Das Interesse der Deutschen an Gold ist nach wie vor sehr groß. Laut Angaben vom World Gold Council ist die Goldnachfrage in Deutschland umgerechnet pro Kopf weltweit am höchsten. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass Publikationen zum gelben Edelmetall viel Beachtung finden.

Das gilt auch für den eben wieder erschienen "In Gold we Trust"-Report, den der in Liechtenstein ansässige unabhängige Anlage- und Vermögensverwaltungsgesellschaft Incrementum Jahr für Jahr veröffentlicht. Der letztjährige In Gold we Trust-Report verzeichnete über 1,7 Millionen Downloads und gilt als "Goldstandard" der Gold-Studien

Die zwölfte Ausgabe des Berichts gehen die beiden Autoren Mark Valek und Ronald-Peter Stöferle auf 211 Seiten vielen Aspekten rund um das Thema Gold und Goldinvestments nach. Zentral darin sind drei als fundamental bezeichneten Trendwenden, die das Geldwesen betreffen. Stöferle und Valek sprechen in diesem Zusammenhang von einer "Monetären Gezeitenwende". Daher trägt die Studie auch den Titel "Gold und die monetäre Gezeitenwende".

Thematisiert wird zudem die Ausgangslage an der Inflationsfront und damit einem wichtigen Einflussfaktoren auf den Goldpreis. Zudem beinhaltet der Report einen Exkurs zu den Aussichten der Minenaktien im Edelmetallbereich. Zu welchen Einschätzungen die Goldexperten von Incrementum dabei dieses Mal kommen lesen Sie auf den nachfolgenden Seiten.

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Die geldpolitische Gezeitenwende



Für die Autoren des Gold in Trust-Reports, Valek und Stöferle, steht fest, dass vieles, was sich gerade vor unser aller Augen abspielt, sich als "Gezeitenwende im Geldwesen" bezeichnen lässt. Davon gibt es drei und die erste davon ist die geldpolitische Gezeitenwende: QT statt QE und das Ende der Niedrigstzinspolitik bringen die Liquiditätsflut des vergangenen Jahrzehnts langsam zum Verebben.

Die US-Notenbank FED habe den Markt bereits auf die Normalisierung der Geldpolitik und die Rückführung ihrer Bilanz (QT) eingeschworen. Dies werde den aktuellen kreditinduzierten Aufschwung gefährden und früher oder später eine Rezession auslösen, so das Urteil.

Noch habe die Wende von QE zu QT in der öffentlichen Debatte allerdings erstaunlich wenig Aufmerksamkeit erregt. Die Folgen der geldpolitischen Gezeitenwende könnten jedoch dramatisch sein. Denn das monetäre Aufputschmittel, mit dem in der Post-Lehman Ära jeder Rückfall in die Krise zu verhindern versucht wurde, hat laut Incrementum zahlreiche Nebenwirkungen.

Einerseits habe die Medizin ein da capo der globalen Verschuldungsorgie bewirkt. Südeuropäischen Staaten hätte durch Mario Draghis "Whatever it takes"-Politik Zeit für strukturelle Reformen und eine Schuldenreduktion gekauft werden sollen - soweit die Theorie. In der Praxis seien die fallenden Zinsen jedoch der ideale Anreiz für ein weiteres Auftürmen der Schuldenberge gewesen.

Andererseits hätten Investoren das vermeintlich risikoarme Kapitalmarktumfeld kennen und lieben gelernt. Nun würden langsam die ersten dunklen Wolken am Zinshorizont aufziehen. Nicht nur die FED, sondern auch die EZB vollziehe langsam aber sicher und mit großem zeitlichem Rückstand die geldpolitische Gezeitenwende. Dass ein baldiger Ausbruch einer erneuten Krise nicht unwahrscheinlich erscheinen lässt, illustriert nachfolgender Chart.



Auf Seite 3: Währungspolitische Gezeitenwende





Währungspolitische Gezeitenwende



Der zweite wichtige Aspekt sei eine währungspolitische Gezeitenwende: Auch wenn der US-Dollar noch die Weltleitwährung Nr. 1 sei, sehe er sich mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert. Seit der Lehman-Krise werde Gold für die Reserven der Zentralbanken wieder bedeutsamer.

Die De-Dollarization bzw. die Umformung der unipolaren in eine multipolare Weltordnung schreite somit, begleitet von geopolitischen Spannungen, stetig voran. Scheitere die geldpolitische Normalisierung, drohe eine fundamentale Vertrauenserosion in die US-zentrische Geldordnung.

