Edelmetalle sind Metalle, die korrosionsbeständig sind, das heißt die in natürlicher Umgebung unter Einwirkung von Luft und Wasser dauerhaft chemisch stabil sind. So lautet bei Wikipedia die Begriffserklärung zu dem Wort Edelmetalle.

Wie es weiter heißt, sind aufgrund ihrer Stabilität Gold und Silber seit dem Altertum zur Herstellung von Schmuck und Münzen in Gebrauch. In den vergangenen vier Jahrhunderten seien zusätzlich die Platinmetalle entdeckt worden, die ähnlich korrosionsbeständig sind wie Gold. Auf den Weltmärkten spielten heute vor allem Gold, Silber, Platin und Palladium eine Rolle. Alle Edelmetalle und Halbedelmetalle seien dabei zu den Schwermetallen zu zählen.

Insbesondere Gold stößt bei Privatinvestoren als Anlage-Asset nach wie vor auf reges Interesse. Auf der Beliebtheitsskala dürfte danach Silber folgen. Längst gibt es aber auch ETFs auf Platin und Palladium, was Investments auch hier für Privatanleger einfacher macht.

Lohnend war dabei in der jüngeren Vergangenheit nur der Kauf von Palladium. Hier stehen sowohl für 2017 als auch für 2018 deutliche Preisaufschläge zu Buche. Für Gold, Silber und Platin stehen dagegen gleichzeitig Preisrückgänge zu Buche.

Allerdings könnte sich am zuletzt gezeigten Kräfteverhältnis im kommenden Jahr etwas ändern. Zumindest lauten so die Prognosen der Commerzbank für das Edelmetall-Segment. Was genau die Analysten für die Preise von Gold, Silber, Palladium und Platin erwarten, verraten wir auf den nachfolgenden Seiten.

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Palladium



Als einziges Edelmetall liegt laut Commerzbank Palladium seit Jahresbeginn im Plus (plus 16 Prozent zum 05. Dezember). Anfang Dezember habe der Preis bei rund 1.255 Dollar je Feinunze ein Rekordniveau erreicht. Der Preisaufschlag zu Platin liege inzwischen bei rund 450 Dollar je Feinunze. Höher sei er nur Anfang 2001 gewesen. Gleichzeitig sei Palladium erstmals seit Oktober 2002 teurer als Gold gewesen. Der Preisanstieg bei Palladium habe inzwischen Züge einer spekulativen Übertreibung. Die zunehmende Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung, der ungelöste Handelskonflikt, das Risiko von Autozöllen und die Schwächesignale bei den Autoabsatzzahlen in den drei wichtigsten Märkten würden bislang ebenso ignoriert wie die scharfe Korrektur an den weltweiten Aktienmärkten seit Oktober.



Der weltweite Palladiummarkt dürfte 2018 zwar das siebte Jahr in Folge ein Angebotsdefizit aufweisen. Dies sei aber nicht wirklich neu. Johnson Matthey habe dieses im Mai auf 239 Tausend Unzen bezifferte, der weltweit größte Palladiumproduzent Norilsk Nickel aus Russland im Oktober auf rund eine Million Unzen. Das auf Edelmetalle spezialisierte Beratungsunternehmen Metals Focus gehe im jüngsten Ausblick davon aus, dass der globale Palladiummarkt auch im nächsten Jahr ein Angebotsdefizit aufweisen werde.

Wegen der eingeschränkten Verfügbarkeit von Palladium lägen die Ausleihesätze bereits seit Monaten im zweistelligen Bereich und die Terminkurve sei fallend (Backwardation). Die Palladium-ETFs verzeichneten vermutlich aus diesem Grund kontinuierlich Abflüsse, weil das Material für Leihegeschäfte zur Verfügung gestellt werde. Mittlerweile lägen die Bestände der von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs nur noch bei rund 740 Tausend Unzen und damit auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2009. Allerdings drohe diese Angebotsquelle langsam zu versiegen. Setzten sich die Abflüsse im derzeitigen Tempo fort, wären die ETF-Bestände Mitte 2020 aufgebraucht. Die oberirdisch gehaltenen Lagerbestände dürften aber noch hinreichend groß sein. Metals Focus bezifferte diese 2017 auf gut 13 Millionen Unzen.

