Gold und Silber glänzen wenige Handelstage vor dem Jahreswechsel noch einmal mit neuen Allzeithochs. Die nachfolgend aufgeführten Alternativen sind von ihren Rekordhochs noch ein gutes Stück entfernt.

Die beiden als Krisenwährungen wahrgenommenen Edelmetalle Gold und Silber starten ausgesprochen freundlich in die neue Handelswoche und markierten mit 4.420 bzw. 69,45 Dollar neue Allzeithochs. Damit summieren sich ihre diesjährigen Kursgewinne auf 68 bzw. 138 Prozent und übertrafen damit die bisherige Performance anderer Rohstoffe und wichtiger Aktienindizes um ein Vielfaches. Viele Investoren werden auf dem Rekordniveau nun aber zurückhaltender.

Wird die Luft für Gold und Silber dünner?

Aus wissenschaftlicher Sicht spricht vor allem die Behavioral-Finance-Forschung dafür, dass Anleger bei rekordhohen Preisen vorsichtiger werden und vermehrt zu Gewinnmitnahmen neigen. Ein zentrales Erklärungsmodell ist die „Theorie der Perspektiven“. Sie zeigt, dass Menschen Verluste deutlich stärker gewichten als gleich hohe Gewinne. Steigen Preise auf neue Höchststände, befinden sich viele Anleger in einer klaren Gewinnposition. Diese Gewinne werden psychologisch als „sicher“ wahrgenommen und sollen vor möglichen Rückschlägen geschützt werden, was die Bereitschaft erhöht, Positionen zu verkaufen.

Rekordpreise wirken zudem als mentale Referenzpunkte: Sie erhöhen die Wahrnehmung von Überbewertung und Unsicherheit, selbst wenn fundamentale Gründe für hohe Preise sprechen. Hinzu kommt, dass steigende Kurse Erwartungen an zukünftige Renditen senken, wodurch das wahrgenommene Chance-Risiko-Verhältnis unattraktiver wird. Insgesamt legt die Forschung nahe, dass Allzeithochs nicht nur Zuversicht, sondern auch Vorsicht auslösen – und damit die Wahrscheinlichkeit von Gewinnmitnahmen und erhöhter Volatilität steigt.

Platin (WKN: 966554)

Kein Rekordniveau bei Platin und Palladium

Die Weißmetalle Platin und Palladium notieren trotz kräftiger Kursgewinne weiterhin unter ihren historischen Höchstständen. Bei Platin fehlen bis dahin noch vier Prozent und bei Palladium immerhin 88 Prozent. Der Hauptgrund für die mehrjährige Baisse lag im strukturellen Rückgang der Autoverkäufe mit klassischen Verbrennermotoren in den vergangenen Jahren, da beide Metalle vor allem in Abgaskatalysatoren eingesetzt werden. Mit der zunehmenden Elektrifizierung des Verkehrs ging die Nachfrage entsprechend zurück. Bemerkenswert ist jedoch, dass sich Platin und Palladium in diesem Jahr jeweils mehr als verdoppelt haben. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war vor allem das Aufweichen des EU-Verbrennerverkaufsverbots (ab 2035), das die Erwartungen an die zukünftige Nachfrage spürbar verändert hat.

Aus Marktsicht ergeben sich daraus mehrere Argumente für eine mögliche weitere Aufwärtsbewegung in Richtung früherer Rekordniveaus. So dürfte Platin besonders von der europäischen Neuausrichtung profitieren, da es überwiegend in Dieselkatalysatoren verwendet wird und schwere Nutzfahrzeuge auf absehbare Zeit kaum vollständig elektrifiziert werden können. Palladium wiederum könnte Rückenwind erhalten, falls die politische Kehrtwende zu einer stärkeren Nachfrage nach Benzin- und Hybridfahrzeugen führt, in deren Abgassystemen das Metall eine zentrale Rolle spielt. Hinzu kommt ein Angebotsfaktor: Beide Metalle stammen überwiegend aus politisch und strukturell fragilen Förderregionen wie Südafrika, Simbabwe und Russland. Produktionsstörungen oder Exportbeschränkungen könnten daher jederzeit zu Engpässen führen und die Preise zusätzlich treiben.

Der weniger liquide Handel bei Platin und Palladium führt dazu, dass deren Kursschwankungsintensität – und damit auch das Risiko – höher ausfällt als bei den monetären Edelmetalle Gold und Silber.

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Palladium (WKN: 966552)

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