Zum dritten Mal in Folge ging es mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures bergauf. So kletterte in der Woche zum 30. Juni die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 532.100 auf 561.600 Futures (+5,5 Prozent). Dies stellt den höchsten Wert seit Mitte März dar. Verstärkte Transaktionen waren wieder einmal unter den spekulativen Marktakteuren auszumachen. Große Terminspekulanten (Non-Commercials) sind im Berichtszeitraum zum dritten Mal in Folge durch einen wachsenden Optimismus aufgefallen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich dies in einem kräftigen Zuwachs von 287.300 auf 301.500 Kontrakte (+4,9 Prozent) nieder. Damit ist deren Zuversicht fast wieder auf das Niveau vor dem Corona-Crash zurückgekehrt.

Großspekulanten haben auf der einen Seite ihr Long-Engagement um 20.500 Kontrakte aufgestockt und zugleich ihr Short-Exposure um 5.800 Futures ausgebaut. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 252.000 auf 266.700 Futures (+5,8 Prozent) erhöht. Unter Kleinspekulanten (Non-Reportables) machte sich hingegen eine wachsende Skepsis breit. Ihre Netto-Long-Position reduzierte sich nämlich im Berichtszeitraum von 35.300 auf 34.800 Kontrakte (-1,4 Prozent) leicht.

An den internationalen Aktienmärkten werden gegenwärtig eifrig Vorschusslorbeeren verteilt. Offensichtlich gehen die Investoren davon aus, dass die Notenbanken die wirtschaftlichen Probleme durch billiges Geld und neue Schuldenberge lösen werden. Doch eines sollte dabei nicht vergessen werden: Die Krisenjahre 2008/2009 hatten für die Arbeitsmärkte und die Konjunktur weitaus weniger verheerende Folgen. Derzeit rechnet zum Beispiel der Internationale Währungsfonds für das Jahr 2020 mit einem Einbruch der Weltkonjunktur um 4,9 Prozent. Nur zur Erinnerung: In den Jahren 2008 und 2009 sind Raten von plus 3,0 bzw. minus 0,1 Prozent gemeldet worden. Wer sein Portfolio defensiver ausrichten möchte, sollte daher auf Gold und Silber auf keinen Fall verzichten.

Goldmenge von Xetra-Gold auf Rekordniveau


Obwohl sich die Aktienmärkte von ihrem diesjährigen "Corona-Crash" größtenteils wieder erholt haben, herrscht auch im ETF-Sektor weiterhin ein starker Goldappetit. So meldete zum Beispiel die Deutsche Börse Commodities in der vergangenen Woche, dass bei XETRA-Gold die gehaltene Goldmenge seit dem Jahreswechsel von 203,2 auf 221,7 Tonnen (+18,5 Tonnen) angestiegen ist und damit ein neues Allzeithoch erreicht hat. Vergleicht man diese Entwicklung mit dem weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares, wird schnell klar, dass Gold unter verunsicherten Investoren derzeit stark gefragt ist. Dessen physisch hinterlegte Goldmenge hat sich nämlich seit Ende Dezember von 893,25 auf 1.191,47 Tonnen (+298,22 Tonnen) erhöht. Damit flossen dem "Papiergold Made in USA" mehr Gold zu als Xetra-Gold insgesamt auf die Waage bringt. Beliebt sind ETFs bei institutionellen Investoren und Superreichen, da die Papiere börsennotiert sind und das Gold sicher verwahrt wird. Beim Kauf von Goldmünzen und -barren müsste diese Klientel Kostennachteile in Form von höheren Geld/Brief-Spannen und Lagerkosten hinnehmen.

In der vergangenen Woche markierte der Goldpreis mit über 1.780 Dollar den höchsten Stand seit Herbst 2012. Außerdem erzielte das gelbe Edelmetall in Q2 mit 13,3 Prozent die stärkste Quartalsperformance seit vier Jahren. Gemessen von seinem Jahrestief, welches in der zweiten Märzhälfte bei 1.468 Dollar markiert worden war, hat sich der Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz sogar um über 20 Prozent verteuert. Aus charttechnischer Sicht überzeugt der Goldpreis derzeit vor allem durch seinen gesunden Aufwärtstrend, der unter anderem durch die ansteigende 200-Tage-Linie zum Ausdruck kommt. Noch zeigen Timingindikatoren wie der Relative-Stärke-Index keine überkaufte Lage an. Außerdem erwiesen sich RSI-Verkaufssignale in der Vergangenheit als wenig zuverlässig, schließlich gab es allein in den vergangenen zwölf Monaten in diesem Zusammenhang drei "Bärenfallen" zu vermelden.