Die Inflation geht in den USA zurück, die Zinsen werden künftig wohl weniger stark steigen. Das schwächt den US-Währung und verteuert gleichzeitig Gold. Das Edelmetall ist mit über 1900 Dollar nun so teuer wie seit Anfang Mai letzten Jahres nicht mehr. Ein Analyst erwartet im Jahresverlauf noch deutlich mehr.

Der Goldpreis ist mit der Aussicht auf weniger stark steigende US-Zinsen erstmals seit acht Monaten wieder über die Marke von 1900 US-Dollar gestiegen. Am Freitag-Vormittag wurde eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) an der Börse in London zeitweise mit gut 1909 US-Dollar gehandelt. So hoch stand der Goldpreis zuletzt Anfang Mai 2022. Allein seit Beginn des Jahres hat sich Gold um vier Prozent verteuert.

Gold (WKN: CG3AB0)

Marktbeobachter erklären den aktuellen Preisanstieg vor allem mit der Kursschwäche des Dollar, nachdem am Markt verstärkt auf moderatere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed spekuliert wurde. Der Euro übersprang am Donnerstag erstmals seit April die Marke von 1,08 Dollar und steht aktuell bei 1,0849 Dollar. In Euro gerechnet kostet eine Feinunze Gold derzeit 1757 Euro.

Inflation schwächt sich ab

Neue Inflationsdaten aus den USA zeigten am Vortag, dass die Teuerung weiter auf dem Rückzug ist. Die Inflationsrate sank im Dezember auf 6,5 Prozent, nachdem sie im Monat zuvor bei 7,1 Prozent gelegen hatte. Auch die Kerninflation, die schwankungsanfällige Preise von Energie und Lebensmitteln ausblendet, ging weiter zurück.

Der Rückgang der Inflation gibt der amerikanischen Notenbank Spielraum, ihren Kampf gegen die Inflation etwas gelassener zu führen. Der regionale Fed-Chef von Philadelphia, Patrick Harker, sprach sich am Donnerstag bereits für kleinere Zinsschritte um 0,25 Prozentpunkte aus. Im vergangenen Jahr hatte die Fed entschieden mit Zinsschritten um 0,75 Punkte und zuletzt im Dezember um 0,50 Punkte gegen die hohe Inflation angekämpft.

Schwäche des US-Dollar kommt Goldpreis zugute

Die Spekulation auf weniger stark steigende Zinsen in den USA belastet die amerikanische Währung bereits seit einigen Tagen. Da Gold international in US-Dollar gehandelt wird, macht die Kursschwäche das Edelmetall auf dem Weltmarkt günstiger, was die Nachfrage verstärkt.

"Insgesamt setzt sich am Markt die Meinung durch, dass die Inflation ihren Höhepunkt gesehen hat und die Zeit der aggressiven Zinsschritte in den USA zu Ende geht", kommentierte Edelmetallhändler Alexander Zumpfe vom Handelshaus Heraeus.

Seit Anfang November befindet sich der Goldpreis in einer Aufwärtstendenz. In dieser Zeit hat sich das Edelmetall um mehr als 200 Dollar je Feinunze verteuert. Nach Einschätzung von Zumpfe haben deutsche Privatanleger allerdings zurückhaltend auf den seit November stetig steigenden Preis für das Edelmetall reagiert. "Sollte sich der aktuelle Aufwärtstrend fortsetzen und das Metall deutlich über 1900 Dollar klettern, könnte aber auch hier ein Umdenken einsetzen", sagte der Heraeus-Experte.

Gold vor Chart-Widerstand

Charttechnisch betrachtet dürfte es der Goldpreis kurzfristig schwer haben, die Widerstandszone bei 19 Dollar zu überwinden. In diesem Bereicht hatte Gold im Juni 2021 ein markantes Zwischenhoch (siehe Chart oben). Nach unten sichert hingegen die Unterstützung bei etwa 1875 Dollar den Goldpreis vor einer stärkeren Korrektur ab. Darüber winken mittelfristig wieder Kurse über 2000 Dollar. Und das bisherige Allzeithoch...

Die Charttechniker von Credit Suisse sehen gute Chancen, dass der Goldpreis in diesem Jahr auf Dollar-Basis ein neues Rekordhoch erreicht. Wird das alte Hoch bei 2.070/2.075 Dollar überwunden, "würde dies einen bedeutenden und langfristigen Ausbruch nach oben markieren, der unserer Meinung nach 2300 Dollar und wahrscheinlich darüber hinaus eröffnen würde“, heißt es in einer CS-Analyse.

BÖRSE ONLINE hatte in den vergangenenn Wochen mehrfach zu einem Investment in Gold geraten – und tut es weiterhin. Längerfristig bestehen weiterhin gute Chancen auf steigende Kurse des Edelmetalls. Ein Anteil von zehn bis 20 Prozent Gold im Depot kann nicht schaden.

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