Im vergangenen Jahr sorgte zum Beispiel die Dürre in Europa sowie in anderen Teilen der Welt und die damit verbundenen Ernteeinbußen zu einer deutlichen Verteuerung des Weizenpreises. An der US-Terminbörse CBOT kletterte er Anfang August sogar kurzzeitig über die Marke von 600 US-Cents pro Scheffel. Im Sommer 2017 scheiterte der Agrarrohstoff ebenfalls an dieser Marke. Unter saisonalen Aspekten drängt sich nun die Frage auf, ob der Weizenpreis auch in diesem Sommer einen Angriff auf die Marke von 600 US-Cents unternehmen wird? Landwirte müssen - bedingt durch den Klimawandel - nicht nur potenzielle Dürren, sondern auch Überschwemmungen oder extreme Kälteperioden und damit verbundene Ernteausfälle verstärkt befürchten. So weisen zum Beispiel die Rohstoffanalysten der Commerzbank darauf hin, dass der jüngste Kälteeinbruch im Mittleren Westen und den US-Plains den dort ausgebrachten Winterweizen massiv schädigen könnte. In Minnesota fielen die Temperaturen im Tief auf minus 39 Grad Celsius.

Doch neben den USA gibt es noch andere wichtige Weizenanbauregionen, deren Entwicklung Investoren stets im Auge behalten sollte. In den vergangenen Wochen mussten die Marktakteure wegen des Stillstands der US-Regierungsgeschäfte (Shutdown) auf aktuelle Daten des US-Landwirtschaftsministeriums verzichten. In den sogenannten WASDE-Berichten werden regelmäßig Lagerbestände und Ernteprognosen veröffentlicht. Ein interessantes Update lieferte in der vergangenen Woche jedoch der Internationale Getreiderat (IGC). Dessen Schätzung für die globale Weizenernte wurde zwar um acht Millionen Tonnen nach oben revidiert, zugleich soll aber auch die Nachfrage um sechs Millionen Tonnen zulegen. Summa summarum reagierte der Markt auf die neuen Schätzungen kaum. Besonders interessant: Der weltweite Weizenmarkt soll für das Erntejahr 2018/19 zwar ein Defizit von acht Millionen Tonnen aufweisen, weil aber eine größere Fläche und höhere Erträge prognostiziert werten, rechnen die IGC-Experten in der nächsten Ernteperiode wieder mit einem nahezu ausgeglichenen Verhältnis von Angebot und Nachfrage.

Wegen des mittlerweile aufgehobenen "Shutdown" mussten die Marktakteure seit mehreren Wochen auf die besonders wichtigen wöchentlichen Stimmungsberichte (Commitments of Traders-Report) der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission verzichten. Am kommenden Freitag dürfte dieses Informationsdefizit wieder bereinigt werden. Das "jüngste" Update mit den Daten vom 18. Dezember wies für Großspekulanten (Non-Commercials) eine Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) von 17.600 Kontrakten und bei Kleinspekulanten (Non-Reportables) eine Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) in Höhe von 10.400 Futures aus. Nun darf man gespannt sein, wie sich diese Stimmungen der spekulativen Marktakteure während der vergangenen sechs Wochen verändert haben.

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Weizen-Chart mit Luft nach oben



Seit über drei Jahren bewegt sich der Weizenpreis in einer Tradingrange zwischen 490 und 606 US-Cents pro Scheffel. Während sich die untere Trendbegrenzung als wichtige Unterstützungszone herauskristallisiert hat, kann man den Bereich um 600 US-Cents als hartnäckigen Widerstand einordnen.

Aktuell stellt sich die charttechnische Lage aus folgendem Grund extrem spannend dar: Der nächstfällige Future befindet sich nämlich auf Tuchfühlung mit der mittelfristigen 100-Tage-Linie. Sollte sie überwunden werden, wäre dies positiv zu werten. Ein starkes Kaufsignal entstünde jedoch, falls die langfristige 200-Tage-Linie "geknackt" wird. Sie verläuft aktuell oberhalb von 540 US-Cents. Risikobewusste Anleger wagen bereits vorab ein Long-Engagement - entweder über entsprechende ETCs oder Hebelprodukte.