Maßgeblich für die Markteinengung sei die robuste Nachfrage aus der Automobilindustrie. Diese mache inzwischen mehr als 80 Prozent der gesamten Palladiumnachfrage aus. Palladium werde dabei hauptsächlich in Autokatalysatoren für Benziner eingesetzt. Aufgrund verschärfter Emissionsvorschriften steige der Palladiumeinsatz in den Katalysatoren. Zusätzlich nachfrageverstärkend wirke die Dieselkrise in Europa und die daraus resultierende Verschiebung von Diesel- zu Benzinautos. Allerdings drohe Palladium zum Opfer des eigenen Erfolgs zu werden. Der historisch hohe Preisaufschlag von Palladium zu Platin könnte Substitutionseffekte auslösen. Laut World Platinum Investment Council ist es zunehmend wahrscheinlich, dass mehr Platin zulasten von Palladium in Benzinkatalysatoren zum Einsatz komme. Das Council rechne für 2019 allerdings noch nicht mit einem Einfluss auf die Nachfrage, da die Zulassung und Produktionsaufnahme neuer Katalysatoren Zeit benötigen würde.



Die Palladiumnachfrage aus der Automobilindustrie könnte aber zunächst ihr vorläufiges Hoch erreicht haben. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China wirke sich bereits negativ auf die Auto-Verkaufszahlen in China aus. In diesem Jahr drohe der erste Rückgang bei den PKW-Verkäufen seit mehr als 20 Jahren. Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission habe daher vorgeschlagen, die Umsatzsteuer beim Kauf von Neuwagen auf fünf Prozent zu halbieren, um die lahmende Nachfrage wieder anzukurbeln. Die chinesische Regierung habe sich allerdings dagegen entschieden. In den USA seien die Verkaufszahlen 2018 trotz positiver Einkommenseffekte durch Steuerreform und starkem Arbeitsmarkt nicht mehr weiter gestiegen. Im nächsten Jahr lasse der Schub durch die Steuerreform nach. Außerdem drohten die höheren Zinsen die Autonachfrage in den USA zu bremsen. Damit zeichne sich in den beiden größten Autoabsatzmärkten China und USA eine Abschwächung ab.



Die Absatzzahlen in Westeuropa seien zuletzt ebenfalls rückläufig gewesen, wofür Probleme mit der Umstellung auf ein neues Abgastestverfahren verantwortlich gewesen seien. Diese Schwäche dürfte nur vorübergehend sein. Die wachsende Zahl von Fahrverboten in deutschen Städten und der drohende Wertverlust der Fahrzeuge mache die Verbraucher bei der Anschaffung eines Dieselautos vorsichtig. Hiervon dürfte die Nachfrage nach Autos mit Benzinmotoren profitieren, was die Nachfrageschwäche in China und den USA etwas abfedern könnte.

Der Palladiumpreis sei angesichts der skizzierten Risiken bereits deutlich zu hoch gelaufen. Der Preisanstieg gehe mit einem hohen spekulativen Interesse einher, was sich am starken Aufbau der Netto-Long-Positionen zeige. Kurzfristig könnten weitere Spekulanten aufspringen und den Preis noch weiter nach oben treiben, zumal der Palladiummarkt sehr klein und illiquide sei. Damit steige aber gleichzeitig auch das Korrekturpotenzial. Die Commerzbank rechnet mit einer einsetzenden Preiskorrektur im Laufe des 1. Quartals 2019. Bis Mitte 2019 dürfte der Palladiumpreis auf 1.000 Dollar je Feinunze fallen.

Die Einführung verschärfter Emissionsstandards dürfte den Palladiumbedarf allerdings auch bei stagnierenden PKW-Absatzzahlen steigen lassen. So träten Anfang 2020 in China neue Abgasvorschriften in Kraft, die bereits 2019 zu einer höheren Palladiumnachfrage der Automobilhersteller führen dürften. Die zu erwartende Substitution zugunsten von Platin dürfte die Palladiumnachfrage allerdings bremsen. Der Palladiumpreis sollte nach der erfolgten Korrektur seinen Aufwärtstrend dennoch wieder aufnehmen. Für Ende 2019 prognostizieren die Analysten einen Preis von 1.100 Dollar je Feinunze. Dem steht ein aktueller Kurs von 1.217 Dollar gegenüber.

