Am 16. Juni begrüßt Erich Sixt die Aktionäre des gleichnamigen Autovermieters zum letzten Mal als Vorstandschef zur Hauptversammlung. Mit stehenden Ovationen kann der 76-Jährige dann nicht rechnen. Wegen Corona findet die Veranstaltung wie schon im vergangenen Jahr rein virtuell statt. Der eher spröde Rahmen zum Abschied ändert nichts am einzigartigen Lebenswerk des charismatischen Familienunternehmers.

1969 ist Erich Sixt in dritter Generation in die Münchner Autovermietung eingestiegen. Über fünf Jahrzehnte später räumt er den Chefsessel eines global agierenden Mobilitätsdienstleisters mit einer mehr als 200 000 Fahrzeuge starken Flotte. Während seine Söhne, Konstantin und Alexander, fortan als Doppelspitze fungieren, hält sich die Lust des Patriarchen auf ein Rentnerdasein offenbar in Grenzen. Erich Sixt wechselt direkt in den Aufsichtsrat und strebt auch gleich den Vorsitz des Kontrollgremiums an.

Gewinn trotz Pandemie

Dabei hätte er sich eine Pause redlich verdient. Schließlich verlangte die Pandemie dem Konzernlenker am Ende seiner Ägide noch einmal alles ab. Die Lockdowns würgten die globale Mobilität und damit auch den Wachstumsmotor des SDAX-Mitglieds regelrecht ab. 2020 brach der Konzernumsatz um 39 Prozent auf 1,53 Milliarden Euro ein. Ein Abgleiten in die roten Zahlen konnte der scheidende Chef dennoch vermeiden. Neben Kostensenkungen half ihm dabei vor allem der Verkauf der Leasingsparte. So verbuchte der Konzern unterm Strich ein kleines Plus von zwei Millionen Euro. "Ich wäre ungern mit einem Riesenverlust gegangen", gibt Erich Sixt aufatmend zu.

Nach einem schwachen Start in die neue Periode lag der Umsatz im März wieder auf Vorjahresniveau. "Es zeigt sich, dass, sobald Covid-19-Restriktionen gelockert werden, die Menschen einen ungebremsten Drang haben, individuell mobil zu sein und zu reisen", erklärt der Chef. Obwohl dieser Trend im April anhielt, traut er sich keine Prognose für 2021 zu.

An der Börse gibt Sixt dennoch Vollgas. Berenberg erachtet die Drehzahl - allein von Januar bis Mai hat sich die Stammaktie um knapp ein Drittel verteuert - als zu hoch. Die Privatbank hat den SDAX-Titel daher trotz der positiven Aussichten von "Kaufen" auf "Halten" herabgestuft.

Der auf dieses Rating folgende Rücksetzer sorgte bei Sixt für einen Anstieg der Volatilität. Nicht zuletzt wegen der erhöhten Kursschwankungsbreite bieten Discountzertifikate auf Sixt eine interessante Anlagealternative. Sofern die Stämme am 17. Dezember bei 120 Euro oder höher notieren, wirft das in der Box aufgeführte Derivat die Maximalrendite von 10,6 Prozent ab. In die roten Zahlen würde das HVB-Zertifikat nur rutschen, wenn Sixt bis dahin den Discount von knapp neun Prozent aufbraucht. Wichtig: Geht die Rally unter der neuen Doppelspitze weiter, hätten Halter des Produkts nichts von Avancen über den Höchstbetrag.