Die Londoner Metallbörse prüft den gänzlichen Ausschluss russischer Metalle. Allein die Ankündigung sorgt für Unruhe, zumal die Lagerbestände dahinschmelzen und der Nachschub ausbleibt. Was das für Zink bedeutet. Von Petra Maier 

Die europäische Schwerindustrie kapituliert vor der Explosion der Preise für Energie. Nachdem bereits eine Reihe von Aluminiumschmelzen ihre Produktion eingestellt hat, bleiben auch in den Zinkhütten die Öfen kalt. Vorerst für ein Jahr stellt die deutsche Zinkhütte Nordenham die Produktion ein. Normalerweise produziert die Zinkhütte, die dem Schweizer Rohstoffkonzern Glencore gehört, 170 000 Tonnen Zink pro Jahr für Abnehmer aus der Stahl- und Chemieindustrie. Bereits im September hat die Budel-Hütte, eine der größten Schmelzen Europas, „bis auf Weiteres“ ihre Anlage in den Wartungs- und Instandhaltungszustand versetzt.

Das bläulich-weiße, spröde Metall wird hauptsächlich dazu verwendet, Eisen und Stahl zu beschichten und so vor Korrosion zu schützen. Im Nachgang der Corona-Pandemie profitierte das Metall von der Erholung der Bauaktivitäten, und auch die Automobilproduktion in Europa, China und den USA nahm wieder Fahrt auf. Der Preisauftrieb an der Börse war entsprechend steil. Seit dem pandemiebedingten Tief im März 2020 hat sich die Notiz mehr als verdoppelt und erreichte im April mit rund 4500 Dollar je Tonne den höchsten Stand seit 2006.

Zink

Kein Nachschub und leere Lager bei Zink

Die Stimmung an den Metallmärkten hat gedreht. Nahezu alle Industriemetalle haben zuletzt korrigiert. Die Sorgen über eine Rezession und die hohe Inflation setzen den Preisen zu. Der Zinkpreis fiel zunächst zurück auf rund 2800 Dollar. Das reduzierte Angebot in Europa begrenzt das Abwärtspotenzial, bis die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. Einige Wirtschaftsexperten gehen spätestens im nächsten Sommer von einer Erholung aus.

Die Preiserholung könnte bereits vor- her einsetzen. Durch die Stilllegung der Schmelzen hat sich das Angebot generell verkleinert. Die Käufer werden aus den Lagerbeständen bedient. Doch die Hallen leeren sich. Mittlerweile steuern die Lagerbestände an der Londoner Metallbörse dem Tiefstand von Anfang 2020 entgegen.

So investieren Anleger in Zink

Dazu kommen die Spekulationen über einen gänzlichen Ausschluss russischer Metalle an der wichtigsten europäischen Metallbörse. Nachdem sich die Europäische Union und Großbritannien zu Sanktionen gegen russisches Öl und Kohle durchgerungen haben, hat in London die Debatte um die Zukunft weiterer russischer Exportgüter begonnen. Für Metalle gab es bisher keine Einschränkungen. Allein die Ankündigung, dass die LME prüft, sorgte bei allen gängigen Industriemetallen, vor allem bei Aluminium und Nickel, aber auch bei Kupfer, Zink und Palladium, für einen Preisschub. Anleger, die hier mit einem harten Vorgehen rechnen, können mit den Zertifikaten auf den Zinkpreis mitverdienen.

Dieser Artikel erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 42/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.

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