Den allermeisten Menschen dürfte Helium wohl als Füllgas für Luftballons oder als Traggas für Luftschiffe bekannt sein. Nach dem Einatmen lässt das Gas die menschliche Stimme für einige Sekunden besonders lustig erklingen - der Mickey-Mouse-Effekt. Darüber hinaus hat Helium allerdings noch weitaus bemerkenswertere Eigenschaften, es ist ein farb- und geruchsloses, geschmacksneutrales und ungiftiges Gas.

Zudem ist es das kleinste und zweitleichteste aller bekannten Elemente und die einzige Substanz, die selbst am absoluten Nullpunkt bei minus 273,15 Grad Celsius unter Normaldruck nicht fest wird. Neben Neon ist Helium das einzige Element, für welches selbst unter Extrembedingungen bis jetzt keine Verbindungen nachgewiesen werden konnten, die nicht sofort nach der Bildung zerfallen sind. Diese Kombination von Eigenschaften macht das Edelgas zu einem einzigartigen Rohstoff mit zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten. So wird Helium in der Luft- und Raumfahrttechnik ebenso eingesetzt wie zur Kühlung von Hochleistungsrechenzentren oder Kernspintomografen in der Medizintechnik.

Weil die Nachfrage kontinuierlich steigt, das Angebot auf der anderen Seite aber zusehends knapper wird, hat der Preis in den zurückliegenden Jahren deutlich zugelegt - von rund 100 US-Dollar pro 1000 Kubikfuß 2008 auf 280 US-Dollar zehn Jahre später. Tagesaktuelle Preise sind kaum zu erhalten, da Helium in Form langfristiger Lieferverträge gehandelt wird. Branchenbeobachtern zufolge wurden in den vergangenen Monaten aber bereits Preise von 500 US-Dollar und mehr für die gängige Einheit aufgerufen.

USA dominierend im Heliumsektor

Um die derzeitige Marktsituation und die Preisentwicklung zu verstehen, hilft ein Blick in die Vergangenheit. Seit rund 100 Jahren sind die USA der weltweit größte Heliumproduzent. In der Spitze lagerten 30,5 Milliarden Kubikmeter als staatliche Heliumreserve in einer unterirdischen Lagerstätte in der Nähe des texanischen Ortes Amarillo. Zwischen 1929 und 1943 lieferte die Anlage nahezu den gesamten globalen Heliumbedarf und versorgte auch die US-Streitkräfte im Ersten und Zweiten Weltkrieg, die Helium für Sperrballons und in ihren Luftschiffen einsetzten. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Helium eine wertvolle natürliche Ressource für die USA, der Bedarf verlagerte sich jedoch in Richtung Weltraumforschung. Erst 1996 verlagerte sich die Heliumproduktion durch das vom US-Finanzministerium verabschiedete Privatisierungsgesetz zunehmend in den privaten Sektor, während die Lagerbestände der US-Regierung in den Folgejahren kontinuierlich abgebaut wurden. Heute stammt noch immer die Hälfte des weltweit produzierten Heliums aus den USA, knapp ein Drittel aus Katar, der Rest aus Algerien, Russland, Polen, Kanada oder Australien.

Gewonnen wird Helium meist als Beiprodukt anderer Gase wie Methan und Stickstoff, die aus herkömmlichen Vorkommen traditionell gefördert werden. Die Konzentrationen liegen dabei in der Regel zwischen 0,25 und sieben Prozent. Das hat direkte Helium-Investments bislang schwierig gemacht.

Für die großen Gasförderer ist die Heliumproduktion ein nettes Zusatzgeschäft, aber zu klein, um tatsächlich Auswirkungen auf die operativen Ergebnisse zu nehmen. Als einer der wenigen deutschen Produzenten auf dem Weltmarkt hat sich die Nasco Energie & Rohstoff AG mit inzwischen fünf Standorten in den USA in den vergangenen Jahren auf das Heliumgeschäft fokussiert, ist bislang allerdings noch nicht börsennotiert.

Zu den Heliumkunden der Hamburger gehören US-Raffinerien und Industriegasekonzerne wie Linde. Das Unternehmen betreibt im US-Bundesstaat Kansas eine der größten Heliumanlagen und ist mit insgesamt rund 50 Abfülleinheiten in allen wichtigen Heliummärkten der Welt vertreten. Der weltweit größte Industriegasekonzern ist hervorragend in das Jahr gestartet und rechnet für 2021 mit einem Gewinnanstieg von 17 bis 19 Prozent. An der Börse ging es für den DAX-Titel im Anschluss an den Quartalsbericht auf ein neues Rekordhoch nach oben.

Dominiert wird der europäische Endkundenmarkt für Helium von Air Liquide. 2016 hat der Konzern im nordrhein-westfälischen Gronau-Epe den weltgrößten Heliumgasspeicher in Betrieb genommen, wo seither reines Helium in einer Salzkaverne 1300 Meter unter der Erde eingelagert wird.

Neue Projekte sprießen

Mit der strukturellen Veränderung im Heliummarkt und dem deutlich gestiegenen Preisniveau sind zuletzt jedoch einige reine Heliumprojekte angestoßen worden. Eines der spannendsten ist das Holbrook-Helium-Projekt der kanadischen Firma Desert Mountain Energy im Osten Arizonas. Die Region gilt aufgrund seiner bisherigen Heliumförderung und nachgewiesenen Konzentrationen von teilweise zwischen acht und zehn Prozent als eine der weltweit besten Adressen für Helium.

Bis Ende des Jahres will das Unternehmen fünf Bohrlöcher in Produktion bringen, insgesamt sind für Holbrook mehr als 50 produzierende Bohrlöcher geplant - jedes Einzelne davon könnte auf Basis des aktuellen Heliumpreises einen jährlichen Umsatz von knapp neun Millionen US-Dollar erwirtschaften. Gehen die Pläne auf, dürfte das Unternehmen künftig nicht nur Ballons, sondern auch den eigenen Aktienkurs weit nach oben steigen lassen.

 


Auf einen Blick

Helium

Benannt wurde das Gas nach dem griechischen Sonnengott Helios. Im Jahr 1903 wurde Helium in Erdgas festgestellt - das seither auch die wichtigste Heliumquelle ist. Das Edelgas ist zudem farblos, geruchlos, nicht brennbar und ungiftig.