Der Onlinehandel wächst immer mehr an Bedeutung und vor allem die Corona-Pandemie, wegen der Kunden zeitweise immer wieder gezwungen waren, ihre Einkäufe online zu tätigen, hat der Branche weiteren Schub gegeben. Wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel BEHV am Donnerstag mitteilte, werde erwartet, dass 2022 die Umsätze mit Waren im Onlinehandel um weitere zwölf Prozent auf mehr als 110 Milliarden Euro wachsen. Und auch in den Folgejahren rechnet die Branche mit Wachstumsraten von über zehn Prozent. Für Amazon ging es im Zuge der jüngsten Korrektur bei Tech-Aktien dennoch bergab. Seit Jahresanfang rutschte die Aktie des Handelsriesen um etwa 16 Prozent von rund 2.990 Euro je Aktie auf 2.498 ab.

Eigenes Amazon-Modekaufhaus geplant


Wie die Umfrage des BEHV zeigte, wollen etwa 63 Prozent der befragten Verbraucher nach dem Ende der Pandemie wieder in größerem Umfang in stationären Ladengeschäften einkaufen. Ein Bereich, den Amazon zumindest im Modebereich bislang nicht abdeckte. Doch das soll sich noch in diesem Jahr ändern. So plant Amazon in der Nähe von Los Angeles ein eigenes Mode-Kaufhaus. Das Geschäft im kalifornischen Glendale soll knapp 2.800 Quadratmeter groß sein und noch in diesem Jahr seine Türen öffnen. Modernste Technik und eine "magische Umkleide" sollen Menschen dabei helfen, die richtige Kleidung zu finden. Beispielsweise wird per Smartphone der Raum geöffnet, der einen Berührungsbildschirm besitzt, über den Kunden Kleidung ordern können, die ihnen innerhalb von Minuten gebracht wird.

Britische Visa-Karten bleiben weiterhin mögliches Zahlungsmittel bei Amazon


Eine Nachricht, die in diesem Jahr vor allem britische Amazon-Kunden beschäftigt haben dürfte, war die weitere Entwicklung rund um die Nutzung britischer Visa-Karten. So ermöglicht der Onlineriese die Bezahlung mit den in Großbritannien ausgestellten Kreditkarten - anders als erwartet - nun doch. Amazon hatte im November angekündigt, ab dem 19. Januar wegen anhaltend hoher Gebühren keine britischen Visa-Karten mehr für Zahlungen anzunehmen. Seit dem Brexit gilt für Großbritannien die in der EU vorherrschende Obergrenze für Kreditkartengebühren nicht mehr. Man arbeite eng mit Visa zusammen, um eine Lösung zu finden, die Kunden ermögliche, ihre Karten weiter zu nutzen, hieß es vonseiten Amazons.

Arbeitsschutzbehörde versucht erneut erste US-Amazon-Gewerkschaft zu etablieren


Neuigkeiten gibt es beim Versandhändler auch jenseits des Atlantiks. So muss Amazon erneut ein Votum über eine erste Gewerkschaftsvertretung in den USA über sich ergehen lassen. Vergangenes Jahr war der Versuch, eine Gewerkschaft in einem US-Standort zu etablieren, gescheitert. Doch die Aufseher der Arbeitsschutzbehörde National Labor Relations Board NLRB waren nach Beschwerden der Gewerkschaft zu dem Schluss gekommen, dass Amazon die Wahl auf unzulässige Weise beeinflusst habe und deshalb erneut abgestimmt werden müsse. Nun haben die Amazon-Beschäftigten eines Logistiklagers in Bessemer im Bundesstaat Alabama erneut die Möglichkeit, abzustimmen, ob sie sich der Handelsgewerkschaft RWDSU anschließen. Sollten die Mitarbeiter sich dafür aussprechen, würde erstmals eine US-Gewerkschaft Einzug bei Amazon erhalten. Die Briefwahlstimmen sollen am 28. März ausgezählt werden.

Amazon kooperiert mit Stellantis


Diesseits des Atlantiks konnte sich Amazon eine Kooperation mit dem Auto-Riesen Stellantis und damit einen prominenten Platz in Millionen künftiger Fahrzeuge sichern. Der Konzern mit Marken wie Peugeot, Chrysler, Fiat und Opel will unter anderem Amazons Sprachassistentin Alexa in sein neues digitales Cockpit einbetten. Das "digitale Cockpit" soll 2024 auf den Markt kommen. Außerdem sicherte sich Amazon mit dem Deal auch Geschäft für seine Clouddienst-Sparte AWS, auf die Stellantis-Fahrzeuge zurückgreifen sollen. Für den Onlineriesen ist es ein Erfolg im Wettlauf unter anderem mit Google um den Platz im Auto. Amazon wird außerdem der erste Großkunde für elektrische Transporter von Stellantis, die im kommenden Jahr auf den Markt kommen sollen. Dabei gehe es um Tausende Lieferwagen des Modells Ram ProMaster, die jedes Jahr auf die Straße kommen sollten. Der Online-Händler hatte früher die Anschaffung von bis zu 100.000 Elektro-Vans des Startups Rivian Automotive angekündigt.

Unsere Einschätzung zur Amazon-Aktie


Vor allem der Jahresanfang war für die Aktie des Online-Versandriesen eher holprig. Insgesamt 16 Prozent ging es seither abwärts bis auf etwa 2.498 Euro. Ein Auslöser der Abwärtsbewegung dürfte der weltweite Ausverkauf von Technologiewerten sein. Da die US-Notenbank Fed mittelfristig ihre Zinsen deutlich erhöhen dürfte, zeigten sich Tech-Aktien zuletzt von ihrer schwächeren Seite. Wegen der aktuellen Unsicherheiten raten wir, - zumindest bis der Ausverkauf der Tech-Aktien ein Ende gefunden hat - das Papier von der Seitenlinie aus zu beobachten.

iw/rtr/dpa-AFX