Wie viel Wucht Nullen und Einsen heutzutage entfalten, zeigt der Blick zurück: Auf haushohe Rechner, wie sie noch vor rund 50 Jahren in Unternehmen standen. Heute bieten Tablets oder Smartphones mehr Rechenleistung zu günstigeren Preisen. Computer sind damit allgegenwärtig, in Heizungsthermostaten oder in Smartphones. Die Generation Y ist zwar die erste, die mit diesem digitalen Überfluss aufgewachsen ist und in allen Lebensbereichen daraus schöpft. Aber inzwischen ist die gesamte Gesellschaft - vom "Millennial" bis hin zum "Silver Surfer" jenseits der 50 - online, der Zeitgeist binär. Ein Massenphänomen. Spielen in virtueller Realität? Klar! Einkaufen im Netz? Selbstverständlich. Bankgeschäfte? Ebenso. Ein technologischer Hebel des Archimedes, an dessen Ende wir als Kunden ziehen. Und für Anleger damit eine Spur legen, die sich quer durch die Wirtschaft zieht.

Der größte Bereich ist hier zweifelsohne das so genannte Omni-Channel-Shopping, der Einkaufsbummel auf allen Kanälen: Im Ladengeschäft stöbern, dort online bestellen und die Nachfragen zum Produkt etwa in einem unternehmenseigenen Chat loswerden. Offenbar ein Erlebnis mit Strahlkraft. Zahlen etwa aus China belegen, dass Shoppen zu einem Hobby geworden ist. Zumindest machten 77 Prozent der in einer Studie befragten Chinesen entsprechende Angaben.

Schuhe, gewiss. Auch Hosen und Bücher wechseln heute im Netz den Eigentümer wie früher an der Ladentheke. Auch das Luxus-Segment wird inzwischen online bedient. Aber eben auch vieles, was früher online nicht vorstellbar war: Etwa alles, was gesunde Ernährung ausmacht. Steigender Wohlstand der Weltbevölkerung bedeutet eben auch steigendes Interesse an organischen Nahrungsmitteln. Ein Markt, der durch die Digitalisierung quasi gewässert wird. Etwa, wenn gesunde Nahrung dank Kanälen wie Instagram als sexy dargestellt wird. Die Digitalisierung umfasst aber wie selbstverständlich auch Dienstleistung, ermöglicht professionelles Teilen. Übernachtungen etwa können auf Websites gebucht, zuvor Informationen gesammelt werden. Der Online-Reisemarkt, so zeigen Untersuchungen, soll 2020 820 Milliarden Dollar schwer sein, etwas über 700 Milliarden Euro. Weil er bequem ist und schnell. Online informieren, online buchen, online präsentieren - Trivago, Expedia, Instagram.

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Alles für alle zu allen Zeiten - was für die Konsumenten eine schöne neue Welt ist, bedeutet für Unternehmen zunächst einmal vor allem erhebliche Ausgaben. 2017 haben etwa globale Organisationen 1,2 Billionen Dollar ausgegeben, etwas über eine Billion Euro. Nicht, um einfach Produkte zu verbessern, sondern um die digitale Transformation voranzutreiben. 30 Prozent dieser Ausgaben stammten übrigens vom Einzelhandel, Gesundheitsunternehmen, Banken und Versicherungen.

Und wo fließt dieses Geld hin? Vor allem die Cloud-Technologie legt zu, also die ortsunabhängige Speicherung von Daten. Getreu dem Motto: Bereit sein ist alles, für neue Kunden und ihre Daten. Wenn Daten das Gold von heute sind, müssen entsprechende Safes vorgehalten werden: Sichere Verwahrmöglichkeiten. Die Vorhersagen für das jährliche Wachstum in den kommenden fünf Jahren liegt bei 29,4 Prozent. Eine Entwicklung, die nicht nur das Kaufen oder das Buchen umwälzt, sondern auch das Werben. Denn Werbung streut immer weniger. Sie wird zunehmend präzise gesteuert, genau nach Kundengruppe, genau nach Konsumgewohnheiten. Das gleiche gilt für Vergleichsportale und Suchmaschinen: Einfache Eingaben, saubere Suche, möglicherweise sogar in einem Spezialgebiet.

Anbieter für diese Dienste müssen nicht etwa Großkonzerne aus den USA sein, im Gegenteil. Immerhin sind die FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google) längst weltbekannt und entsprechend bewertet. In Zahlen: Sie haben gut die Hälfte des Börsenwerts des gesamten Nasdaq 100 Index. Damit sind sie fast zu so etwas wie einem jedermann-Investment geworden. Doch der Zeitgeist steckt nicht im Beliebigen, sondern im Besonderen. Und tatsächlich haben sich im Windschatten der FAANGs unbekanntere Anbieter positioniert, zum Beispiel mit regionalem Schwerpunkt. Meistern sie den technologischen Wettbewerb geschickt, punkten sie. Bei dem Kunden etwa mit maßgeschneiderte Konsumwelten. Und beim Anleger? Als ein Zeitgeist mit außergewöhnlichen Renditechancen.

Die Digitalisierung sorgt dafür, dass der Mensch, der Arbeiter, durch die Maschine ersetzt wird. Das heißt, wir haben sehr viel Freizeit, und Freizeit muss gefüllt werden. Das heißt, alles, was man machen kann mit Streaming, mit Online-Spielen, das wird eine gewaltige Wachstumswelle vor sich her tragen in den nächsten Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten. Da muss man investiert sein.
Robert Halver


Das Smartphone wird von jung bis alt sehr intensiv benutzt. Da bietet sich eine ernstzunehmende Anlagemöglichkeit. Der Markt für all diese Dienstleistungen wächst noch sehr schnell. Und wir haben gerade nicht die hochbewerteten FAANGs im Portfolio; wir gehen einen Schritt weiter und investieren in einige der grossen regionalen Player, die mit Sicherheit Marktanteile von den FAANG-Unternehmen erobern werden.
Giles Keating