Während sich deutsche Anleger über kräftige Kursgewinne seit dem Lockdown freuen, ist in Österreich Trübsal angesagt. Der Leitindex ATX befindet sich aktuell auf dem Niveau von Anfang April - seit Jahresanfang hat er rund 30 Prozent verloren.

Das ist erstaunlich, da Österreich ähnlich wie Deutschland die Corona-Krise mit relativ wenigen Infizierten und Toten gut verkraftet hat. Im zweiten Quartal gab das BIP zwar um 10,7 Prozent nach, für das Gesamtjahr wird aber nur mit 6,5 Prozent Minus gerechnet, was im Europa-Vergleich ein guter Wert ist. Für 2021 erwarten die Konjunkturforscher 4,7 Prozent Plus.

Warum verschmähen dann die Anleger den ATX? Das hat verschiedene Gründe. Einer davon ist, dass drei Viertel des Umsatzes an der Wiener Börse durch Ausländer gemacht werden. Diese meiden in Krisen wenig liquide Börsen. Die Marktkapitalisierung des ATX beträgt nur 63,2 Milliarden Euro, das ist weniger als beim größten DAX-Wert SAP. Auch die Zusammensetzung spielt eine Rolle. 30 Prozent des ATX machen Banken aus, die von Investoren wegen einer zu erwartenden Pleitewelle in Europa eher selten angefasst werden.

Kein Osteuropa-Risiko

Überdies wird von nichteuropäischen Investoren Österreichs Börse Osteuropa zugeordnet und gilt daher als riskant. "Das entbehrt aber jeder Grundlage, da Osteuropa gut durch die Corona-Krise gekommen ist", sagt Wolfgang Matejka, Geschäftsführer der Wiener Vermögensverwaltungsgesellschaft Matejka & Partner.

Er hält den ATX für unterbewertet und verweist auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Das liegt mit 0,78 weit unter eins und viel niedriger als beim DAX mit 1,5. Auch das KGV liegt mit 10,8 für 2020 weit unter dem des DAX mit 25. "Der ATX ist für fundamentale Anleger, die drei Jahre Zeit haben, ein klarer Kauf", ist Matejka langfristig bullish für Österreichs Leitindex.

Er verweist zudem auf die hohe Qualität vieler Unternehmen. Auch die Banken seien besser aufgestellt als die deutschen Großbanken. Trotzdem dürfte der ATX vorerst hinterherhinken, da Großinvestoren derzeit liquidere Indizes wie den DAX bevorzugen. Daher ist es sinnvoll, mit Rabatt in den ATX einzusteigen.

Dafür eignet sich das ATX-Discountpapier der Raiffeisen Centrobank (ISIN: AT 000 0A2 G63 3). Anleger kaufen den ATX derzeit mit gut neun Prozent Discount und verdienen bis zum Cap bei 2.400 Indexpunkten mit. Steigt der ATX über den Cap, sind Käufer an Erträgen nicht mehr beteiligt. Das entspricht aktuell fast 19 Prozent Rendite bis zur Fälligkeit Mitte September 2021. Erst wenn der Index um neun Prozent oder mehr fällt, machen Anleger Verluste.