir jetzt über die Übernahmen sprechen?

Wir mussten über das bestehende Portfolio hinaus diversifizieren. Das Portfolio hatte bereits 32 Millionen Unzen Goldressourcen, aber kein neues Projekt war im Bau, somit war kein kurzfristiger Cashflow absehbar. Daher haben wir bei einer Kapitalerhöhung im März in New York 90 Millionen Dollar eingesammelt und gingen anschließend in Fusionsverhandlungen mit Ely Gold.

Warum gerade Ely?

Das Unternehmen hatte über 80 Royaltys im Portfolio. Das Managementteam wollte das Geschäft ausbauen, hatte aber Probleme, Kapital einzusammeln. Wenn Sie im Royalty-Geschäft erfolgreich sein und Geld an Minenentwickler geben wollen, brauchen sie niedrige Kapitalkosten. Sie müssen skalieren und diversifizieren. Die Fusion mit Ely brachte uns sofort Diversifikation im Portfolio - und kurzfristigen Cashflow.

Danach kam gleich der nächste Deal. Warum?

Wir haben geschaut, wer noch Probleme hat, Kapital einzusammeln. Abitibi und Golden Valley entdeckten wir schnell. Beide waren auf komplizierte Weise miteinander verflochten. In der Bewertung der Aktien kam das durch eine Art Konglomeratsabschlag zum Ausdruck. Ich sprach mit bedeutendsten Aktionären, etwa Jimmy Lee von Golden Valley und Rob McEwen von Abitibi. Sie haben den Bewertungsabschlag ebenfalls wahrgenommen und sahen das Potenzial für eine höhere Bewertung, wenn sie sich uns anschließen.

Reizten Sie Abitibis Royalty-Rechte an Kanadas größter Goldmine Canadian Malartic?

Natürlich! Die beiden Betreiber Agnico und Yamana haben kürzlich 1,6 Milliarden Dollar freigegeben, um dort eine Untertage-Mine zu bauen. Sie vermuten dort sehr große Goldvorkommen. Behalten sie recht, haben auch wir drei Prozent Royalty-Anspruch. Damit steht uns ein bedeutendes Wachstum im Cashflow bevor. Auch weil Glenn Mullan, der Chef von Golden Valley, eine Plattform für Royaltys in Quebec und Ontario aufgebaut hat. Das passt gut zu unserer Strategie, Glenn wird unserem Verwaltungsgrat beitreten.

Der Börsenwert von Gold Royalty wird sich nach den Deals auf etwa 800 Millionen Dollar verdoppeln. Wächst die Belegschaft mit?

Wir haben vor und nach der Transaktion nur etwa ein halbes Dutzend Mitarbeiter. Das ist das Schöne am Royalty-Geschäft: Es lässt sich skalieren. Ich kann ein zehnmal so großes Geschäft mit der gleichen Anzahl an Personen betreiben. Wir waren von Anfang an eine schlanke Organisation mit geringen Verwaltungskosten. So wird es auch bleiben.

Werden Sie dem Royalty-Business treu bleiben und keine Mine direkt betreiben?

Es gibt einige Beispiele, wo das nicht gut ausgegangen ist. Bevor Franco-Nevada sich neu erfunden hat, haben sie die Midas-Goldmine übernommen, das hat ihre Bewertung richtig unterwandert. Es hat sie verletzlich gemacht, zum Übernahmeobjekt. Schließlich kaufte Newmont die Mine. Ich glaube, das war eine lehrreiche Lektion. Heute ist Franco-Nevada wieder ein widerstandsfähiges, erfolgreiches Royalty-Unternehmen.

An Öl- oder Gasbeteiligungen haben Sie kein Interesse?

Nein, das würde unsere Bewertung schwächen. Die Börse will eine klare Fokussierung, in unserem Fall sind das Edelmetalle.

Und wie sieht es mit der Expansion in andere Regionen aus?

Wir haben in Südamerika Royaltys, in Brasilien, Kolumbien, Peru. In Australien und Afrika gibt es gute Gebiete. Wir sind aber sehr selektiv, wohin wir gehen. Ein Vorteil von uns ist, dass unser geographisches Risiko eher gering ist. Drei Viertel unseres Geschäfts ist in Quebec und Nevada beheimatet, die beiden minenfreundlichsten Distrikte weltweit nach Einschätzung führender Institute.