Zugegeben, die Schritte seien noch klein und viele davon kaum wahrzunehmen. Der Trend sei dennoch eindeutig. Dieser Prozess gehe einher mit einer geopolitischen Polarisierung und einer Rhetorik, die stärker das Trennende als das Einende betone. Mit der Wahl von Donald Trump habe diese Tendenz einen neuen Höhepunkt erreicht.

Speziell europäische Politiker, die aus ihrer tiefsitzenden Antipathie gegenüber dem Immobilien-Tycoon im Weißen Haus kein Hehl machen, versuchten die Gunst der geopolitischen Stunde zu nutzen, um sich aus den Klammern der USA - zumindest ein wenig - zu lösen. Forderungen nach dem Aufbau einer EU-Armee seien ein Ausdruck dieser Emanzipationsbewegung, so wie es die Etablierung des Euro ebenfalls war.

Zusätzlich zu dem schon vor einiger Zeit ausgerufenen Währungskrieg drohe nunmehr ausgehend von den USA ein veritabler Handelskonflikt auszubrechen. Auch wenn dieser Wirtschaftskrieg vorerst noch Großteils mit Platzpatronen geführt werde, so verunsicherten die immer martialischere Rhetorik und die zunehmende Irrationalität handelspolitischer Entschlüsse doch. Unbeschadet dessen beträfen die bisher tatsächlich beschlossenen Maßnahmen nur einen äußerst kleinen Teil der Wirtschaft. Als politischer Wink mit dem Zaunpfahl seien sie jedoch nicht zu unterschätzen.

Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, steige - nicht zuletzt aufgrund der Geldpolitik der vergangenen Jahre - aller Ortens die Verschuldung, trotz der oberflächlich robusten Konjunktur. Für die USA könnte der schleichende Verlust des hegemonialen Status der Weltleitwährung weitreichende Konsequenzen haben. Eine sinkende Nachfrage nach US-Dollar und Treasuries könnte den US-Dollar deutlich abwerten lassen, die heimische Preisinflation befeuern und die Zinsen weiter nach oben treiben.

Wie sich die Schuldenproblematik auf die währungspolitische Gezeitenwende auswirken wird, werde sich weisen müssen. Zumal auch in diesem Bereich eine unerbittliche Wahrheit von niemandem auszuschalten ist: Des Einen Forderung ist des Anderen Verpflichtung. Wer eine Streichung nomineller Schulden vorschlägt, müsse sich bewusst sein, dass im selben Augenblick und Ausmaß Vermögenswerte reduziert werden. Die (geo-)politische Sprengkraft eines derartigen Schuldenschnitts etwa bei den US-Treasuries brauche nicht extra betont zu werden.





Auf Seite 4: Die technologische Gezeitenwende





Die technologische Gezeitenwende



Mit der dritten als zentral identifizierten Entwicklung handelt es sich um eine als technologisch bezeichnete Gezeitenwende. Damit spielen die Autoren auf (gold-gedeckte) Kryptowährungen an, die sich anschicken, staatlichen Fiat-Währungen Konkurrenz zu machen.

Zwar glänze nicht alles, was "Krypto" seit. Dennoch seien Kryptowährungen gekommen, um zu bleiben, so das Urteil. Gold und die Kryptos seien dabei im Grunde Freunde, und nicht, wie häufig behauptet, Feinde.

Rasant, und dennoch lange Zeit praktisch unbemerkt habe sich ein epochaler technologischer Wandel vollzogen. Immer mehr Finanztransaktionen würden mit dem Smartphone oder über das Internet getätigt. Mit der Erfindung von Kryptowährungen erfahre die Digitalisierung des Geldes eine weitere Beschleunigung. Faszinierend dabei ist, dass das Aufkommen der neuen Technologien einen "hayekianischen" Wettbewerb entfacht habe, der magnetisch innovationsfreudiges Finanz- und Humankapital anziehe.

Incrementum ist mit Blick auf die Kryptowährungen von dreierlei überzeugt: 1) Es ist nicht alles Krypto, was glänzt; 2) Die Kryptowährungen, und insbesondere die "Decentralized Ledger Technologien", sind gekommen, um zu bleiben. Beide werden das Wirtschaftsleben und womöglich auch die währungspolitische Realität maßgeblich, wenn nicht gar grundlegend verändern. 3) Gold und die Kryptowährungen stehen sich nicht feindlich gegenüber, sondern können ihre jeweiligen Stärken im kooperativen Miteinander noch stärker ausspielen.



