"Der starke Arbeitsmarktbericht für Juni dürfte die Zweifel der bis dato noch unschlüssigen Fed-Führungsmitglieder ausgeräumt haben", sagt Ökonom Mark Holman vom Vermögensverwalter Vontobel Asset Management. "Einer weiteren Normalisierung der Geldpolitik steht nichts im Wege", ergänzt Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der Commerzbank.

Mit höheren Zinsen dürften die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell versuchen, eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern, die durch die radikale Steuerreform von Präsident Donald Trump möglich wird. Die Arbeitslosenzahl war zuletzt auf 3,8 Prozent gefallen - das niedrigste Niveau seit 18 Jahren. Zudem ziehen die Preise im Zuge des anhaltenden Aufschwungs stärker an und nähern sich der von der Fed angestrebten Marke einer Jahresteuerung von zwei Prozent.

ZINSAUSBLICK IM FOKUS



Vor diesem Hintergrund erhoffen sich Investoren Hinweise, wie stark die Fed die Zügel in diesem Jahr noch anziehen wird. Aufschluss darüber dürfte der Ausblick der Führungsmitglieder geben. Diese hatten noch im März im Mittel insgesamt drei Schritte nach oben in diesem Jahr avisiert. Experten spekulieren, dass die Fed eine zusätzliche Erhöhung ins Auge fassen könnte. Die Aufgabe Powells kommt laut Volkswirt Tilmann Galler vom Vermögensverwalter JP Morgan Asset Management einem Balanceakt gleich: "Er hat die heikle Aufgabe, die geldpolitische Unterstützung der Wirtschaft zu reduzieren, ohne die Konjunktur zum Absturz zu bringen. Gleichzeitig muss er ein Zinsniveau finden, das die Inflationsrisiken im Zaum hält."

Powell wird auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss wohl den Kurs für diese Gratwanderung abstecken. Commerzbank-Experte Weidensteiner geht davon aus, dass sich die Fed auf unsicherem Terrain vorsichtig vortasten wird: "Denn nach einigen zusätzlichen Schritten würde der Leitzins bereits im neutralen Bereich liegen. Dann wäre jeder weitere Schritt ein geldpolitisches Bremsmanöver." Anders als in früheren Aufschwungphasen wolle die Fed jedoch nicht zu stark auf das Bremspedal treten, um der Wirtschaft eine Rezession zu ersparen.

Dazu passen die Äußerungen der Präsidentin des Fed-Ablegers von Cleveland, Loretta Mester, wonach sich alles darum drehe, die Wirtschaft auf einem nachhaltigen Wachstumskurs zu halten. In ihren Konjunkturprognosen haben die Währungshüter im März für 2018 ein Plus beim US-Bruttoinlandsprodukt von 2,7 Prozent erwartet. Nächstes Jahr soll ein Zuwachs von 2,4 Prozent herausspringen. Angesichts dieser rosigen Aussichten, die wohl auch in den aktualisierten Projektionen tendenziell bestätigt werden dürften, dringen Fed-Führungsmitglieder darauf, den Ausblick zu ändern. Ihrer Meinung nach könnte es bald angebracht sein, die geldpolitische Haltung nicht mehr als "konjunkturfördernd" zu bezeichnen - so wie es die US-Notenbank seit Jahren tut.

rtr