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Platin



Der Platinpreis wird das Jahr 2018 laut Commerzbank mit einem deutlichen Minus abschließen. Anfang Dezember rutschte Platin unter 800 Dollar je Feinunze. Damit näherte sich der Preis wieder dem Mitte August verzeichneten 10-Jahrestief an.



Der Preisabschlag von Platin gegenüber Gold habe bei der Vorlage des Jahresausblicks am 05. Dezember bei 440 Dollar je Feinunze gelegen und sei damit so hoch wie noch nie seit Beginn des Börsenhandels von Platin im Jahr 1987 ausgefallen. Der Platinpreis entwickele sich zudem entgegengesetzt zum Palladiumpreis.

Der Grund für die Preisschwäche bei Platin liege im beträchtlichen Überangebot. Der globale Platinmarkt dürfte 2018 das zweite Jahr in Folge einen Angebotsüberschuss aufweisen. Dieser fällt laut aktueller Einschätzung des World Platinum Investment Council (WPIC) mit 505 Tausend Unzen deutlich höher aus als bislang erwartet (295 Tausend Unzen), da die globale Platinnachfrage um 3,7 Prozent und somit stärker als zuvor erwartet zurückgehen soll.



Die anhaltende Absatzschwäche für Dieselautos in Europa erweise sich dabei als schwere Hypothek. Der Anteil von Dieselautos an den Neuwagenverkäufen liege nur noch bei 36 Prozent, was einem Minus von acht Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspreche. 2018 sollen in Westeuropa 1,1 Millionen weniger Dieselautos verkauft werden als im Vorjahr.



Die Platinnachfrage aus der Automobilindustrie solle deswegen um sieben Prozent fallen. Der merklich höhere Platinbedarf aus der übrigen Industrie gleiche dies nicht aus. Hinzu komme, dass trotz des niedrigen Preisniveaus und des rekordhohen Preisabschlags gegenüber Gold die Schmucknachfrage laut WPIC weiter zurückgehen soll, wofür in erster Linie China verantwortlich sei. Die Investmentnachfrage sollte sich vom ohnehin schon niedrigen Niveau des Vorjahres nochmals halbieren. Die ETF-Anleger träten in diesem Jahr als Verkäufer auf, was mit der enttäuschenden Preisentwicklung von Platin zusammenhängen dürfte. Die Investmentnachfrage hänge somit nahezu ausschließlich an der Barrennachfrage aus Japan. Diese sei negativ mit den Preisveränderungen korreliert und könne den Preis somit lediglich stabilisieren.

Für 2019 rechne das World Platinum Investment Council nur mit einem geringfügig niedrigeren Angebotsüberschuss von 455 Tausend Unzen. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie sollte im nächsten Jahr nochmals leicht zurückgehen, die Nachfrage aus der übrigen Industrie weiter steigen und die Schmucknachfrage erstmals seit vier Jahren wieder geringfügig zulegen. Die Investmentnachfrage sollte ihren Rückgang von 2018 wieder aufholen.

In der Folge rechne der World Platinum Investment Council für 2019 mit dem ersten Nachfrageanstieg seit vier Jahren (plus 2,4 Prozent). Dass der Angebotsüberschuss dennoch nicht wesentlich schrumpfe, liege am gleichzeitig erwarteten Anstieg des Angebots um 1,6 Prozent. Trotz des niedrigen Preisniveaus sollte die Minenproduktion in Südafrika und in Nordamerika im nächsten Jahr steigen. Der schwache südafrikanische Rand komme den dortigen Produzenten zugute, da der Platinpreis in lokaler Währung weniger stark gesunken sei. Dazu profitierten die Produzenten vom rekordhohen Palladiumpreis, da Palladium als Nebenprodukt bei der Platinproduktion anfalle. Dank der Verschrottung alter Automobile sollte 2019 auch das Recyclingangebot steigen.

Platin sei sowohl absolut als auch relativ zu Gold und Palladium historisch preiswert, was für einen Preisanstieg spreche. Das beträchtliche Überangebot begrenze allerdings das Erholungspotenzial. Die Commerzbank traut Platin daher im nächsten Jahr lediglich einen unterproportionalen Anstieg im Vergleich zu Gold zu. Ende 2019 dürfte Platin 900 Dollar je Feinunze kosten. Das vergleicht sich mit einem aktuellen Stand von 783,51 Dollar.

