Eigentlich wollte der britische Premier Boris Johnson zu Wochenbeginn selbst mit einem frisch gezapften Bier auf die Wiedereröffnung der Gastronomie, wenn auch zunächst nur im Außenbereich, anstoßen. Aus Rücksichtnahme auf die Königsfamilie sagte er den Termin jedoch nach dem Tod von Prinz Philip ab. Seine Landsleute dagegen nutzten die Gelegenheit fleißig: Vor den Kneipen im Londoner Ausgehviertel Soho feierten Hunderte von Menschen, auch anderswo waren die Ausschankflächen der Pubs trotz klirrender Kälte gut besucht.

Auch alle Geschäfte dürfen wieder aufmachen. Die nächste Stufe mit der vollständigen Öffnung der Gastronomie und der Wiederaufnahme internationaler Reisen ist für den 17. Mai geplant. Zum 21. Juni sollen alle verbliebenen Beschränkungen fallen.

Bereits jetzt erholt sich die britische Wirtschaft deutlich von Pandemie-Beschränkungen und dem Brexit-Schock, der britische Exporte in die EU im Januar einbrechen ließ. Im Februar stiegen die Ausfuhren um 47 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 0,4 Prozent zu, für den März wird erwartet, dass das Wachstumstempo weiter anzieht. Während der drei Lockdowns sollen die Briten Schätzungen zufolge 173 Milliarden Euro auf die Seite gelegt haben. Ökonomen rechnen mit einem heftigen Anstieg des Konsums, wenn die Bürger jetzt beginnen, auch nur einen Teil dieser Ersparnisse auszugeben.

Aufgrund der entgegengesetzten Tendenzen in Großbritannien und der EU, wo die Impfkampagne nur langsam vorankommt und viele Länder mit steigenden Corona-Fallzahlen kämpfen, hat das Pfund seit Jahresbeginn zum Euro aufgewertet. Anfang des Monats gab es jedoch eine Korrektur: Wegen der Nebenwirkungsproblematik beim Astrazeneca-Impfstoff, auf den die Briten im großen Stil setzen, kamen Zweifel daran auf, ob das Impftempo im Vereinten Königreich gehalten werden kann.

Impfziele bleiben bestehen

Doch bisher scheinen diese unbegründet: Das selbst gesetzte Ziel, bis 15. April allen Einwohnern über 50 ein Impfangebot zu machen, wurde erreicht, ab sofort kann sich jeder über 45 anmelden. "Ich denke, dies ist eine Kaufgelegenheit, und die Pfund-Sorgen werden in den kommenden Tagen nachlassen", sagt Jordan Rochester, Devisenstratege bei Nomura.

Risikobereite Anleger können mit der ETC 5X Long GBP Short EUR von Wisdomtree (ISIN: JE 00B MM1 X16 3) überproportional an einer Aufwertung des Pfunds zum Euro partizipieren. Der Hebel beträgt 5,0. Gibt das Pfund zum Euro nach, drohen auch entsprechend gehebelte Verluste. Vorsicht: Die Wahlen in Schottland am 6. Mai könnten zu erneuten Turbulenzen führen.