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Die Bedeutung der Gezeitenwende für den Goldpreis



Jeder der drei von Incrementum aufgezeigten Gezeitenwenden hat laut Valek und Stöferle das Potenzial, die Welt und das Währungsgefüge fundamental zu verändern. Auf die Frage, was diese langfristigen Gezeitenwenden für Gold und dessen kurz- und mittelfristige Preisentwicklung bedeutet, weisen die Autoren zunächst auf einen rauen Wind hin, der Gold derzeit entgegenweht.

Dazu zählt man, dass Aktien nach wie vor die beliebteste Anlageklasse sind und nahe ihrer Allzeithochs notieren und eine Volatilität auf weiterhin relativ niedrigem Niveau. Hinzu komme, dass Immobilien (aka "Betongold") vielerorts als "alternativlos"gelten würden. Zudem sei das globale Wirtschaftswachstum robust und das Vertrauen in Finanzsystem, Politik und Banken habe sich wieder gestärkt. Auch gehe es weiterhin eine relativ geringe (Preis-)Inflation, die US-Zinsen würden wieder steigen, die Notenbanken seien wieder hawkisher geworden und Kryptowährungen habe dem Gold zuletzt die Show gestohlen.

Ein Novum bei dem an den Finanzmärkten vorherrschenden Umfeld sei die gleichzeitige Extrembewertung von Aktien UND Anleihen. Das unterscheide die aktuelle Phase markant von früheren großen Börsencrashs (1929, 1987, 2000, 2008 etc.). Damals hätten negativ korrelierte Bonds geholfen, um etwaige Verluste an den Aktienmärkten zu lindern. Aktuell sei die Bond-Party jedoch weit fortgeschritten, vermutlich sei es schon 4 Uhr in der Früh. Auch rein mathematisch gesehen seien weitere Kursgewinne bei Anleihen kaum noch möglich, vorausgesetzt es werde kein Schritt in Richtung dramatischer Negativzinsen gesetzt.

Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, was passiert, wenn Aktien UND Anleihen in einen Bärenmarkt abtauchen? Was wird dann der sichere Hafen sein, wenn sich das traditionelle Korrelationsmuster plötzlich verändert? Cash, Immobilien, Bitcoin oder wieder einmal Gold? Bei Incrementum ist man davon überzeugt, dass in einem solchen Szenario Gold zu den größten Profiteuren zählen wird.

Die von Incrementum entworfenen Szenarien für den Goldpreis sehen mit Blick auf die Amtsperiode der derzeitigen US-Administration (2017-2021) wie folgt aus:



Bislang bewege sich der Pfad des Goldpreises im Bereich von "Szenario B" bzw. "Szenario C". Die tatsächlichen Wachstums- und Inflationszahlen spiegelten diesen Pfad gut wider. Entscheidend werde nun sein, ob das Kunststück der geldpolitischen Normalisierung gelingt und ob in den kommenden Jahren "Szenario C" oder "Szenario D" eintreten wird. Letzteres beinhaltet eine Goldpreisprognose in einer Spanne von 1.800 bis 5.000 Dollar je Feinunze. Nach Einschätzung von Incrementum ist eine Rezession überfällig und die geldpolitische Gezeitenwende könnte diese in den kommenden 6-24 Monaten auslösen.

Im Falle einer Rezession sei vom Goldpreis eine positive Reaktion zu erwarten. Denn einerseits suchten Anleger in Krisenzeiten nach sicheren Häfen und hierfür sei Gold der Klassiker schlechthin. Andererseits antizipierten viele Anleger auch monetäre und fiskalische Stimuli und suchten in Gold einen Inflationsschutz.

Momentan befinden wir uns nach Einschätzung von Incrementum an der Wende zu einem Gold-Bullenmarkt. Die makroökonomischen und geopolitischen Faktoren begünstigten diese Tendenz ebenfalls. Wenn man sich die Bullenmärkte der letzten 50 Jahre ansehe, falle auf, dass Gold selbst in seiner schwächsten Aufwärtsperiode um 71 Prozent zulegen konnte. Dies lässt Incrementum beim Goldpreis optimistisch in die Zukunft blicken.

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Incrementum-Inflationssignal zeigt steigende Inflationstendenzen



Weil Gold wie zuvor erwähnt als Inflationsschutz wahrgenommen wird, ist es wichtig, was an der Preisfront passiert. Incrementum hat diesen Aspekt in der Studie ebenfalls thematisiert und man kommt zu dem Schluss, dass bei der großen Auseinandersetzung zwischen den inflationären und deflationären Kräften die inflationären Kräfte im vergangenen Jahr an Stärke gewonnen haben.

