Kaum ein Anleger hatte die Gerichtsentscheidung am 10. August auf dem Radar. Die Leverkusener wurden zu einer Strafe von 289 Mio. Dollar verurteilt, weil ein Kläger seine Krebserkrankung auf das Herbizid Glyphosat von Monsanto zurückführt. Bisher handelt es sich aber nur um ein Einzelurteil, Monsanto legte unmittelbar Rechtsmittel ein. Der mögliche Vergleich wird wohl zu deutlich geringeren Konditionen abgeschlossen. Vor diesem Hintergrund scheint der Kurssturz übertrieben.

Das Problem: Berichten zufolge sind rund 5000 Klagen in den USA anhängig. Auch wenn der jetzt festgesetzte Betrag keinesfalls auf die anderen Klagen hochgerechnet werden darf, besteht zumindest ein Risiko, dass Bayer für Monsanto im schlimmsten Fall Schadensersatz im Milliardenbereich zahlen muss. Gerade große Investoren sehen sich hier unkalkulierbaren Prozessrisiken ausgesetzt.

Erfahrungsgemäß ziehen sich rechtliche Auseinandersetzungen lange hin und belasten daher den Aktienkurs. Bayer müsste hohe Rückstellungen aufbauen und hätte so weniger Spielraum für Investitionen. Dazu kommen weitere schlechte Nachrichten. So wollen die beiden größten Saatgut-Händler in den USA erreichen, dass das Unkrautvernichtungsmittel Dicamba vorerst nicht mehr eingesetzt werden darf. Landwirte würden dann auch nicht mehr das darauf von Monsanto abgestimmte Saatgut kaufen - ein Teufelskreis, der Umsatzeinbußen nach sich zieht.

Bereits im Vorfeld der Monsanto-Übernahme hatten zahlreiche Experten vor dem schlechten Ruf und den damit einhergehenden Risiken gewarnt, die auf Bayer übergehen würden. Zwar steigt der Konzern mit dem Deal zum führenden Agrochemie- und Saatgutanbieter auf, was sich den Plänen zufolge durch Synergien positiv auf der Renditeseite bemerkbar machen sollte. Auf der anderen Seite lauern nun aber auch teure Rechtsrisiken, die nach Einschätzung der DZ Bank einen Bewertungsabschlag von 35 Prozent auf das Bayer-Agrargeschäft inklusive Monsanto rechtfertigen. Was macht die Börse?

Schatten der Vergangenheit



Langjährige Aktionäre von Bayer werden sich noch an den Lipobay-Skandal erinnern. Der Cholesterinsenker führte in Wechselwirkung mit anderen Medikamenten zu starken Nebenwirkungen und Todesfällen. Als das Produkt im August 2001 vom Markt genommen wurde, rollte auf Bayer bereits eine Klagewelle zu, die durch Vergleiche beendet wurde. Ob Glyphosat tatsächlich krebserregend ist, ist hingegen unter Wissenschaftlern umstritten und konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Der Imageschaden ist aber schon jetzt groß: So will Kanada den Einsatz von Insektiziden von Bayer in den nächsten fünf Jahren beenden. Andere dürften folgen.

Vor rund 17 Jahren sackte der Bayer-Kurs unter hohen Umsätzen zwischen Mitte August bis Mitte September um bis zu 50 Prozent ab. Anschließend wurde die Hälfte wieder aufgeholt. Übertragen auf die aktuelle Ausgangslage würde dies Verlusten bis etwa 50 Euro entsprechen. Die Realität wird wohl anders verlaufen, weil die rechtlichen Unsicherheiten jetzt wesentlich länger den Bayer-Kurs belasten dürften. Kurzfristig ist der Wert aber kräftig überverkauft. Der Abstand zur 200-Tage-Linie (hier als 40-Wochen-Durchschnitt) liegt auf einem ähnlichen Niveau wie zu den Tiefs in den Crash-Phasen 2008 und 2011. Mittelfristig dürfte aber ein Test der 60 bis 70er-Region auf der Agenda stehen. Jederzeit ist mit neuen Hiobsmeldungen aus den USA zu rechnen.

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Empfehlung der Redaktion



Zum Wochenauftakt läuft die überfällige, technische Erholung. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass Gegenbewegungen von größeren Investoren zum Ausstieg genutzt werden, um das Risiko im Depot zu reduzieren. Spekulative Anleger können beispielsweise bei einem Rücklauf an die alte Unterstützung um 85 Euro auf der Short-Seite neue Positionen eingehen. Umgesetzt werden kann dies mit dem Bear-Schein ST383V. Das Papier ist mit einem Basispreis von 94,72 Euro ausgestattet, der zu einem Hebel von 5,4 führt. Bereits von geringen Bewegungen können Anleger über das Papier somit kräftig profitieren. Aufgrund der hohen Volatilität sollten aber nur kleine Summen gesetzt werden.




  Basiswert
  
  

  Bayer
  

  Kurs Basiswert
  
  

  79,9 EUR
  

  Produkt
  
  

  Knock out Bear
  

  WKN
  
  

  ST383V
  

  Emittent
  
  

  Societe Generale
  

  Fälligkeit
  
  

  Endlos
  

  Hebel
  

  5,4
  

  Basispreis
  
  

  94,72 EUR
  

  Knock Out
  
  

  94,72 EUR
  

  Kurs Zertifikat
  
  

  1,49 EUR
  

  Spread
  
  

  0,6
  %