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Silber

Silber weist laut Commerzbank unter den Edelmetallen die schlechteste Preisentwicklung in diesem Jahr auf. Nach elf Monaten habe sich das Minus auf 15 Prozent belaufen. Silber habe sich dabei zunächst weitgehend in Gleichklang mit Gold bewegt. Das Jahreshoch habe Silber ebenso wie Gold Ende Januar markiert.



Der Preisrückgang erst Mitte Juni und damit zwei Monate später eingesetzt als bei Gold. Seit Mitte August habe sich Silber deutlich schlechter entwickelt. Das Jahrestief habe Silber drei Monate später als Gold erst Mitte November markierte. Das vielbeachtete Gold/Silber-Verhältnis sei daraufhin auf gut 86 und damit auf den höchsten Stand seit 25 Jahren gestiegen. Kurz vor Beginn des Preisrückgangs Mitte Juni habe es noch bei gut 75 gelegen.



Die absolute und relative Preisschwäche von Silber in der zweiten Jahreshälfte dürfte vor allem auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China zurückzuführen sein, der Mitte des Jahres zu eskalieren begann. Silber sei besonders verwundbar, da die Industrienachfrage mehr als 50 Prozent der gesamten Silbernachfrage ausmache und viele industrielle Anwendungen wie beispielsweise Solarzellen vor allem von China produziert würden. Da China seit März keine Zahlen zu den Silberimporten mehr veröffentlicht habe, könne man über die tatsächlichen Auswirkungen nur spekulieren. Das auf Edelmetalle spezialisierte Beratungsunternehmen Refinitiv GFMS und das Silver Institute erwarteten für dieses Jahr einen Rückgang der globalen Industrienachfrage um 1,8 Prozent, nachdem sie 2016 und 2017 noch gestiegen war. Die Nachfrage nach Silberbarren und -münzen solle 2018 um weitere zwölf Prozent zurückgehen.

Seit dem Hoch im Jahr 2015 habe sich diese Nachfragekomponente mehr als halbiert. Während die gesamte Silbernachfrage um drei Prozent falle, solle das Silberangebot stagnieren, da sich der Anstieg der Minenproduktion und der Rückgang bei Altsilber in etwa ausgleichen würden. Refinitiv GFMS und Silver Institute erwarteten daher für 2018 einen Angebotsüberschuss am globalen Silbermarkt von 35,3 Millionen Unzen. Einen höheren Überschuss habe es zuletzt im Jahr 2009 gegeben, als die Nachfrage wegen der weltweiten Wirtschaftskrise eingebrochen sei. Die ETF-Anleger absorbierten dieses Überangebot bei weitem nicht. Refinitiv GFMS rechneten für 2018 sogar mit leichten ETF-Abflüssen. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs hätten seit Jahresbeginn bis Ende November nur Zuflüsse von 7,1 Millionen Unzen verzeichnet.

Dass sich die Marktlage für Silber 2019 spürbar ändere, sei nicht zu erwarten. Eine baldige Lösung des Handelskonflikts sei nicht in Sicht und die Weltwirtschaft verliere voraussichtlich an Dynamik. Dies sollte die Industrienachfrage weiterhin bremsen. Wenn schon die niedrigen Preise in diesem Jahr die Nachfrage nach Münzen und Barren nicht hätten beleben können, sollte man darauf im nächsten Jahr auch nicht setzen. Das Silberangebot sei außerdem relativ preisunelastisch, da Silber hauptsächlich als Nebenprodukt bei der Produktion von Gold und Industriemetallen anfalle. Hier deuteten die Anzeichen eher auf Expansion. Die Silber-ETFs dürften es daher erneut schwer haben, den Angebotsüberschuss zu absorbieren. Zwar sei Silber gegenüber Gold historisch preiswert, womit Aufholpotenzial bestehe.

Eine nennenswert bessere Preisentwicklung verglichen zu Gold trauten die Commerzbank-Analysten Silber abgesehen von kurzen Phasen im kommenden Jahr dennoch nicht zu. Der Silberpreis dürfte daher weitgehend dem Goldpreis nach oben folgen. Ein Impuls könnte von Short-Eindeckungen der Spekulanten ausgehen. Allein dadurch könnte eine Nachfrage generiert werden, die den oben genannten Angebotsüberschuss im Jahr 2018 um das Viereinhalbfache übertreffe. Die Commerzbank erwartet einen Silberpreisanstieg auf 16,00 Dollar je Feinunze bis Ende 2019 (aktueller Kurs bei 14,525 Dollar). Das Gold/Silber-Verhältnis würde dann immer noch auf einem hohen Niveau von 84 liegen.

