Dieser Rohstoff glänzt wie selten: 23 Prozent Plus seit Jahresbeginn. Engpässe treffen auf Megatrends – und könnten das Industriemetall zur Kursrakete machen.

Kupfer gehört zu den unscheinbaren Stars an den Rohstoffmärkten – und hat seit Jahresbeginn mit einem Preisanstieg von rund 23 Prozent die klassischen Edelmetalle klar hinter sich gelassen. 

Während Gold und Silber traditionell als Schutz in Krisenzeiten gelten, rückt das rote Industriemetall zunehmend ins Zentrum einer strukturellen Investmentstory: Angebotsengpässe treffen auf eine Nachfrage, die in den kommenden Jahren durch Megatrends wie Elektrifizierung, Digitalisierung und Energiewende weiter anschwellen dürfte.

Angebotsseite unter Druck

Die jüngsten Preisbewegungen haben gezeigt, wie fragil die globale Kupferversorgung ist. Produktionsunterbrechungen in Indonesien, Chile und der Demokratischen Republik Kongo haben die Märkte aufgeschreckt. Besonders der Ausfall der Grasberg-Mine, der zweitgrößten Kupfermine der Welt, hat die ohnehin knappe Lage verschärft. Analysten rechnen nun mit einem Angebotsdefizit, das in den kommenden Quartalen das größte seit zwei Jahrzehnten sein könnte.

Hinzu kommt: selbst wenn die Fördermengen global zuletzt noch leicht gestiegen sind – etwa durch höhere Produktion in Chile, Peru und Afrika – schrumpft der Überschuss. Während im Vorjahr noch ein Puffer von rund 400.000 Tonnen existierte, beträgt dieser aktuell kaum mehr als ein Viertel. Sinkende Schmelzerprämien bestätigen den Trend: Wo wenig Erz am Markt verfügbar ist, verlieren Verarbeiter an Verhandlungsmacht.

Strukturelle Nachfrage: Von E-Autos bis KI-Rechenzentren

Auf der Nachfrageseite steht Kupfer ein Jahrzehnt des strukturellen Wachstums bevor. Das Metall ist unverzichtbar in Stromnetzen, Windparks, Solaranlagen und der Elektromobilität. Auch die explosionsartige Zunahme an Rechenzentren, getrieben durch den KI-Boom, erfordert enorme Mengen an Kupferkabeln und -leitungen. Chinas laufende Investitionen in Stromnetze und erneuerbare Energien unterstreichen die Dynamik.

Selbst die Konjunkturschwäche in Teilen der chinesischen Industrie hat den Appetit auf Kupfer nicht gedämpft. Vielmehr zeigen sich die neuen Nachfragetreiber – grüne Infrastruktur und Digitalisierung – erstaunlich resistent gegen konjunkturelle Zyklen. Damit rückt Kupfer immer stärker in die Nähe eines „strategischen Rohstoffs“ – ähnlich wie Lithium oder Seltene Erden.

Banken drehen Prognosen nach oben

Die Investmenthäuser haben ihre Erwartungen bereits angepasst. JPMorgan etwa hebt den Ausblick für die nächsten Quartale deutlich an und erwartet Preise von bis zu 11.000 Dollar je Tonne. Auch Goldman Sachs sieht nun statt eines Überschusses ein Defizit am Markt und hat die Produktionsprognosen globaler Minen nach unten korrigiert.

Noch ist unklar, wie stark sich die höheren Preise auf die Nachfrage auswirken. Vor allem China könnte sensibel reagieren, sollte die Marke von 11.000 Dollar je Tonne dauerhaft überschritten werden. Dennoch gilt: das strukturelle Defizit dürfte verhindern, dass Kupfer in absehbarer Zeit wieder in eine komfortable Überversorgung rutscht.

So können Anleger in Kupfer investieren

Wer Kupfer ins Depot holen möchte, hat mehrere Möglichkeiten. Am einfachsten gelingt der Zugang über börsengehandelte Rohstoffpapiere (ETCs), die den Preis nahezu eins zu eins abbilden. Bekannte Produkte sind etwa der WisdomTree Copper, der Kupfer TR ETC EUR oder die Varianten der RICI Enhanced Kupfer-ETCs.

Alternativ können Anleger indirekt über Kupferminen-Aktien wie Freeport-McMoRan, Southern Copper oder Glencore investieren. Diese Werte profitieren in Boomphasen meist überproportional, reagieren aber ebenso empfindlich auf Rückschläge. Für breit gestreute Engagements bieten sich zudem spezialisierte Rohstoff-ETFs an, die ein Portfolio an Minengesellschaften bündeln. Physisches Kupfer, Zertifikate oder gar Futures sind für Privatanleger zwar theoretisch möglich, praktisch aber meist nur mit größerem Aufwand, Fachwissen und entsprechenden Depotstrukturen sinnvoll.

Das spannendste Metall der Dekade?

Kupfer hat in diesem Jahr eindrucksvoll bewiesen, dass es mehr ist als ein klassisches Industriemetall. Angebotsrisiken, strukturelle Nachfrage und die geopolitische Bedeutung als Rohstoff der Energiewende sprechen für eine anhaltend hohe Volatilität – und für weiter steigende Kurse. Für Investoren, die sich langfristig an den Megatrends Elektrifizierung und Digitalisierung beteiligen wollen, könnte Kupfer das spannendste Metall des Jahrzehnts werden.

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Übrigens: Rohstoffproduzenten wie Barrick Gold (Edelmetalle), Cameco (Uran), K+S (Düngemittel) und Rio Tinto (Eisenerz, Kupfer) sind Teil des BÖRSE ONLINE Stabile Werte Index.

WisdomTree Copper-COPA (WKN: A0KRKR)

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