Der Goldpreis zeigt unerwartete Stärke. Obwohl der US-Dollar gegenüber dem Euro schwächelt, gewinnt die Feinunze Gold am Freitag hinzu. Gleich mehrere Faktoren stützen das Edelmetall. In China hat Gold sogar ein neues Rekordhoch markiert. Charttechnisch spricht einiges dafür, dass Gold vor einem neuen Aufschwung steht.

Am Freitag sind Hoffnungssignale für die zuletzt schwächelnde chinesische Wirtschaft gekommen: Im August haben sich sowohl der Einzelhandelsumsatz als auch die Industrieproduktion in China dank der jüngsten Maßnahmen der dortigen Notenbank und der Regierung sowie des Reise-Booms im Sommer deutlich stärker belebt als von Experten erwartet. 

Die guten China-Daten sorgten für einen Aufschwung des Yuan zum US-Dollar. Es gibt Hoffnungen auf einen Aufschwung des weltweit wichtigsten Edelmetall-Nachfragers, obwohl die Möglichkeit weiterer US-Zinserhöhungen die Anleger in China in Atem hält. Höhere Zinsen wirken sich bekanntlich auf die Erträge aus Staatsanleihen aus. Steigen die Anleihe-Renditen, wächst die Konkurrenz für Gold.

Der Goldwert wird weltweit in US-Dollar gehandelt. Der US-Dollar und der Goldpreis stehen dabei in einer umgekehrten Beziehung zueinander. Steigt der US-Dollar, so fällt der Goldpreis, da man mit jedem Dollar nun eine größere Menge an Gold kaufen kann als zuvor.

Neues Gold-Rekordhoch in China

Nach der Zinserhöhung der EZB vom Donnerstag ist der US-Dollar zum Euro erstarkt. Dennoch verteuert sich Gold! Am Spotmarkt kostet eine Feinunze am Freitagmittag knapp 1920 Dollar. Am Donnerstag war der Goldpreis noch in die Nähe der 1900-Dollar-Marke gefallen. Die US-Gold-Futures stiegen auf 1939 Dollar. 

Noch stärker als der Dollar ist jedoch die China-Währung Yuan. Heute wurde nach den guten Wirtschaftsdaten gegenüber dem US-Dollar ein Zwei-Wochen-Hoch markiert. Das macht Gold für chinesische Käufer noch attraktiver. Die Folge: An der Shanghaier Goldbörse (SGE) hat das Gramm Gold bei 474,58 Yuan ein neues Rekordhoch erreicht. Umgerechnet ergibt das rund 2030 Dollar pro Unze.

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BullionVault
Goldpreis-Aufschlag in China im Vergleich zu Londoner Gold-Notierung

"Solche Bewegungen habe ich noch nie gesehen"

Der Preisaufschlag an der Shanghai Gold-Exchange erreichte einen Rekordwert von 6,3 Prozent, schreibt BullionVault. Der mittlere Abstand zu den Londoner Gold-Notierungen beträgt über vier Jahr zurückbetrachtet 0,3 Prozent. Seit Anfang Juli stieg die Shanghaier Prämie bereits auf 1,9 Prozent.

Goldmarkt-Stratege John Reade, der jetzt für das World Gold Council arbeitet, sagte: "Offensichtlich gibt es in China einen Mangel an zu kaufendem Metall, was wahrscheinlich bedeutet, dass die Importe eingeschränkt werden." Aber die Begeisterung der Käufer, die bereit sind, so viel für Gold zu bezahlen, habe ihn wirklich überrascht. "Solche Bewegungen habe ich noch nie gesehen, und ich verfolge die Shanghai Gold-Exchange seit ihrem Bestehen."

Chart mit Ausrufezeichen

Auch charttechnisch wird die Lage beim Gold nun richtig spannend. Die Unterstützung bei 1900 Dollar wurde verteidigt. Nun steht der Goldpreis unmittelbar vor der Überwindung des GD200 (bei gut 1923 Dollar) und danach des GD50 (bei 1931 Dollar). In dem Bereich verläuft zudem ein seit Mai intakter Abwärtstrend. Oberhalb von etwa 1960 Dollar würde es der Goldpreis auch wieder in den längerfristigen Aufwärtstrend schaffen, den er im August leicht unterschritten hat.

Foto: TradingView.com
Goldpreis in US-Dollar je Feinunze

Auch fundamental spricht einiges für weiter steigende Goldpreise: Während die Zeit der Zinserhöhungen von Fed und EZB sich dem Ende zuneigt, dürfte eine längere Phase anhaltender Stagflation folgen. Das wäre ein bullishes Szenario für Gold. Das letzte Mal gab es dieses Phänomen in den 1970er-Jahren. Damals vervielfachte sich der Goldpreis innerhalb weniger Jahre. Ein Anteil Gold im privaten Anlage-Depot kann also nicht schaden.

Gold-ETC mit Chancen

Anleger, die ihr Geld nicht in Münzen oder Barren anlegen wollen, können über sogenannte Exchange Traded Commodities (ETCs) am Goldpreis partizipieren. Diese Wertpapiere sind mit physischem Gold besichert und bilden den Goldpreis praktisch 1:1 ab. Da Gold-ETCs direkt an den Goldpreis gekoppelt sind und Anleger diese einfach über die Börse handeln können, sind sie zur Diversifizierung eines Portfolios besser geeignet als physisches Gold. 

Der größte Herausgeber von Gold-ETCs in Deutschland ist die Deutsche Börse Commodities, die seit dem Jahr 2007 den ETC Xetra-Gold verkauft. Xetra-Gold ist auch im Stabile Werte Index von BÖRSE ONLINE hoch gewichtet enthalten. Daneben finden sich in dem Index noch 18 Aktien, die sich in wirtschaftlich schwierigem Umfeld als besonders stabil erwiesen haben. Mit dabei sind auch Rohstoff-Produzenten wie Barrick Gold (Edelmetalle) und Rio Tinto (Eisenerz, Kupfer). 

Den Index können Anleger nahezu 1:1 über ein Indexzertifikat (etwa ISIN: DE000DA0ABL9) abbilden. Weitere Informationen zum Stabile Werte Index finden Sie hier.

Hinweis auf Interessenkonflikte

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Barrick Gold, Xetra-Gold.

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