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Gold



Der Goldpreis blickt laut Commerzbank auf ein durchwachsenes Jahr 2018 zurück. Einem Anstieg auf das Jahreshoch Ende Januar habe im zweiten Quartal der Absturz gefolgt. Dieser habe bis Mitte August gedauert, ehe im Herbst eine Preiserholung gefolgt sei. Sofern Gold in den verbleibenden Wochen nicht noch merklich steige, werde es das Jahr 2018 mit einem Minus abschließen.



Sei die Preisentwicklung im ersten Halbjahr noch weitgehend wie prognostiziert verlaufen, sei man von der Preisschwäche in der zweiten Jahreshälfte überrascht worden. Dazu habe insbesondere der feste US-Dollar beigetragen, der von der kontinuierlichen Straffung der Geldpolitik in den USA und dem sich deshalb ausweitenden Zinsvorteil profitiert habe.



Eine ebenfalls wesentliche Rolle hätten die steigenden US-Aktienmärkte gespielt, die bis Ende September von Rekord zu Rekord eilten und Gold als alternative Anlage weniger attraktiv erschienen ließen. In der Folge verzeichneten die Gold-ETFs insbesondere im dritten Quartal kräftige Abflüsse.

Die Währungsschwäche wichtiger Goldnachfrageländer wie Indien, China und der Türkei habe dazu geführt, dass die Goldpreise in lokaler Währung im Sommer und Herbst hoch geblieben seien oder im Falle der Türkei sogar ein Rekordniveau erreicht hätten, was die Goldnachfrage in diesen Ländern gebremst habe. Die preissensitiven Käufer in Asien und der Türkei fielen somit als nachfragestabilisierendes Element weitgehend aus. Dadurch begünstigt sei es in den Sommermonaten bis in den Herbst hinein zu einer beispiellosen Verkaufswelle seitens der spekulativen Finanzanleger gekommen. Anfang Juli hätten diese erstmals seit dem Jahreswechsel 2015/16 stärker auf fallende als auf steigende Preise gesetzt. Die Netto-Short-Positionen seien drei Monate lang nahezu unaufhörlich gestiegen und hätten Anfang Oktober ein Rekordniveau erreicht. Diesem Verkaufsdruck habe Gold nicht viel entgegenzusetzen. Erst als es an den Aktienmärkten im Oktober zu einer scharfen Korrektur gekommen sei, hätten Eindeckungskäufe eingesetzt, die den Preis hätten steigen lassen. Die Netto-Short-Positionen seien daraufhin zwar merklich abgebaut worden, gänzlich verschwunden seien sie aber nicht. Auch die Gold-ETFs hatten in den vergangenen beiden Monaten wieder Zuflüsse verzeichnet.

Wie es weiter heißt, wäre ein Risikofaktor für den Goldpreis eine anhaltende Schwäche der Goldnachfrage in den beiden wichtigsten Nachfrageländern China und Indien. Beide Länder stellten zusammen mehr als die Hälfte der privaten Konsumentennachfrage nach Goldschmuck, -münzen und -barren. Die Abwertung der Landeswährungen Yuan (China) und Rupie (Indien) habe 2018 dazu geführt, dass die lokalen Goldpreise auf einem hohen Niveau verharrten, was die Goldnachfrage insbesondere in Indien spürbar gebremst habe. In Indien sollte die Goldnachfrage laut World Gold Council (WGC) in diesem Jahr zwischen 700 und 800 Tonnen liegen (2017: 771 Tonnen), in China zwischen 900 und 1.000 Tonnen (2017: 955 Tonnen). Für das nächste Jahr stünden die Zeichen aber auf Besserung. Aufgrund des näher rückenden Endes der Fed-Zinserhöhungen und der deswegen nachlassenden Unterstützung für den US-Dollar sollte auch der Gegenwind für die Schwellenländerwährungen nachlassen. Für 2019 sei daher wieder mit einer stärkeren Goldnachfrage aus Asien zu rechnen.

