Im Oktober nannte JPMorgan-Chef Jamie Dimon für den Goldpreis ein Kursziel von 10.000 Dollar. In der vergangenen Woche wurde von einem weiteren US-Analysehaus das identische Kursziel genannt.

Nur zur Erinnerung: Im Oktober 2025 sorgte in einem Interview JPMorgan-Chef Jamie Dimon mit einer spektakulären Goldprognose für Aufsehen: Er hält langfristig einen Preis von 10.000 Dollar für möglich. Dimon begründet dies mit den strukturell wachsenden globalen Schuldenbergen und dem schwindenden Vertrauen in Papierwährungen. Gold sei einer der wenigen Werte, der unabhängig vom Finanzsystem Vertrauen verkörpere.

Gold: Dieses US-Analysehaus strotzt vor Zuversicht

In der vergangenen Woche sorgte eine besonders markante Einschätzung für Schlagzeilen: Das US-Analysehaus Yardeni Research hält langfristig einen Goldpreis von 10.000 Dollar für möglich. Die Prognose stammt aus einer im Oktober 2025 erstellten Analyse mit dem Titel „S&P 500 und Goldpreis auf dem Weg zu 10.000 bis 2029?“.

Yardenis Prognose für den Goldpreis basiert auf seiner sogenannten „Roaring 2020s (Goldene Zwanziger)“-These – der Annahme, dass die 2020er-Jahre durch technologische Innovationen, massive fiskalische Impulse und hohe Verschuldung geprägt sein werden. Während Aktien vom Produktivitätsboom profitieren könnten, sieht er im Goldpreis eine Art Gegenpol: Als realer Wertspeicher in einer Welt, die zunehmend von digitalen und politischen Risiken bestimmt wird. Yardeni argumentiert, dass sich die Finanzmärkte in einer Phase struktureller Schuldenakkumulation befinden – und Gold einer der wenigen Vermögenswerte sei, der Vertrauen unabhängig vom Finanzsystem verkörpere.

Seine Analyse ist weniger als kurzfristige Vorhersage zu verstehen, sondern als langfristiges Szenario. Der Weg zu 10.000 Dollar würde laut Yardeni wahrscheinlich bis 2029 dauern, getragen von anhaltender Geldentwertung, einem globalen Vertrauensverlust in Papierwährungen und einer Verschiebung institutioneller Portfolios hin zu Sachwerten wie Gold.

Kursziele sind lediglich Schätzungen

Kursziele – ob für Aktien, Rohstoffe oder Währungen – sind zwar ein fester Bestandteil der Finanzberichterstattung doch gerade Privatanleger sollten sie nicht überbewerten. Ein Kursziel ist keine Prognose im naturwissenschaftlichen Sinn, sondern eine modellbasierte Einschätzung, die von Annahmen über Wirtschaftswachstum, Zinsen, Inflation oder Unternehmensgewinne abhängt. Wer also hört, dass ein Experte für Gold, den DAX oder eine bestimmte Aktie neue Höchststände erwartet, sollte sich stets fragen: Welche Rahmenbedingungen liegen dieser Einschätzung zugrunde – und wie realistisch sind sie?

Komplett unrealistisch scheint das 10.000-Dollar-Kursziel bei Gold allerdings nicht zu sein. Laut World Gold Council wurden in den vergangenen 2.000 Jahre bislang 216.265 Tonnen Gold zu Tage gefördert, was einem aktuellen Marktwert von 28 Billionen Dollar entspricht. Zum Vergleich: Allein die Top-Ten des Nasdaq-100 kommt auf eine Marktkapitalisierung von über 13 Billionen Dollar. Nicht selten hat sich in der Vergangenheit manch „windige“ Technologieaktie innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Vor diesem Hintergrund relativiert sich die Prognose eines Goldpreisanstiegs von 4.100 auf 10.000 Dollar innerhalb von vier Jahren.

Fazit: Kursziele wie die 10.000-Dollar-Marke von Jamie Dimon oder Yardeni Research sind unverbindliche Denkanstöße. Sie verdeutlichen, dass Gold in einer Welt wachsender Schulden und politischer Unsicherheiten wieder an Bedeutung gewonnen hat – doch für kluge Anleger bleibt entscheidend, das große Bild zu verstehen: Extremprognosen sind interessant, sollten aber nicht für „bare Münze“ genommen werden. Gold sollte weniger als Spekulationsobjekt, sondern vielmehr als altbewährtes Instrument zum Werterhalt betrachtet werden. Ein ausgewogenes Beimischen des gelben Edelmetalls bleibt daher eine ausgesprochen sinnvolle Strategie. Eine Goldquote von 5 bis 20 Prozent des liquiden Geldvermögens, um Risiken wie Inflation, geopolitische Spannungen oder Marktkorrekturen abzufedern, macht daher weiterhin Sinn – losgelöst von sämtlichen positiven wie negativen Prognosen.

Gold (ISIN: XC0009655157)

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