Es gibt doch tatsächlich einen Analysten, der den beiden Krisenwährungen Gold und Silber einen jahrelangen Bärenmarkt prognostiziert. Nachfolgend erfahren Sie seine Argumente - und was davon zu halten ist.
Avi Gilburt, ein langjähriger technischer Analyst und Verfechter der Elliott-Wellen-Analyse, ist der Ansicht, dass der aktuelle Anstieg bei Gold und Silber zwar weitergehen könnte, sich aber der Edelmetallmarkt dem Ende eines sehr langen Zyklus nähert - und bald in eine mehrjährige Abwärtsbewegung (Bärenmarkt) übergehen könnte. Der Gründer der Publikation Elliott Wave Trader ist der Meinung, dass die seit 2015 andauernde Rallye bei Gold und Silber nicht der Beginn eines neuen großen Aufwärtszyklus ist, sondern eher die späte Phase eines bereits lang andauernden Trends , der sich nun erschöpft hat. Mit dieser Meinung steht Gilburt derzeit allerdings im Markt ziemlich alleine da.
Wellenstruktur am Ende?
Seiner Analyse zufolge bewegen sich Märkte in sogenannten „distinct waves“, also klar erkennbaren Wellen, die nach der Elliott-Wellen-Theorie zyklisch ablaufen. Diese Theorie besagt, dass Marktbewegungen in einer Folge von Impuls- und Korrekturwellen verlaufen, die die kollektive Stimmung und das Anlegerverhalten widerspiegeln. Laut Gilburt ist die aktuelle Edelmetall-Rallye Teil einer solchen großen Wellenstruktur, die sich nun ihrem Ende zuneigt.
Im Kern beruht seine Prognose darauf, dass alle wichtigen Wellen, die typischerweise einem langfristigen Aufwärtstrend vorangehen, nun abgeschlossen sein könnten. Daher drohe nun eine längerfristige Abwärtsstruktur. Gilburt verweist darauf, dass solche Zyklen oft unabhängig von kurzfristigen makroökonomischen Nachrichten verlaufen. Selbst wenn Preise kurzfristig neue Rekordhochs erreichen oder wirtschaftliche Daten wie Arbeitslosenzahlen oder Inflationsberichte die Märkte beeinflussen, spiegeln diese Bewegungen nach seiner Ansicht nicht unbedingt eine nachhaltige Trendfortsetzung wider. Stattdessen können sie auch Teil der finalen Phase eines überdehnten Zyklus sein.
Was gegen eine Trendwende spricht
Natürlich besteht nach einer Vervielfachung der Gold- und Silberpreise innerhalb weniger Jahre die Möglichkeit einer technisch bedingten Korrektur. Auf einen Trendwechsel inklusive mehrjähriger Baisse sollten Anleger aus den folgenden Gründen aber nicht setzen. Laut Schätzungen des Wold Gold Council (WGC) belaufen sich die weltweiten Goldbestände auf über 216.000 Tonnen im Wert von aktuell 30 Billionen Dollar. Das hört sich zunächst einmal nach viel an, verglichen mit den Anlageklassen Aktien, Staatsanleihen und Immobilien relativiert sich diese Größe aber wieder.
Trotz der diesjährigen Zuflüsse in Gold-ETFs ist die Goldquote in den Portfolios der meisten Anleger noch nicht sonderlich hoch. Und wenn man bedenkt, dass große Mengen an Gold gar nicht gehandelt, sondern aus Gründen des Vermögensschutzes langfristig gehalten werden, dürften angesichts der unzähligen Krisen und der sinkenden Schuldentragfähigkeit bedeutender Staaten Umschichtungen in Gold wahrscheinlicher sein als eine massive Verkaufswelle oder gar ein Crash.
Fazit: Anleger können davon ausgehen, dass die charttechnische Lage nach der Elliott-Wellen-Theorie am Goldmarkt allenfalls von einer Minderheit als wichtiger Indikator angesehen wird. Auf den seit Generationen bewährten Krisenschutz wird das höchstwahrscheinlich keinen Einfluss haben.
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