Besonders dramatisch sei der Absturz der türkischen Lira im Sommer 2018 gewesen. Dieser habe zu einem Einbruch der Goldnachfrage in der Türkei geführt, weil die lokalen Goldpreise auf ein Rekordniveau gesprungen seien. Wer bereits zuvor Gold gekauft hatte, konnte dessen Vorzüge zur Absicherung gegen Kaufkraftverlust für sich verbuchen, so das Urteil. Von daher dürfte in der Türkei jede sich bietende Gelegenheit zum Nachkaufen genutzt werden.

Gold scheine auch bei den Zentralbanken wieder stärker Beachtung zu finden. Nach zwei schwächeren Jahren deuteten sich für 2018 deutlich höhere Zentralbankkäufe an. Das World Gold Council schätze diese auf 400-500 Tonnen. Wichtigste Käufer seien Russland, die Türkei und Kasachstan. Unter den Käufern seien aber auch Zentralbanken aus der EU (Polen, Ungarn) sowie Indien. Dies stelle die Käufe des offiziellen Sektors auf eine wesentlich breitere Basis. China habe dagegen seit mittlerweile zwei Jahren keinen Goldkauf mehr gemeldet. Die chinesische Zentralbank PBoC sei in den vergangenen Monaten primär mit der Stützung der heimischen Währung beschäftigt gewesen. Lasse der Abwertungsdruck nach, dürfte die PBoC die Goldkäufe früher oder später wieder aufnehmen. Denn der Anteil von Gold an den chinesischen Währungsreserven sei mit gut zwei Prozent weiterhin sehr niedrig. Die russische und die kasachische Zentralbank dürften weiter Gold akkumulieren, indem sie heimische Minenproduktion aufkaufen. Zwar liege der Goldanteil an den russischen Währungsreserven mittlerweile bei 17 Prozent. Aufgrund der US-Sanktionspolitik dürfte der Goldanteil aber noch weiter hochgeschraubt werden.

Gleiches gelte wahrscheinlich auch für die Zentralbanken anderer Schwellenländer, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren. Dass etwa die Türkei trotz Währungskrise ihre Goldreserven in diesem Jahr weiter aufgestockt habe, sei ein klares Signal dafür. Türkische Geschäftsbanken hätten ihre bei der Zentralbank gehaltenen Goldbestände zwischenzeitlich reduziert. Der WGC habe diese Bestände inzwischen allerdings aus der Statistik herausgerechnet. Dass die staatlichen Goldreserven ihren Zweck in Krisenzeiten erfüllten, zeige, wenn auch ungewollt, das Beispiel Venezuela. Um die klammen Staatskassen aufzufüllen, hätte das in einer schweren Wirtschaftskrise steckende Land große Teile seines Staatsgoldes als Sicherheiten für Kredite hinterlegt. Nachdem diese Kredite nicht zurückbezahlt worden sei, sei das Gold von den kreditgebenden Banken einbehalten worden. Seit Ende 2014 seien die venezolanischen Goldreserven daraufhin um 200 Tonnen gesunken. Dies ist der einzig nennenswerte Rückgang der Goldreserven bei Zentralbanken in den vergangenen Jahren.

Die Commerzbank rechnet mit einem Goldpreisanstieg auf 1.350 Dollar je Feinunze bis Ende 2019 (aktueller Kurs bei 1.244 Dollar). Das Ende des Fed-Zinserhöhungszyklus und die damit ausgelöste Abwertung des US-Dollar dürften dem Goldpreis im kommenden Jahr Auftrieb geben.



Der Druck auf die Schwellenländerwährungen dürfte darüber hinaus nachlassen, was auch der globalen Goldnachfrage zugutekommen sollte. Die zahlreichen ungelösten politischen und geopolitischen Unsicherheitsfaktoren sprächen ebenfalls für einen höheren Goldpreis, da diese jederzeit zu einem Anstieg der Risikoaversion führen könnten.

Davon würde die Nachfrage nach Gold-ETFs profitieren. Die Spekulanten dürften außerdem alsbald die noch bestehenden (Netto-)Short-Positionen glattstellen und damit einen Preisanstieg auslösen. Eine Einbahnstraße nach oben dürfte der Weg für Gold allerdings nicht sein. Solange das Ende der Fed-Zinserhöhungen noch offen sei, dürfte der Goldpreis zwischenzeitlich immer wieder Rückschläge erleiden. Einen nachhaltigen Preisanstieg erwarten die Analysten daher erst ab Jahresmitte.