Auch das Incrementum-Inflationssignal zeige seit September 2017 wieder steigende Inflationstendenzen an. Inflationstreibende Indikatoren seien dabei augenblicklich die Rohstoffpreise, insbesondere Öl. Bremsend auf das Gesamtsignal wirke aber der relativ schwache Silberpreis (= hohes Gold/Silber-Ratio).

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass laut Incrementum hohe Preisinflationsraten in den vergangenen Jahren regelmäßig in Rezessionsphasen auftraten. Der Höhepunkt der Preisinflation wurde meist erst dann erreicht, nachdem die Rezession bereits fast zwei Jahre alt war. In einem stark gehebelten Bankensystem wie dem unsrigen bzw. bei einem hochverschuldeten Staat drohe zwar immer auch die Gefahr eines deflationären Schocks. In jüngster Vergangenheit hätten in diesem Kräftemessen allerdings die inflationären Kräfte die Oberhand gewonnen, erklären die Autoren.

Zusammenfassend sei festzuhalten, dass das auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinende gemeinsame Auftreten von inflationären und deflationären Kräften bei näherem Hinsehen lediglich der besorgniserregende Ausdruck der zunehmenden Fragilität des Geldsystems sei.



Auf Seite 7: Minenaktien nach kreativer Zerstörung wieder attraktiv





Minenaktien nach kreativer Zerstörung wieder attraktiv





Mit Blick auf die Minenaktien räumt Incrementum ein, dass dem Goldsektor in Relation zum breiten Aktienmarkt seit 2011 extrem viel Skepsis entgegengebracht wird. Das XAU/S&P-Ratio liege derzeit auf dem gleichen Stand wie im Jahre 2001, als der Goldpreis bei 300 Dollar notierte und der letzte große Bullenmarkt der Minenaktien begann. Außerdem erinnert man in diesem Zusammenhang an die in den Vorjahren aufgestellte Hypothese, wonach Gold-Bullenmärkte stets von den Minenaktien bestätigt werden müssen.

Derzeit sei das Anlegerinteresse aber noch gering und Minenaktien als Folge davon relativ zu Aktien, Gold und zur eigenen Historie extrem günstig bewertet. Allein mit dem derzeitigen Cash-Bestand von Apple in Höhe von 285 Milliarden Dollar könnte man entweder fast drei Mal den Gold Bugs Index oder wahlweise auch 6.750 Tonnen Gold kaufen.

Dieser Bewertungsaspekt sei auch deshalb interessant, weil der Hochpunkt bei der jährlichen Goldförderung bereits überschritten sein könnte. Dafür sprächen auch die geringen Explorationsausgaben der vergangenen Jahre. Incrementum will diesbezüglich zwar keine Panikmache betreiben, man wittert aber die Chance für einen zumindest zwischenzeitlichen Peak der Goldförderung. 2017 sei die Goldförderung bei fünf der zehn größten Goldproduzenten im Vergleich zum Vorjahr jedenfalls bereits rückläufig gewesen.

Die Entwicklung der Goldfördermenge sei auch deshalb wichtig, weil ein Hochpunkt bei der Produktion immense Auswirkungen auf die M&A-Aktivitäten der Branchenvertreter. Incrementum erwartet in den nächsten Jahren eine deutliche Beschleunigung der Übernahmeaktivitäten, weil die Produzenten ihre schrumpfenden Reserven mittels Übernahmen und Fusionen auffüllen müssen.

Als sehr wichtig streichen es die Autoren auch heraus, dass die Goldproduzenten inzwischen schlanker aufgestellt sind, die immense Verschuldung abgebaut haben und in Zukunft stärker von steigenden Goldpreisen profitieren werden. Der Analystenkonsens erwarte jedenfalls für 2019 einen Free Cash-Flow in der Rekordhöhe von 4,6 Milliarden Dollar und 5,8 Milliarden Dollar in 2020. Allerdings sei es jetzt natürlich wichtig, die Versprechungen der vergangenen Jahre einzulösen und neues Vertrauenskapital gegenüber den Investoren aufzubauen.

Zusammengefasst bringt alles das Incrementum zu dem Schluss, dass antizyklische Investoren im Edelmetallsektor auf Sicht der nächsten Jahre eine attraktive Nische mit einem hervorragenden Chance-Risiko-Verhältnis vorfinden. Beim Investmentprozess raten die Analysten dabei dazu, sich auf Developer und Emerging Producer zu konzentrieren. Unter der Annahme einer mittelfristig fallenden Gold-Silber-Ratio sollten sich zudem besonders auch bei Silberminen herausragende Investmentopportunitäten ergeben, so die Einschätzung.